Eintauchen in die Welt von Kuh und Stier

Brauchtum & Geschichte

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Im Museum Burg Zug öffnet heute die neue Sonderausstellung «Braun. Vieh. Zucht. Nix Natur, alles Kultur».

  • Die aktuelle Sonderausstellung im Museum Burg Zug widmet sich dem Thema Viehzucht. (Bild Stefan Kaiser)
    Die aktuelle Sonderausstellung im Museum Burg Zug widmet sich dem Thema Viehzucht. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Auch wenn die Landwirtschaft des Kantons Zug in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung eingebüsst hat, sind Milch und Viehwirtschaft weiterhin eine wichtige Einnahmequelle für die hiesigen Bauern. Die braunen Kühe, die wir heute auf unseren Weiden antreffen, sind das Ergebnis der Jahrtausende langen Rinderhaltung und der Zuchttechnik.

Die neue Sonderausstellung im Museum Burg Zug beleuchtet nicht nur die Geschichte der braunen Kühe, sondern soll auch Diskussionen rund um die Nahrungsmittelproduktion und Nachhaltigkeit anregen. «Bis jetzt gab es im Museum Burg noch nie eine Ausstellung zum Thema Tier», sagt der neue Direktor Walter Bersorger. Die Sonderausstellung über die Welt der braunen Kühe und die Viehzucht sei eine Premiere.

Auf die Frage, warum ein historisches Museum sich mit dem Tier beschäftigt, antwortet er: «Es geht hier nicht um das Tier allgemein, sondern speziell um die Kuh – in der Schweiz ein wichtiges Tier.» Mit Humor erwähnt er, dass die Schweiz kein offizielles Nationaltier habe wie andere Länder. Immerhin habe der Verein Nationaltier Schweiz 2021 die Kuh zum Nationaltier gewählt.» Zudem sei in Zug der Sitz des Verbandes Braunvieh Schweiz, wo immer der Stierenmarkt stattfinde.

Viehzucht im Fokus

Wer die Ausstellung im Untergeschoss der Burg besucht, steht zuerst vor einem riesigen Wandbild mit einer idyllischen Zuger Landlandschaft mit weidendem Vieh, auf dem sich plötzlich die Schatten weidender Kühe bewegen. Jetzt kann jede Person wählen, durch welche der drei Türen sie eintreten möchte, denn diese führen zu verschiedenen Themen: in eine bäuerliche Stube, ein Labor, wo es um die frühere und heutige Zuchttechnik geht, oder in den Stall, wo historische Gerätschaften zu sehen sind.

Mit alten Stichen, Fotos, Illustrationen, Videos und Texten wird auf informative und spielerische Art die Geschichte des Braunviehs vermittelt, angefangen vom Ur-Rind bis zur heutigen Hochleistungskuh. Denn die Viehzucht hat sich im Laufe der Jahrhunderte verändert. «Aber unser Fokus liegt auf den Veränderungen der letzten 200 Jahre», sagt der Kurator der Ausstellung Christoph Tschanz bei einer Führung im Labor, wo das Züchten als Kulturtechnik näher beleuchtet wird.

Am Eingang hängt der riesige Schädel eines Auerochsen. Zum Vergleich verweist er auf das Skelett eines kleinen Rindes, das im 5./6. Jahrhundert in der Region Biel gefunden worden ist. Wie er ausführt, gibt es Tiere für die Zucht, die Arbeit und die Milch- und Fleischproduktion. Das Züchten führte zur Bildung der verschiedenen Rassen wie des Braunviehs.

Dabei zeigt Tschanz die Zuchtbücher des Braunviehverbandes Zug, der Wert auf die Reinrassigkeit legt, bevor er die technischen Geräte zur künstlichen Besamung vorstellt. «Heute wird auch mit Blick auf die Gene gezüchtet.» Auf grosses Interesse stossen ebenso der historische Film und die alten Fotos vom Stierenmarkt, der heute zugleich ein Festplatz für die Bevölkerung ist.

Auch globale Themen kommen zur Sprache

Und welche ist jetzt die schönste Kuh? Auf einer Fotowand kann man mit einem gelben Jeton seine Lieblingskuh auswählen, und alles lacht, weil auf der Rückseite zu sehen ist, welche Kuh am meisten geschätzt wird.

Weil Christoph Tschanz vor seinem Studium als Landwirt tätig war, kann er bei diesen Themen voll engagiert ausholen und viele Fragen, auch kritische, die sich heute in der Landwirtschaft zur Viehzucht stellen, kompetent beantworten. Zudem sagt er: «Spannend war während der anderthalbjährigen Vorarbeit auch der Austausch mit Fachleuten und Landwirten.» Solche Stimmen sind in den Videos zu hören.

In der Ausstellung geht es auch um die Zukunft und die globale Perspektive. Dazu gehört die provokative Frage, ob es die Kuh noch braucht? Ist sie ein Klimakiller? Braucht sie Hörner? Was ist mit der Gentechnik? Tschanz sagt: «Das Museum bezieht keine Stellung, das Publikum kann sich selber eine Meinung bilden. Wichtig ist unser Statement. Wir wollen die Diskussion darüber anregen, wie sich die Landwirtschaft in der Zukunft entwickeln soll. Das betrifft auch die Gesellschaft.»

Fundraising und Partnerschaften

Direktor Bersorger ist besonders wichtig zu erwähnen, dass ein solches Kulturprojekt neben der grossen Eigenleistung des Teams immer auf Partnerschaften angewiesen ist. «Eine umfangreiche Zahl an regionalen und nationalen Institutionen und Privatpersonen stellen für die Ausstellung Leihgaben zur Verfügung.

Auch das Fundraising für finanzielle Unterstützung bedeutete innerbetriebliche Knochenleistung. So haben die öffentliche Hand und diverse Gönner die Ausstellung mit Finanz- und Sachbeiträgen unterstützt.» Als Zielpublikum bezeichnet Direktor Bersorger die Zuger, die Bauern, Schulklassen, Kuhlieberinnen und alle Interessierten, die in die Welt von Kuh und Stier eintauchen möchten.

«Wir möchten ganz bewusst die breite Bevölkerung ansprechen. Begleitend ist ein umfangreiches Rahmenprogramm vorgesehen mit diversen Führungen (auch in Gebärdensprache), Workshops und einer Bauernhofexkursion.» (Text von Monika Wegmann)

Hinweis
Die aktuelle Sonderausstellung «Braun, Vieh, Zucht, Nix Natur, alles Kultur» im Museum Burg Zug läuft vom 7. April (Vernissage 18.45 Uhr im Burgbachsaal) bis 4. Dezember. Informationen zum Rahmenprogramm unter www.burgzug.ch