So startet die Chollerhalle in die Saison

Theater & Tanz

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Die Chollerhalle sei ein Gemischtwarenladen. Die Saisoneröffnung war demnach auch ein Lehrstück in Sachen ausgewogenes Allerlei.

  • Ritschi im Gespräch mit Phil Dankner (rechts). (Bild Roger Zbinden)
    Ritschi im Gespräch mit Phil Dankner (rechts). (Bild Roger Zbinden)

Zug – Zur Saisoneröffnung richteten Graziano Grieder, Geschäftsführer der Chollerhalle, und sein Team einen Apéro aus. Mit rotem Teppich, schweren Samtkordeln und Häppchen für ausgewählte Leute. Ganz so eng wurde der Rahmen dann aber doch nicht gezogen. «Heute um fünf waren schon Gäste da, die eigentlich nicht an den Apéro eingeladen waren», erzählt Grieder. «Ich habe sie dann natürlich trotzdem eingelassen. Sie waren so happy, dass sie gleich Gönner und Mitglieder vom Verein Chollerhalle wurden.»

Der ganze Samstagabend in der Chollerhalle glich einer Samstagsabendshow im Privatfernsehen der guten alten Zeit. Das sei durchaus beabsichtigt, meint Grieder. «Die Chollerhalle ist ein Gemischtwarenladen, einen typischen Besucher gibt es dabei nicht. Wir bieten Marla Glen und am nächsten Abend Hecht.» So gesehen ist die Eröffnung ein perfektes Beispiel.

Ein Publikum in Wohnzimmerstimmung

Der Musiker und Moderator Phil Dankner führt durch den Abend. Es gibt, Stand-up-Comedy von Stefanie Berger, neue Musik der Basler Newcomer «Yaya», Ritschi spielt, Marc Sway singt und Fratelli B schliessen den Abend ab. Das Publikum drapiert sich um lockere Sitzgruppen und leuchtende Stehtische, dazwischen immer wieder mannshohe Kerzenständer. So redet Stefanie Berger von der Bühne aus auf ein Publikum in Wohnzimmerstimmung ein und erzählt detaillierte Erfahrungen aus ihrem Leben zu Hängebrüsten und behaarten Saunapartnern.

Am Ende erklärt sie dem Schlager den Krieg. Mit grenz­debilem Gesichtsausdruck singt sie eine Schlagerpersiflage. Die Chollerhalle-Gäste lachen und klatschen entlarvend routiniert im Takt.

Die Basler Newcomerband Yaya stellt einige Songs ihres neuen Albums «Lost Heaven» vor. Die grollenden Synths lassen die Gäste zittern. Angstlos gegenüber Kontrast spielen sie sich durch ihren ganz eigenen Stil. Der Sänger singt bittend, dann schreit er wie getroffen und taumelt unter den satten Synths. Das wird Frau Berger gefallen.

Phil Dankner leitet von Auftritt zu Auftritt mit lockeren Sprüchen und leichtem Geplänkel. Der Yaya-Sänger nimmt dann auch kurz Platz. Was macht man, damit man endlich weltberühmt wird? «Na, Musik», erklärt der Sänger. Einmal wurde ihr Video sogar von einem Schweden ge­liked. Dann kündigt Phil Dankner die «erotischste Stimme der Welt» an, und Marc Sway tritt auf. Marc Sway spielte ein Cover-Cover. Einen Song, den Ray Charles, der ihn so unglaublich beeinflusst habe, genau der, habe einmal die Beatles gecovert. Und nun singt Marc Sway in der Chollerhalle Zug «Yesterday», wie es Ray Charles gesungen hätte. Das ist eigentlich alles nicht so wichtig, denn wenn Marc Sway singt, hört man immer gerne zu.

Ein eher unroutiniertes Hip-Hop-Publikum

Die Eröffnung abgeschlossen ­haben Fratelli B. Die Rapper aus Zug stiessen auf ein eher unroutiniertes Hip-Hop-Publikum. Beim ersten Beat ging genau eine Hand in die Höhe. Dann die zweite Hook: fünf Hände. Ein Kantonsrat tippt auf dem Handy. Beim zweiten Song, «Mini Stadt», singen immer mehr den Chorus mit. Die letzte Strophe wird von den meisten mitgerappt, und der Kantonsrat filmt mit dem Handy mit.

Die Chollerhalle ist ein Gemischtwarenladen. Auch hinsichtlich des Publikums. Grieder persönlich freut sich auf den Auftritt der Band Hecht in der kommenden Saison. «Das Konzert war innerhalb von einem Monat ausverkauft, aber wir arbeiten an einer Zusatzshow.» (Lionel Hausheer)