Sie lassen ihren Alltag in der Garderobe

Theater & Tanz

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Die Junge Bühne zeigt das Stück «Ein Herbstabend voller Stille». Das emotionsgeladene Drama verlangt von den Schauspielern einiges ab.

  • Cornel Mösli und Eva Ammann stehen ab morgen auf der Bühne. (Bild Werner Schelbert)
    Cornel Mösli und Eva Ammann stehen ab morgen auf der Bühne. (Bild Werner Schelbert)

Zug – Die jungen Schauspieler und Schauspielerinnen kommen direkt von der Schule oder der Arbeit. Rasch schlüpfen sie in ihre Kostüme, und nach einem kurzen Aufwärmen steht die erste Akteurin schon auf der Bühne. Eva Ammann (18) schliesst dieses Jahr die Kantonsschule Zug ab. Daneben engagiert sie sich bei der «Jungen Bühne» des Kinder- und Jugendtheaters Zug als Schauspielerin. Dem Theater im Metalli ist sie seit vielen Jahren treu und hat unzählige Lager besucht.

Genau wie für den 18-jährigen Cornel Mösli ist dies jedoch ihr erstes Theater, das neben der Schulzeit einstudiert wird. Die beiden sind sich einig, was dies für die Probezeit bedeutet: Die Wahrnehmung der investierten Zeit sei anders, und auch in der Intensität der Proben gebe es Unterschiede. Während in einer ganzen Woche, die ausschliesslich einem Stück gewidmet werde, die Proben natürlich viel intensiver ausfallen, seien die Proben unter der Woche eine besondere Herausforderung. «Hier musst du innert kurzer Zeit abschalten und dich voll aufs Theater konzentrieren», beschreibt Cornel Mösli.

Ein besonderer Reiz

Seit zehn Jahren bietet das Kinder- und Jugendtheater auch jungen Erwachsenen die Chance, ihre Begeisterung für die Bühne auszuleben. Dass dabei die unterschiedlichsten Personen zusammenkommen, sei eine tolle Erfahrung, meint Regisseur Stefan Koch. «Manche stehen bereits voll im Berufsleben, während andere noch in der Ausbildung sind.» Dieses Gebilde zu einer guten Gruppe zusammenzubringen, dies habe stets seinen ganz besonderen Reiz. Auch die Motivation der Schauspieler, sich zweimal pro Woche auf die Bühne zu stellen, ist nicht immer dieselbe.

Während Cornel Mösli durchaus einen Beruf im künstlerischen Bereich anstrebt, stellt das Theater für Eva Ammann eher eine willkommene Abwechslung zu ihrem schulischen Alltag dar. Eines haben die Akteure jedoch gemeinsam: Sie sind keine Bühnenneulinge, sondern bringen alle viel Erfahrung mit. Und auf der Bühne geben sie schliesslich Vollgas. Das beeindruckt Stefan Koch besonders. «Die Begeisterung, mit der sich die jungen Menschen auf ein Stück stürzen das ist immer wieder faszinierend.»

Gemeinsam entwickelt

«Ein Herbstabend vor der Stille» heisst das Stück, das nun Premiere feiert. Auch wenn der Autor Henning Mankell meistens für seine Kriminalromane bekannt ist, so ist dieses Drama von einer ganz besonderen Raffinesse. Ein Landhaus auf einer kleinen schwedischen Insel steht zum Verkauf. Zuerst sieht es nach einer ganz normalen Immobilienbesichtigung von ein paar Spekulanten aus. «Ist es dieses Haus tatsächlich wert, 2 Millionen zu investieren?», fragt sich der Geschäftsmann Rolf (Julian Huwyler). Im Verlauf des Abends entwickelt sich die scheinbar oberflächliche Angelegenheit jedoch zu einem psychologischen Kammerspiel, das von der Spannung der Figuren und den intensiven Dialogen lebt. Das Landhaus scheint in den Kaufinteressierten etwas auszulösen, das sie dazu bringt, über ihre Probleme, Sorgen und Ängste zu sprechen. Und die Schauspieler und Schauspielerinnen auf der Bühne schaffen es, das anspruchsvolle Stück authentisch wirken zu lassen. Die Dramatik im Wohnraum, in dem die ganze Handlung stattfindet, wird spürbar.

Dass die junge Truppe Freude am Stück hat, ist kein Zufall. Bei der Jungen Bühne werden die Schauspieler aktiv in den Prozess der Stückwahl eingebunden. «Das Projekt stand unter dem Motto ‹Theater ist Mord›. Wir haben gemeinsam ein Stück gesucht», erklärt Stefan Koch. Auch dies ist eine Besonderheit der Jungen Bühne. Nach der Probe wechseln die Akteure wieder zurück in ihre normalen Kleider. Am nächsten Tag wartet schliesslich wieder der Alltag auf sie. (Basil Koller)

Hinweis
«Ein Herbstabend vor der Stille» von Henning Mankell, Theater Metalli, Baarerstrasse 14. Aufführungen am 17. Januar 19.30 Uhr, 18. Januar 17 Uhr, 23. Januar 19.30 Uhr, 24. Januar 19.30 Uhr und 25. Januar 17 Uhr.