«Ich möchte mit den Menschen lachen»

Brauchtum & Geschichte

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Ohne auch nur ein Wort zu sagen, zaubert Clownin Doris Müller seit 30 Jahren ein Lächeln in die Gesichter von Gross und Klein.

  • Links: Die Clownin Doris Müller mit ihrem Baby-Clown. Rechts: 2011 übernahm Müller die Rolle der Tambourmajorin beim Letzibutzäli-Umzug in der Herti in Zug. (Bilder: Stefan Kaiser, Maria Schmid)
    Links: Die Clownin Doris Müller mit ihrem Baby-Clown. Rechts: 2011 übernahm Müller die Rolle der Tambourmajorin beim Letzibutzäli-Umzug in der Herti in Zug. (Bilder: Stefan Kaiser, Maria Schmid)
  • Links: Die Clownin Doris Müller mit ihrem Baby-Clown. Rechts: 2011 übernahm Müller die Rolle der Tambourmajorin beim Letzibutzäli-Umzug in der Herti in Zug. (Bilder: Stefan Kaiser, Maria Schmid)
    Links: Die Clownin Doris Müller mit ihrem Baby-Clown. Rechts: 2011 übernahm Müller die Rolle der Tambourmajorin beim Letzibutzäli-Umzug in der Herti in Zug. (Bilder: Stefan Kaiser, Maria Schmid)

Zug – Eingefleischte Fasnächtlerinnen und Fasnächtler haben Doris Müller bestimmt schon das eine oder andere Mal an Umzügen in diversen Zuger Gemeinden getroffen. Allerdings bestimmt mit mehr Farbe im Gesicht, im bunten Gewand und in Begleitung eines Baby-Clowns. Denn Doris Müller ist mit wenigen Unterbrüchen bereits seit 30 Jahren unterwegs als «Clownin Kunterbunt». Ihre Mission: Den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Eine ihrer grossen Gaben ist es, Menschen und Situationen gut beobachten zu können. «Das Wichtigste ist, dass allen Beteiligten wohl dabei ist und sich niemand blossgestellt fühlt. Ich möchte mit den Menschen zusammen lachen und nicht über sie», sagt die 53-jährige Clownin. So gesprächig ist sie in ihrer bunten Clownrolle nie, denn sie ist immer stumm unterwegs. «Die gemeinsamen Begegnungen ergeben sich von meiner Seite aus nur durch Mimik und Gestik», so Müller.

Sie nennt sich selbst eine Begegnungs- und Situationsclownin. «Alles, was ich mache, ergibt sich spontan aus dem Moment heraus, ich folge meiner Intuition. Deswegen habe ich einen Clownkurs auch nach zwei Tagen wieder aufgegeben. Für diese Art des Clown-Seins habe ich bisher keine Schule gefunden», erklärt die selbstständige Künstlerin. Sie schöpft aus ihrer inzwischen reich gefüllten Clown-Schatzkiste.

Leuchtende Kinderaugen treiben sie an

In all den Jahren passierte es nur zwei Mal, dass sie bei ihrem Gegenüber Angst wahrnahm. «Es gibt Menschen mit einer Coulrophobie, also einer Angst vor Clowns. Einmal bat mich eine Ladenverkäuferin zitternd, schnell zu bezahlen. Sie hatte in ihrer Kindheit ein unschönes Erlebnis mit einem Clown», erinnert sich Doris Müller zurück.

Begegnungen mit Kindern und dem Baby-Clown seien besonders schön. «Sehr oft sind Kinder fasziniert und lassen sich offen auf ein gemeinsames Spiel ein. Ich liebe aber Menschen jeden Alters. Ich glaube, es sind die wortlosen Begegnungen auf einer Herzensebene, welche mich jede Fasnacht wieder rufen», erzählt Müller weiter.

Oft war sie nicht sicher, ob sie nach all den Jahren noch weiterhin Clownin sein will. Seit 2021 ist sie aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr in die Rolle geschlüpft. Müller: «Vor einigen Tagen habe ich meine Clowns-Kleider angezogen und bekam Gänsehaut. Da war es für mich klar: Ich bin wieder bereit.»

Ihre Fasnachtswurzeln hat Doris Müller im Ägerital, wo sie geboren wurde. Bereits als kleines Mädchen liebte sie es, sich zu verkleiden, und tanzte zu Guggenmusikklängen. Die bunten Fasnachtstage waren ihr stets eine wichtige Zeit. Begonnen hat die Zeit als Clownin, nachdem sie als junge Frau zusammen mit ihrer Kollegin den Spass an der Pantomime entdeckte.

Viele Jahre waren sie und ihre Kollegin zu zweit unterwegs. Auch ihr Mann war lange Zeit ein aktiver Fasnächtler und spielte in einer Guggenmusik. «Unsere beiden inzwischen erwachsenen Töchter hat das Virus jedoch nie so richtig gepackt», fügt Müller an. Das stört sie allerdings überhaupt nicht, als Clownin ist sie sehr gerne alleine unterwegs. Sie lebt mittlerweile im Kanton Aargau.

Ausserhalb der Fasnachtszeit war sie schon als Strassenclownin unterwegs. Das gestaltet sich allerdings schwieriger. «Im Alltag sind die Leute viel gestresster und ernster. Hier eine Verbindung herzustellen, braucht noch mehr Achtsamkeit und Fingerspitzengefühl. Den Draht zu Kindern finde ich leichter, die lassen sich auch ausserhalb der Fasnacht gerne verzaubern. Deswegen habe ich immer eine Clownsnase in meiner Handtasche», fährt Müller fort.

Einmal erfüllte sie den Wunsch eines Gegenübers und sprach ein paar Worte. Sofort war der Zauber des Momentes vorbei. Seither weiss sie noch genauer, warum sie als Clownin nicht spricht. «Ohne Worte zu kommunizieren, berührt das Herz und hinterlässt Spuren darin. Das ist meine Magie.» (Text von Tijana Nikolic)