«Gott sei Dank, isch das nur e Schnitzelbank»

Brauchtum & Geschichte

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Die Dorfbevölkerung genoss treffende Sprüche. Fünf Schnitzelbankgruppen lösten mit Gesang, Schalk und Ironie Lachsalven aus.

  • Die Gruppe Los Papagayos punktete mit hintergründigem Humor (Bild Roger Zbinden)
    Die Gruppe Los Papagayos punktete mit hintergründigem Humor (Bild Roger Zbinden)

Rotkreuz – Der Club Noi war am Samstagabend bis auf den letzten Platz besetzt, als «de Bärner» mit seinem Assistenten als erste von insgesamt fünf Schnitzelbankgruppen auftauchte. Sprüche wie: «Die Mall of Switzerland hat 2500 Parkplätze, aber nur einer wird benötigt» oder «Donald Trump offeriert eine Betonmauer, um den Röstigraben zu schliessen» schienen das Publikum noch nicht vollends aus den Socken zu hauen.

Das Trio «Massstab», das sich selbstbewusst als Unesco-Kulturerbe bezeichnete, brauchte danach jedoch nicht lange, um eine ausgelassene Stimmung heraufzubeschwören. Im Stil der Basler Schnitzelbänkler hielten die drei dem Publikum schonungslos den Spiegel vors Gesicht.

Einsamer Donald Trump

Die in Schwingerhosen auftretenden «Lirumlarum» lösten frohes Gelächter aus, als sie schalkhaft sangen: «Bim Kim Jong schället’s Telefon. Är nimmt de Hörer ab, und am andere Ändi mäldet es Stimmli knapp: Hello my Dear, do isch de Donald – chömmer eus wieder g’seh? Weisch du bisch de Einzig, ech ha drum kei Fründe meh.»

Die «Los Papagayos» katapultierten die frohe Stimmung im Publikum zum Siedepunkt, als sie sangen: «Mir händ i de Schüür g’mischtet und under em Druckfass unde, vom Grossvater e so-ne alte Göppel gfunde. Mier schänked das Velo em Beat Villiger und erkläred ihm, dass me dä Göppel au nümm cha schalte, aber de Rücktritt sett no go.» Ebenso frenetisch wurde dem folgenden Vers applaudiert: «Die chly Evi seid: Rächne, das isch doch öd. Und s’Schriebe und d’Gschicht find ich mega blöd. Ich wird Bundesrötin und mache Konferenz, de muesch nüd wüsse, do länget Kompetenz.»

Das «Trio Mischtchäfer» meinte zu den superschlauen Umfragen wie «Worauf freuen Sie sich im Frühling?» oder «Wie feiern Sie Ostern?» in der RIZ-Gemeindezeitung: «Mir findet die Glücksposcht-Froge absolut riisserisch und bruchid drum de Härznotfall vo de Fürwehr Risch. Die befrogte Lüüt wärdid vo dere Stasi Umfrog ganz bleich: Sie findet die Froge viel z’schwierig und en huere Seich.» Worauf hin die Mischtchäfer und das Publikum lauthals sangen: «Mier händ Müeh mit de Zytig, Müeh mit de Dorfzytig; Müeh mit de Zytig, Müeh mit de Froge.»

Und dann gaben die Mischtchäfer dem Publikum noch ein Rätsel auf. Sie fragten: «Uf de neue 200er-Note sind drei verränkti Finger pur. Mier frogid eui: Isch das en abverreckte Rütlischwur, es neus Siegerzeiche vo de Schwinger? Nei – bi eus Mischtchäfer wird das en Stinkefinger.» Der Spruch endete mit den Feststellungen von Fussballern: «Sie händ die 200er-Note gseh und’s Vogelzeiche gmacht, will de Nejmar immer d’Schwalbe macht. Do muess ich aber fascht brüele und au lache, die wänd uf’s Schmätterlingsstärbe ufmerksam mache.»

«Lirumlarum» sangen nach jedem Vers: «Ei, ei, ei und Gott sei Dank, esch das nur e Schnitzelbank.» Eine Schnitzelbank allerdings, die mehr als nur einen Kern von Schalk, Ironie – und eben auch Wahrheit beinhaltet. (Martin Mühlebach)