Trychlenklänge im Ägerital

Brauchtum & Geschichte

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An diesem Samstag fand das erste kantonale Trychlertreffen des Kantons Zug statt. Als Höhepunkt des traditionsreichen Tages stand ein Umzug durch das Dorf an.

  • Trotz Regenschauer begeisterten die Trychler die Zuschauer am Strassenrand. (Bilder Maria Schmid)
    Trotz Regenschauer begeisterten die Trychler die Zuschauer am Strassenrand. (Bilder Maria Schmid)

Oberägeri – Ob jung oder alt, klein oder gross: Am kantonalen Trychlertreffen in Oberägeri, organisiert von den Ägeri Bärgtrychler, war jeder herzlich eingeladen, der sich mit Traditionen der Schweizer Kultur auseinandersetzen wollte. So hatte man die Möglichkeit, vor dem grossen Umzug die Brauchtumsaustellung anzuschauen und sich dabei spannende Traditionen erklären zu lassen. Betrachten konnte man die typischen «Geisslä», bekannt für ihr lautes Knallen, wie auch die traditionellen Trachten aus Oberägeri. Und natürlich die stolzen Umzugsglocken, die «Trychle» genannt werden. Der Oberägerer Carlo Nussbaumer (55), Geisslechlöpfer der Ägeri-Bärgtrychler, wusste Faszinierendes zu berichten: «Die richtige Bearbeitung und Herstellung der Geisseln ist eine Kunst, die nur noch wenige ausführen können. Eine besondere Geisselart wird zum Beispiel weltweit nur noch von zwei Leuten hergestellt.» Dementsprechend hofft man auf Nachwuchs, der sich mit diesem Handwerk auseinandersetzt.

Am Umzug waren etwa 650 Teilnehmer und 40 verschiedene Trychlergruppen anwesend. Neben den Trychlern waren auch Fahnenschwinger, Alphornbläser, Trachtengruppen und Geisslechlöpfer am Umzug vertreten, die den Zuschauern gelebte Schweizer Tradition vorführen konnten. Die Teilnehmer selbst reisten aus der ganzen Schweiz an, von Genf bis zum Bündnerland waren alle Regionen präsent. «An einem solchen Anlass spielt es keine Rolle, ob man sich mit der Tradition der Trychler auskennt oder nicht. Vielmehr ist es die authentische und fesselnde Aura des Umzugs, die den Reiz ausmacht», wie Michael Henggeler (30), OK-Präsident des Trychlertreffens, sagt. So ist es die Motivation der Organisatoren, im Kanton Zug auch die alten Traditionen vorzuführen, sozusagen den gewöhnlichen Alltag zu entschleunigen. Doch nicht nur das: Für die Trychler selbst ist es eine schöne Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten aus der ganzen Schweiz auszutauschen und gemeinsam eine Tradition zu verkörpern.

«Im Kanton Zug gibt es viele Messen und Anlässe. Nur ein kantonales Trychlertreffen hat bis anhin gefehlt, was wir ändern wollten», erklärt Michael Henggeler. Gerade das Nischendasein eines Trychlertreffens mache es zu etwas Besonderem. So könne man bewusst alte Traditionen wiederbeleben und Leute darauf aufmerksam machen. Man hoffe, dass man damit einen Event ins Leben gerufen hat, der sich zu einem festen Bestandteil der Zuger Kultur entwickelt. Gerne würden die Ägeri-Bärgtrychler die Organisation des nächsten Trychlertreffens an eine andere Try­chlergruppierung des Kantons weitergeben. Auch die Besucher freuten sich ob dem Trychlertreffen. Die gesellige und gemütliche Stimmung lud zum Verweilen ein. Evelyn Rust (40), CVP-Gemeinderätin Oberägeri, schätzt das Gemeinschaftsgefühl, das ein solcher Anlass zu Tage bringen kann: «Hier spürt man, wie Tradition gelebt und verbinden kann. Bereits schon die junge Generation ist Bestandteil dieser Kultur. Meine Kinder freuen sich jedes Jahr wieder auf das Chlauseslä.» (Livio Viggiano)