Das Warten auf die erste Schneeflocke

Musik

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Mit dem beliebten Märchen «Herr Eichhorn und der erste Schnee» brachten Mitglieder der Zuger Sinfonietta und das Schauspielerensemble «Les Embrassadeurs» Kinder im Steinhauser Gemeindesaal zum Lachen und Jubeln.

  • Im Gemeindesaal gibt es viel zu sehen und zu hören. (Bild Mathias Blattmann)
    Im Gemeindesaal gibt es viel zu sehen und zu hören. (Bild Mathias Blattmann)

Steinhausen – Lauter Gegenstände aus Holz stehen auf der Bühne des Gemeindesaals Steinhausen: zusammengebundene Astpyramiden, Holzstämme, Stuhlberge, diverse Bockleitern, ganz hinten rechts eine Holzpalette – und schläft da nicht einer drauf? Seine grauen Finken sehen wie Steine aus. Wir sind demnach in einem Wald ohne Laub, es ist also Winter, aber mitten darin scheinen fünf Notenständer und ein liegender Kontrabass auf Musik zu warten. Auch hängt von einem der Bäume ein rötlich-weisses Fell herab. Schon das Bühnenbild macht neugierig. Der Saal füllt sich fast ganz, und die Verwunderung und Aufregung der vielen herbeigeströmten Kinder zeigt sich in grossen Augen und Zappeligkeit.

Die Zuger Sinfonietta hat sich mehr Vermittlungsprojekte vorgenommen. Und so haben sich für diesen Abend fünf ihrer Mitglieder mit dem Ostschweizer Schauspielensemble Les Embrassadeurs zusammengetan, um das bekannte Märchen «Herr Eichhorn und der erste Schnee» von Sebastian Meschenmoser aufzuführen – mit Theater und Musik (Regie Carin Frei).

Eine kleine Heldenreise auf der Bühne

Herr Eichhorn ist ein junges Eichhörnchen, das noch keinen Winter erlebt hat und nicht weiss, wie Schnee aussieht. Die erste Schneeflocke nicht zu verpassen und ihr zu begegnen, das ist sein Abenteuer. Die Suche nach dem, was «vom Himmel fällt und glänzt, was weiss, kalt, nass und – zauberhaft» ist, füllt auf der Bühne eine kurzweilige Stunde.

Denn die kleine Heldenreise ist voller Zufälle und Begegnungen: zuerst mit dem Steinbock, der den Weg weist, dann mit dem Igel, der zum treuen Gefährten wird. Auch der Bär wird aus dem Winterschlaf gerissen und gibt wertvolle Tipps. Herr Eichhorn irrt und verwirrt sich oft, hält viele weisse Dinge für Schneeflocken, wird enttäuscht und gibt nicht auf. Am Ende beschenkt der Himmel die unermüdliche Suche unverhofft mit anmutigem Flockenfall.

Komödiantisches Können ist auch vorhanden

Wie die drei Schauspielenden den vier Tieren Bewegungen, Stimmen und Charakter abgeschaut haben, ist beste Komödianten-Tradition. Vollkörpereinsatz, sprechende Gestik, ausdrucksvolle Mimik, Singen und Tanzen, alles haben sie drauf. Allen voran Annette Démarais-Stickel als Eichhorn, mit der rötlich-weissen Mütze, rasch, rennend, neugierig überall hinwuselnd. Pascal Démarais ahmt das Röhren und die Sprünge der Steinböcke nach, später trägt er eine Igelmütze und marschiert brummelig vor sich hin, bleibt bockstill stehen, stellt die Stacheln hoch und hat oft eine lange Leitung, bis er verstanden hat.

Der Bär von Andrea Noce Noseda streckt und reckt sich, gähnt, hockt gebeugt, hat eine tiefe sonore Stimme, aber am Ende nimmt er teil am Abenteuer und wird gar zum Slapstickkünstler und Tanzbär. Die drei Profis sind Abgänger der Scuola Teatro Dimitri im Tessin. Das sieht man.

Auch hat das Stück einen wunderbaren Rhythmus: besinnlich-magische Phasen, die den Atem anhalten lassen, stehen neben quirlig-übermütigen Szenen. Die Kinder im Saal sind gefangen genommen, lachen, rufen zu, jauchzen bei jedem Malheur.

Mittendrin die fünf Sinfonietta-Musiker und -Musikerinnen (zwei Violinen, Viola, Cello, Kontrabass), die das Spiel musikalisch untermalen oder kommentieren. Und so wird Anitras leichtfüssiger Tanz aus Griegs «Peer Gynt» zur Schneeflockenmusik. Weitere Stücke der neueren Klassik (20. Jahrhundert) und ein altes Seemannslied passen, sorgfältig ausgewählt, zur Erzählung.

Nach begeistertem Stakkato-Applaus stürmen die Kleinen die Bühne, um ein paar heruntergerieselte Schneeflocken zu erhaschen. (Dorotea Bitterli)