Meister der Improvisationskunst

Theater & Tanz

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Zum dritten Mal wurde die Industrie 45 Schauplatz eines Improsport-Wettkampfs. Ohne Vorbereitung und mit Hilfe des Publikums improvisierten die Spieler, was das Zeug hielt – und kreierten überraschende Situationen.

  • Hotel 99 treten gegen Tobertus Habicht an: Wer improvisiert besser? (Bild: Stefan Kaiser)
    Hotel 99 treten gegen Tobertus Habicht an: Wer improvisiert besser? (Bild: Stefan Kaiser)

Zug – Jeweils am ersten Mittwoch im Monat veranstaltet die Improsport-Gruppe Hotel 99 in der Industrie 45 einen Improsport-Wettkampf. Nicht schlimm, wenn man mit diesem Begriff wenig bis gar nichts anfangen kann. Ein auf den Stühlen bereitliegender Flyer bringt Licht ins Dunkle – vereinfacht ausgedrückt sei Improsport improvisiertes Theater ohne Drehbuch mit grossem Unterhaltungswert, steht da. Es gibt also unendlich viele mögliche Wendungen, die der Abend nehmen kann. Walter «Willy» Willimann gehört zum Quintett Hotel 99 und erklärt vor seinem Auftritt, was die Disziplin auszeichnet: «Für Improvisationstheater braucht man auf der Bühne weder lustig noch besonders kreativ zu sein. Es geht einzig und allein darum, seinen Mitspielern zuzuhören, auf diese einzugehen und Spass zu haben – der Rest kommt von allein. Man lernt, sich nicht in den Vordergrund zu stellen, sondern versucht, den Mitspieler besser aussehen zu lassen – dies finde ich ‹dope›, und es bestätigt, dass Improvisationstheater das Gegenteil der heutigen Gesellschaft ist.» Diese These bekräftigt er damit, dass Scheitern hier im Gegensatz zum leistungsorientierten Alltag erlaubt sei und daraus urkomische Situationen entstünden.

Grotesk witzige Szenen

Auch Mathias Zocher ist Teil von Hotel 99 und stolz, dass die Improsport-Szene am Wachsen ist: «In der Schweiz gibt es vor allem in den Städten eine Szene. Heute ist Improvisationstheater auch fester Teil an den Theaterschulen.»

Der Eintrittspreis wird dem Motto getreu spielerisch per Würfelwurf ermittelt. Das Publikum wird sogleich ermuntert, als Auflockerung ein wenig zu singen und herumzualbern. Die beiden Mannschaften, Gastgeber Hotel 99 und Tobertus Habicht aus Zürich, schreiten danach mit ihren jeweiligen zwei Spielern auf die Bühne und stellen sich einander gegenüber auf. Die Moderatorin erteilt den Teams abwechslungsweise herausfordernde Aufgaben, wobei das Publikum mit Zwischenrufen Einfluss nimmt. Von Seelen essenden Teufeln bis zum Bauer, dessen Salat spontan davongeschwommen ist, stellt sich keine Situation als zu grotesk heraus, und das Tollste ist, dass alles improvisiert ist. Die Spieler legen sich mächtig ins Zeug, was selbst bei ihnen zu einigen Lachern führt.

Nach einer kurzen Pause führen die beiden Teams gemeinsam Szenen in einem fiktiven Zwei-Sterne-Hotel mit 99 Stöcken, in dem gemordet wird, auf. Blitzschnell erfassen die Spieler Situationen und stricken diese gekonnt zu einer urkomischen Story zusammen. Burak Cak hat sich ab der Darbietung prächtig amüsiert: «Es war sehr unterhaltsam und ist wärmstens weiterzuempfehlen.» 

Hinweis

Gratis Improvisationstheater-Workshops für Jugendliche jeweils am 8.November und 6.Dezember in der Industrie 45.