Ein von Flüe als Söldner bei Napoleon

Literatur & Gesellschaft

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Der Hünenberger Autor Carlo von Ah hat seinen neuen Roman vorgestellt. Historisch Belegtes und Fiktion lassen ein Stück Schweizer Geschichte lustvoll ergründen.

Hünenberg – Es wäre für Niklaus von Flüe, den friedliebenden Mystiker aus dem Ranft, sicher schmerzlich gewesen, zu erfahren, dass seine Nachkommen das Söldnerwesen betrieben. Einer von ihnen war der Obwaldner Offizier Joseph Ignaz von Flüe, der für Napoleon in Spanien und Russland kämpfte. Der Schweizer Söldner steht im Mittelpunkt des historischen Romans «Von Flüe im Krieg», den der Hünenberger Carlo von Ah am Montagabend in der Stadt- und Kantonsbibliothek vorstellte. 

Therese Schilter-Oberli, Leiterin des Pro-Libro-Verlags in Cham, richtete zuerst einige Fragen an ihren Autor Carlo von Ah (77). «Zum Schreiben bin ich durch das Lesen gekommen», sagte er. «Die Idee für das neue Buch ist beim Lesen in der Schweizer Geschichte entstanden, als ich in der Mediationsverfassung von Napoleon unter den Schweizer Unterschriften die eines von Flüe entdeckte. ­Zwei Jahre habe ich über diesen ­­von Flüe gegrübelt», sagte der Schriftsteller humorvoll.

Schlachten und eine tragische Liebe

In den von Carlo von Ah vorgelesenen Passagen erhielten die Zuhörer erste Eindrücke von Joseph Ignaz von Flüe. «Schon mit 16 konnte der Sohn des Landammanns ein Regiment übernehmen und wurde Leutnant», erzählte von Ah und löste Erstaunen aus. 

Von Flües Regiment hat dem französischen König Treue geschworen und ist beim Sturm auf die Bastille dabei gewesen. Später sind jedoch alle Schweizer Regimenter von den Revolutionären entlassen worden, und von Flüe ist nach Sachseln zurückgekehrt. 

Dort trifft er beim Schützenfest Anneli, die Tochter des Korbflechters, und verliebt sich in das hübsche Mädchen. Aber es wird ihm bewusst, dass sein höherer Stand die Beziehung hoffnungslos macht. Mit einem «Seelenschmetter» geht er fort und stürzt sich ins Getümmel. Er möchte eine Aufgabe übernehmen, doch in Obwalden will niemand den Franzosenfreundlichen. Man jagt ihn aus allen Ämtern. So meldet er sich bei Napoleon und erhält eine Anstellung. Diese führt den Söldner nach Spanien und Russland. Hier wird der russische Winter den Soldaten zum Verhängnis – viele sterben. Joseph Ignaz von Flüe ist einer der wenigen Schweizer, die zurückkehren. In Sachseln, wo seine Familie mit dem Söldnerwesen ein Vermögen verdient hat, sieht er sich wieder mit Vorwürfen konfrontiert. Später begibt er sich nach Strassburg, wo er stirbt. Ob er das Anneli wiedergesehen hat, will Carlo von Ah aber nicht verraten.

Geschichte spannend erzählt

Im Roman «Von Flüe im Krieg» schildert Carlo von Ah die Zustände rund um die Französischen Revolution sehr anschaulich. Nicht nur für die Söldner sei das Leben hart gewesen, sondern ebenso für die Bevölkerung, die von Bürgerkriegen, Plünderungen, Hunger und bitterster Armut geplagt war. Dem Autor gelingt es, historische Charaktere mit fiktiven Situationen zu einem spannenden Roman zu verbinden. So bringt er den Lesern die Schweizer Geschichte lustvoll näher. 

Die Lesung lockte viele Zuhörer an. Sie wurde musikalisch virtuos vom Hünenberger Akkordeonisten Julian von Flüe mit eigenen Kompositionen umrahmt. (Monika Wegmann)

Hinweis
Weitere Lesungen mit Carlo von Ah finden statt: 21. September, 19.30 Uhr, Gemeindebibliothek Hünenberg; 16. November, 20 Uhr, Hotel Kreuz, Sachseln.