Böses Erwachen nach den Ferien

Theater & Tanz

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Das Theater Unterägeri zeigt die Komödie «Robinson laht grüesse!» in der Ägerihalle.

  • Lisa Kaiser (gespielt von Corina Schuler) und Moritz Kaiser (gespielt von René Weber) diskutieren. Bild: Stefan Kaiser (Unterägeri, 21.2.2023)
    Lisa Kaiser (gespielt von Corina Schuler) und Moritz Kaiser (gespielt von René Weber) diskutieren. Bild: Stefan Kaiser (Unterägeri, 21.2.2023)

Unterägeri – Nach der Rückkehr aus den Ferien wegen einer unbezahlten Rechnung eine Mahnung im Briefkasten finden. Diese Befürchtung hat wohl schon manch einer gehabt. Familie Grueber gerät nach Ferien in Ägypten allerdings in einen regelrechten Albtraum. Die Eltern, Marcel und Gabi, finden am Donnerstag vor Ostern im Briefkasten gleich stapelweise Mahnungen vor, obwohl sie ihre Rechnungen immer per Lastschriftverfahren bezahlen.

Damit jedoch nicht genug. Diverse Besucher melden sich auf das Osterfest an. Bereits am Donnerstagabend trifft Marcels Mutter ein, die ständig nörgelt und an ihrer Schwiegertochter kein gutes Haar lässt. Dann ist da Kuno, der reiche Onkel von Gabi, der am Karfreitag mit seiner exzentrischen Lebensabschnittspartnerin Bea eintrudelt. Kurz darauf geht die vorlaute Schwiegermutter in den Ausgang und kehrt sturzbetrunken mit Marcels Chef, einer ehemaligen Jugendliebe von ihr, zurück. Da seine rasend eifersüchtige Frau ihn nach dieser Episode nicht mehr in die gemeinsame Wohnung lässt, nistet er sich ebenfalls im trauten Heim der Gruebers ein.

Ein Telefon bei der Bank ergibt, dass das Familienkonto um 50 000 Franken überzogen ist. Weshalb dem so ist, bleibt vorerst im Dunkeln. Noch am Donnerstag werden nacheinander Telefon, Strom und Wasser von den Lieferanten abgestellt. Was tun in einer solchen Situation? Die Familienmitglieder sind sich einig, dass der Besuch von den aktuellen Problemen nichts mitbekommen darf. Um die Ostertage glatt über die Bühne zu bringen, sind von Gabi und Marcel sowie ihren fast erwachsenen Kindern Lukas und Anette kreative Ideen gefragt, wie es seinerzeit bei Robinson Crusoe auf der Insel der Fall war. Flugs wird im Garten ein Lagerfeuer entfacht, um zu kochen, und ein im Vorratsraum verstecktes Velo wird zum Generator umfunktioniert, wobei ständig ein Familienmitglied in die Pedale treten muss, um genug Strom zu erzeugen. Mit welchen originellen Methoden es dem Quartett sonst noch gelingt, die schwierigen Besucher tagelang zu täuschen, sei an dieser Stelle nicht verraten.

Vielschichtige Inszenierung

Nachdem 2023 eine Gaunerkomödie aufgeführt worden ist, überzeugt das Theater Unterägeri heuer mit einem Stück, das verschiedene Themen aus dem Familienalltag aufgreift und in eine turbulente Handlung einbettet. Die Regisseurin Bernadette Santschi hat zusammen mit ihrer Assistenz Tonya Korbel das Werk von Helmut Schmidt gekonnt als rasantes Verwirrspiel in vier Akten inszeniert. Besonders zu erwähnen ist die Dualität des Bühnenbilds. Während im Vordergrund im Wohnzimmer der Familie die Haupthandlung spielt und die verschiedenen Akteure in teils grotesken Situationen aufeinandertreffen, ist im Hintergrund unter anderem sichtbar, wie draussen verstohlen Eimer mit heissem Wasser hin und her getragen werden, um den Bedürfnissen aller Besucher gerecht zu werden.

Zum Schluss nimmt das Stück eine unerwartete Wendung, in der unter anderem das Thema des ökologischen Fussabdrucks gestreift wird. «Auch im Pech kann man grosses Glück haben», sagt zu guter Letzt die von Sonja Breitler brillant gespielte Gabi, um jedoch gleich darauf anzuhängen: «Nie mehr leben wie Robinson.»

Das an der Erstaufführung in der Ägerihalle anwesende Publikum war hell begeistert und honorierte die Leistung der zehn Schauspielerinnen und Schauspieler mit grossem Applaus. (Text von Ingrid Hieronymi)

 

Weitere Aufführungen

Mi, 28.2., Fr und Sa, 1. und 2.3. (jeweils 20 Uhr), So, 3.3. (17 Uhr), Mi, Fr und Sa, 6., 8. und 9.3. (jeweils 20 Uhr), in der Ägerihalle. Ticketreservationen bei der Drogerie Hermann oder unter www.theater-unteraegeri.ch.