Preisgekrönte Jugendarbeit

Brauchtum & Geschichte

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Das Projekt der Jugendanimation Zug (Jaz) «Jugend überwindet» bringt Jugendliche und junge Flüchtlinge zusammen. Spiel, Spass, Film und Essen heizen hier den kulturellen Schmelztiegel an.

Zug – Seit Mai 2016 baut das Projekt «Jugend überwindet» Brücken zwischen Zuger Jugendlichen und jungen Flüchtlingen. An verschiedenen Events, wie etwa einem Graffiti-Workshop oder einem Spielenachmittag, kommen die Jugendlichen ungezwungen miteinander in Kontakt. Vergangenen Samstagabend trafen sie sich zu einem Open-Air-Kinoplausch und Grill vor der i45.

Das Projekt startete ursprünglich als Ausbildungsprojekt von Sandra Scheuber. Sie arbeitete im Rahmen ihrer Ausbildung zur Soziokulturellen Animatorin in der i45 und initiierte das Projekt. Mittlerweile hat sich die Idee aber verselbstständigt. «Es ist so spannend, all diese Leute und ihre Geschichten kennen zu lernen», schwärmt Ronit Stössel. Die achtzehnjährige FMS-Absolventin ist Teil des rund zehnköpfigen Projektteams, das aus engagierten Zuger Jugendlichen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund besteht. «Viele Menschen begegnen den Flüchtlingen zuerst mit einer diffusen Angst oder Hemmung. Aber nach einer gewissen Zeit sehen sie, dass das ganz normale Jugendliche sind wie wir.»

Das Angebot wird rege genutzt. Im Schnitt rechnet das Team mit zirka 40 Besuchern pro Anlass. Viele davon Flüchtlinge. «Die Schweizer zu mobilisieren, ist schon etwas schwieriger», erzählt Nicole Schmidt. Sie hat diesen Sommer die WMS abgeschlossen und engagiert sich zusammen mit Stössel im Projekt «Jugend überwindet 2.0». «Wir flyern an der Kanti und der WMS und posten auf Facebook. Und viele unserer Freunde und Bekannten sagen, sie wären interessiert. Aber dass sie dann auch wirklich kommen, ist noch einmal eine andere Geschichte.»

Ein attraktiver Ansatzpunkt

Das Projekt war so erfolgreich, dass es vergangenen Mai mit dem mit über tausend Franken dotierten Kebab+-Award des Migros-Kulturprozents ausgezeichnet wurde. «Über diese Veranstaltungen finden auch viele der Flüchtlinge zu den anderen Angeboten der Jugendanimation Zug. So konnten wir zum Beispiel Lerntandems zwischen Flüchtlingen und Kantischülern vermitteln», erklärt Conny Egger. Sie arbeitet als Soziokulturelle Animatorin für die Jugendarbeit Zug und vertrat am Samstag ihren Kollegen Patrick Leemann, der das Projekt von Scheuber übernommen hat. «Auch die Zusammenarbeit zwischen der Jaz und der i45 funktioniert sehr gut. ­Beide Organisationen gehören zum Verein Zuger Jugendtreffpunkte und decken unterschiedliche Bedürfnisse ab.» Bevor am Samstag der Film «Mr. Bean macht Ferien» über die Leinwand flimmert, wird zusammen grilliert und gegessen. «Gerade auch das Essen ist immer ein Bestandteil unserer Veranstaltungen», erzählt Dario Bossert. Er macht zurzeit ein Praktikum in der Jaz und arbeitet eng mit dem Projektteam von «Jugend überwindet 2.0» zusammen. «Zusammen essen verbindet, und wir kochen Menüs aus den Herkunftsländern unserer Flüchtlinge. Das bringt den anderen immer auch ein Stück der eigenen Kultur näher.» Tedros Tesfay ist einer der ersten Gäste an diesem Abend. Der 22-jährige Eritreer lebt seit drei Jahren in der Schweiz und beginnt hier bald seine Lehre als Automobilfachmann. «Für mich sind diese Veranstaltungen toll, um neue Leute kennen zu lernen. Ich bin ein offener Mensch und mache gerne Bekanntschaften.» (Wolf Meyer)