Analyse auf der Matte und am Pult

Literatur & Gesellschaft

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Mexikaner Alberto Navarro Mojica betreibt eine Kampfsportschule und hat eben sein erstes Buch veröffentlicht.

  • Alberto Navarro Mojico hat zum Schreiben gefunden. (Bild Matthias Jurt)
    Alberto Navarro Mojico hat zum Schreiben gefunden. (Bild Matthias Jurt)

Oberägeri – Die Geschichte spielt in malerischer Kulisse, im kleinen Dorf Santa María Del Río in Mexiko. Dort hat sich die Navarro-Familie eine Ranch mit einer florierenden Milchproduktion auf­gebaut. Viele Arbeiter der Umgebung können beschäftigt werden. Doch es gibt auch ein Familiengeheimnis, dessen Enthüllung Gewalt, Tod und Entführung mit sich bringt. Mittendrin ist ein Freund des Ranchbesitzers, ein Grundschullehrer. Er will auf eigene Faust handeln.

Plötzlich hängt das Überleben der Ranchbesitzer von diesem ab, doch die Situation ist aussichtslos. «Oro y sangre» – zu Deutsch: Gold und Blut – so lautet der Titel dieses Erstlingswerks. Es handelt sich unverkennbar um einen Krimi. Der Autor, Alberto Navarro Mojica, kennt sich in besagtem mexikanischen Dorf bestens aus. Als Jugendlicher hat er dort mit seiner Familie gewohnt und sagt: «Ich kenne die Gegend sehr genau und einige Situationen habe ich selber erlebt, aber die Handlung ist Fiktion.»

Ein schlechtes Drehbuch war der Auslöser

Entstanden ist der Krimi während des letzten Jahres. Alberto Navarro Mojica wohnt in Oberägeri und betreibt eigentlich eine Kampfsportschule in Unterägeri. Aufgrund der Coronapandemie konnte er keine Kurse mehr durchführen. Er hatte reichlich Zeit, sich einer Idee hinzugeben, die ihn schon lange begleitet. «Vor einigen Jahren habe ich schon einmal angefangen, etwas zu schreiben, dann aber wieder aufgehört.» Der Auslöser für die erwachende Motivation war ein Film über Kampfsport, den er gemeinsam mit einem Kollegen gedreht hat. «Es gab kein Drehbuch, keinen roten Faden. Das hat mich gestört», erinnert sich der 57-Jährige. Also hat er angefangen zu recherchieren und ist dabei auf einen Onlineschreibkurs gestossen. Der gebürtige Mexikaner macht keine halben Sachen und so hat er sich für den Kurs angemeldet. Hauptthema waren grundlegende Basics. «Ich bekam einen Einblick in Drehbücher, Schreibtechnik, wie Dialoge funktionieren und wie man einem Protagonisten einen Charakter gibt.» Sein Erstlingswerk ist denn auch im Rahmen dieses Kurses entstanden. Vorerst ist es nur auf Spanisch, Navarro Mojicas Muttersprache, erschienen. Im Selbstverlag bei Amazon. Bald jedoch soll es auch in Englisch und Deutsch erhältlich sein.

Daran arbeitet er gerade gemeinsam mit seiner Frau und Bekannten, mit denen er durch seine Kampfsportschule in Kontakt gekommen ist. Familiensache wiederum war dann die Produktion des Titelbildes: Seine Frau und sein Sohn sind dafür Modell gestanden. «Das gedruckte Buch in den Händen zu halten, war ein tolles Gefühl», sagt er.

Alberto Navarro Mojica arbeitet bereits an zwei weiteren Büchern. Das eine spielt in seiner jetzigen Heimat, dem Ägerital, das andere wird die Biografie seines Cousins, eines ehemaligen Sportlers, der heute im Rollstuhl sitzt. Zur Recherche ist der Cousin extra aus Mexiko zu ihm in die Schweiz gekommen. Gemeinsam haben sie ihre Geschichte rekonstruiert. Er habe bereits viele neue Ideen und eine grosse Motivation, diese umzusetzen. Zur Inspiration verhelfen ihm da auch die langen Spaziergänge, die er täglich mit seinem Hund unternimmt. Er sagt: «Ich möchte unbedingt auch nach Corona weiterschreiben.» Dafür ist er sogar bereit, beim Kampfsport etwas zurückzustecken, indem er etwa bei den Kampfsportseminaren im Ausland zurückschraube.

Auch beim Kampfsport macht er sein eigenes Ding

Seit über 40 Jahren gehört der Kampfsport zu seinem Leben. Angefangen habe er als kleiner Junge in Mexiko mit Karate, dann kamen Ju-Jutsu und Taekwondo dazu. In den USA, wo er sein Informatikstudium fortsetze, kam er in Berührung mit Kung-Fu. Zurück in Mexiko beginnt er Ende der 1980er-Jahre mit Boxen. Schliesslich entwickelte er aus seiner Erfahrung ein eigenes System: Shui Zhu Do. «Damit wollte ich alle Aspekte und Bereiche der Kampfsportarten vereinen: Hand- und Beinarbeit, Würfe, Kampf am Boden.» Auch die Begriffe hat er vereinheitlicht – ganz oder gar nicht eben. «Der Name ist zwar noch Chinesisch, doch die Kommandos und die Techniken sind bei mir nun alle auf Spanisch.»

Über Umwege ist er mit seiner eigenen Schule vor 24 Jahren in Unterägeri gelandet. Heute unterrichtet er bereits die Kinder seiner ehemaligen Schüler. Der Start war allerdings nicht ganz so leicht. «Die ersten vier bis fünf Jahre waren schwierig, ein paar Mal wäre die Schule fast pleitegegangen. Dann konnte sie Fuss fassen.» Der 57-Jährige gibt an Schulen zudem Gewaltpräventionskurse. Er hat für seine Arbeit viele internationale Ehrungen erhalten. Nun ist die Zeit aber vielleicht reif für eine kleine Veränderung. (Carmen Rogenmoser)