Zunftrat, Zytturm und Zvieri gehören dazu

Brauchtum & Geschichte

,

Am Mittwoch fand das traditionelle Zuger Bäckermöhli statt. Ein Blick auf das festliche Treiben in der malerischen Altstadt.

  • Die Zunft vor dem Zuger Zytturm. Bild: zvg/Tani Schicker (31.1.2024)
    Die Zunft vor dem Zuger Zytturm. Bild: zvg/Tani Schicker (31.1.2024)

Zug – Es kommt nur einmal im Jahr vor, dass aus den Fenstern der Zuger Altstadt haufenweise leckere Weggli, Würstli, Orangen und Guetzli fliegen. Am Mittwoch war es wieder so weit. Am Nachmittag fanden sich zahlreiche Familien mit Kindern sowie Schülerinnen und Schüler zuerst auf dem Kolinplatz und dann am Fischmarkt ein, um dem 338. Bäckermöhli beizuwohnen.

Das Bäckermöhli entstand mit der Gründung der Bäckerzunft der Stadt Zug im Jahr 1686. Das beliebte Brauchtum findet immer am letzten Mittwoch im Januar statt und ist Teil der Jahresversammlung der Zunft und Bruderschaft der Müller, Bäcker und Zuckerbäcker der Stadt Zug. Der offizielle Teil des Tages besteht aus dem Besuch des Gottesdienstes in der Liebfrauenkapelle, zu dem ein Znüni mit Weisswein und Käsekuchen gehört. Anschliessend finden sich die Meister und Mitbrüder zur Jahresversammlung im Gotischen Saal des Zuger Rathauses ein.

Attraktion für Gross und Klein

Noch am Vormittag besuchen die Zünfter die Kindergärten der Stadt Zug, um den Kleinsten über den Brauch und das Handwerk zu erzählen. Bereits jetzt werden die Kinder mit Gebäck und Süssigkeiten beschenkt. Für die Zünfter folgt ein Mittagessen im Restaurant Ochsen, wo Ehrengäste empfangen und humorvolle Reden gehalten werden.

Kurz vor 16 Uhr versammeln sich Kinder wie Erwachsene auf dem Kolinplatz und warten gespannt auf die Zünfter, die bald auf dem Balkon erscheinen sollen. Während unten die Zunftmusik spielt, tritt oben pünktlich um 16.15 Uhr der Zunftobmann Hugo Trütsch mit dem Zunftrat, den Zünftern und seinen Gästen auf den Balkon. Die Kinder lassen nicht lange auf sich warten und beginnen erst leise, dann immer lauter zu rufen: «Bäckermöhli, Bäckermöhli!»

Oben auf dem Balkon greifen die Zünfter in ihre prall gefüllten Taschen und werfen den Kindern Weggli, Orangen, Würstli und Süssigkeiten zu. Nachdem die Jüngeren versorgt sind, kriegen auch die älteren ein feines Zvieri ab. Um auch die Kleinsten zu versorgen, gehen einige der Zünfter mit ihren Taschen durch die Menge und sorgen mit ihren Geschenken für strahlende Kinderaugen. Zu kurz kommen soll bei dem Brauch niemand: Es werden rund 3000 Weggli, ebenso viele Guetzli, 400 Paar Würstli und gut 300 Kilogramm Orangen verteilt. Die rund 500 Kilo Mehl für das Gebäck spendet der Müllermeister der Zunft.

Zweite Runde am Fischmarkt

Nach gut 20 Minuten sind die Taschen der Zünfter leer und diejenigen der Kinder voll. Vom Balkon aus zeigt der Obmann Richtung Zytturm, denn da soll es gleich noch weitergehen. Begleitet von der Zunftmusik spazieren die Besucherinnen und Besucher über die Neugasse und unterm Zytturm durch zum Fischmarkt. Hier blicken alle gespannt hoch zu den Fenstern des Restaurants Aklin, wo das Bäckermöhli einige Minuten später fortgeführt wird. Die Zünfter animieren noch einmal zum Gesang der Kinder – und so fliegt bald darauf wieder leckeres Gebäck durch die Zuger Altstadt. (Text von Sina Engl)