Die ganze Welt vor dem Haus

Dies & Das

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Der massive Granitglobus am Fusse des Park-Towers lebt nicht nur von seiner kontrastreichen Struktur, sondern vor allem durch seine Symbolik. Und er wird auch gern für den kleinen Ad-hoc-Geografieunterricht gebraucht.

  • Steht für die internationale Ausrichtung der Mieter und Bewohner des Park-Towers sowie für die Weltoffenheit der Stadt Zug: die massive Erdkugel aus Granit. Sie wiegt anderthalb Tonnen. (Bild Maria Schmid)
    Steht für die internationale Ausrichtung der Mieter und Bewohner des Park-Towers sowie für die Weltoffenheit der Stadt Zug: die massive Erdkugel aus Granit. Sie wiegt anderthalb Tonnen. (Bild Maria Schmid)

Zug – Hier begegnet man Mutter Erde auf Augenhöhe: Eine ballrunde Weltkugel aus massivem Granit setzt an der nordwestlichen Gebäudeecke des Park-Towers einen augenfälligen Akzent. Sie fordert einen geradezu auf, sie zu berühren, über ihre Oberfläche zu fahren, mit dem Finger auf Weltreise zu gehen. Knapp eineinhalb ­Meter hoch und rund anderthalb Tonnen schwer ist die geschmeidig wirkende Granitplastik.

Eigentümer des steinernen Globus ist ein Privatmann. Beat Gerber, Gründer und Inhaber der Zuger Firma bgf, liess die Skulptur hier aufstellen. Nach jahrelanger Tätigkeit im Investmentbereich der UBS eröffnete Gerber in der Grafenau sein eigenes Geschäft, dessen Kernkompetenz vor allem auf einem starken globalen Netzwerk basiert: Unter anderem sucht Beat Gerber – insbesondere im Nahen und Mittleren Osten – Inves­toren, um sie mit Geschäfts­partnern zusammenzubringen. Einerseits soll sich die globale Ausrichtung seiner Firma im steinernen Erdball widerspiegeln, «aber genauso steht die Skulptur für die gesamte multikulturelle Eigentümer- und Mieterschaft im Park-Tower sowie für die Weltoffenheit der Stadt Zug», ergänzt Gerber.

Nach Fertigstellung des Park-Towers zog der Geschäftsmann um von der Grafenau ins Erdgeschoss des Hochhauses. In einer Firma im Kanton Luzern fiel ihm vor gut zwei Jahren der Globus ins Auge. Gerber liess einen würfelförmigen Sockel anfertigen, beantragte und erhielt die Bewilligung für eine Platzierung vor seinem Bürofenster. Später zügelte die bgf in den 22. Stock. «Mitnehmen konnte ich die Weltkugel natürlich nicht», sagt Gerber. Also verblieb sie an ihrem Ort und erfreut weiterhin die Vorbeikommenden. «Als ich noch im Parterre war, beobachtete ich oft Schüler und Kindergärtler, wie sie von der Lehrerin oder vom Lehrer einen kleinen Geografieunterricht erhielten.» Dafür bietet sich der Granitglobus geradezu an, auch wenn im Detail betrachtet einiges von der Realität abweichen mag.

Die Kontinente sind reliefartig aus dem Granit heraus­gearbeitet. Ihre Oberfläche ist spiegelglatt. Die Weltmeere hingegen sind rau, weshalb ihre ­Farbe ­wesentlich heller ist. Diese Abstufungen bezüglich Oberflächen­beschaffenheit und Farbton befreien die massive Kugel von ihrer steinernen Schwere. Eine Würdigung ihres künstlerischen Wertes ist insofern nicht möglich, als die Kugel im Fernen Osten angefertigt worden ist. Interessant wäre zu erfahren, weshalb die Landflächen stellenweise mit fein geritzten Linien versehen sind, welche man im ersten Augenblick für Landesgrenzen halten möchte. Es sind solche, jedoch nur teilweise. Und weshalb Venezuela dem Anschein nach fehlt oder Ecuador und Spanien plötzlich vom Kontinent losgelöst sind, darüber mag man nur spekulieren. Es bleibt ohnehin irrelevant für die Formschönheit und Wirkung der Granitplastik – und ebenso irrelevant für ihre Symbolik, welche den hauptsächlichen ideellen und kulturellen Wert ausmacht. (Andreas Faessler)

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir Details mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach. Frühere Beiträge finden Sie online unter www.zugerzeitung.ch/hingeschaut.