Die Instantfotografie – eine Collage

Film & Multimedia

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Abdrücken, 60 Sekunden warten, fertig ist das Bild. Peter Volkarts Langfilmdoku «Subito – das Sofortbild» erzählt eine der aufregendsten Episoden in der Geschichte der Fotografie.

  • Videostill aus «Subito». Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Sofortbildkamera erfunden. (Bild PD)
    Videostill aus «Subito». Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Sofortbildkamera erfunden. (Bild PD)

Zug – 1947 war der amerikanische Physiker und Erfinder Edwin Herbert Land (1909–1991) mit seinem Töchterchen in der Natur unterwegs. Er fotografierte das fröhliche Kind, welches sich wünschte, das Bild gleich anschauen zu können. Dies brachte Land auf eine Idee, die sich innert Kürze als revolutionär heraus­stellen sollte: Kurz darauf hat er die Sofortbildkamera erfunden. Unter dem Begriff «Polardoid» trat die Erfindung einen beispiellosen Eroberungszug um den Erdball an. Vorbei die Zeiten, als man tage- bis wochenlang warten musste, bis die belichteten Filme als Fotoabzüge zurück aus dem Labor kamen. Die handliche Polaroid gehörte bald zum guten Ton, fast jeder konnte sie sich leisten.

In seiner Dokumentation «Subito – das Sofortbild» erzählt der Zürcher Filmemacher Peter Volkart die bewegte Geschichte dieser einzigartigen Erfindung. Ausgehend von einer ausführlichen biografischen Rückblende, innerhalb derer Volkart in die Studienzeit des Erfinders Land zurückreist, beleuchtet der die Anfänge wie auch die nach Vorstellung der ersten Polaroid rasante technische und gesellschaftliche Entwicklung der Instantfotografie.

Wie ein «lebendiger Organismus»

Historisches Bildmaterial – bewegt wie unbewegt – fügt Volkart zu einer virtuosen Collage zusammen, gibt ihr einen passenden tonmalerischen Rahmen und lässt Menschen zu Wort kommen, in deren Leben und Laufbahn die Sofortbildkamera ein wichtiger Begleiter war und ist. Der Regisseur lässt die wissenschaftliche Komponente nicht aus – es will die Gesamtheit der Instantfotografie erfasst werden: Ein Laie kann sich kaum vorstellen, was kurz nach dem Drücken des Auslösers für ein hochkomplexer chemischer Prozess in Gang gesetzt wird, wie ein «lebendiger Organismus» nennt es ein Experte im Film. Über 50 unterschiedliche chemische Reaktionen sind nötig, damit das Bild Gestalt annimmt.

Die filmdokumentarische Reise führt über das vorläufige Ende der Polaroidfotografie um die Jahrtausendwende bis hin zu deren fulminantem Revival in der Gegenwart, wo nicht nur Nostalgiker und Kunstschaffende die handliche Sofortbildkamera wieder für sich entdecken, sondern auch Otto Normalverbraucher, der in diesem kleinen Wunderding, welches es nun in allerlei denkbaren Varianten mit und ohne abenteuerlichen Gadgets gibt, eine Alternative zur wachsenden digitalen Bilderflut findet.

«Subito», Peter Volkarts ­erste Langfilmdoku, bildet die spannende Errungenschaft lebendig und mit einer Fülle an Eindrücken ab, gibt Einblicke in die grenzenlose Begeisterung der Menschen für technische Neuerungen und erfasst mit mehreren kleinen Exkursen auch den einen oder anderen Nebenschauplatz der Geschichte der Fotografie. (Andreas Faessler)

Hinweis

Der Fliz Filmclub Zug zeigt «Subito – das Sofortbild» im Kino Gotthard, Zug. Am Montag, 8. Juli, um 20 Uhr. Filmemacher Peter Volkart ist anwesend.