Sie braust und säuselt für Bach und Cage

Musik

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Wenn Hans-Jürgen Studer sich an den Spieltisch setzt, hat er ordentlich Arbeit vor sich. Der Organist der reformierten Kirche Zug erklärt, wie er sein Instrument zum Klingen bringt.

Zug – Etliche Organisten mit Rang und Namen sassen bereits an ihren Manualen. Seine Popularität verdankt das hochkarätige Instrument mit seinen 2011 hölzernen sowie metallenen Lippen- und Zungenpfeifen jedoch weitgehend Hans-Jürgen Studer. Der Präsident der Gesellschaft der Freunde von Kirchenmusik Zug ist seit 1989 der Organist der reformierten Kirche. Dort betreut er ebenfalls eine grosse Konzertreihe. Um die von ihm im Jahr 1995 mitkonzipierte Goll-Orgel der Öffentlichkeit näherzubringen, lädt Studer regelmässig zu Besichtigungen ein. So etwa am letzten Samstagvormittag.

Wenn Studer an der Goll-­Orgel mit seinen Händen auf den verschiedenen Manualen und mit den Füssen auf dem Pedalklavier spielt, kommt bei den Orgelpfeifen ein Signal an. Dadurch öffnet sich ein Klappenventil. Ein Elektroventilator versorgt einen Blasebalg mit Luft, und diese Luft gelangt dann durch das Klappenventil in die Windlade, auf der die Orgelpfeifen stehen. «Diese Luft kann man sich wie eine Luftsäule in der Orgelpfeife vorstellen. Ähnlich wie bei der Flöte kommen dann die Töne heraus», führt der Organist aus. Dass Studer sein Instrument am Herzen liegt, zeigt sich schnell.

Zungenpfeifen und Metallzungen

In den Labialpfeifen werde die Luftsäule in Schwingung versetzt, so wie etwa bei einer Blockflöte. In den Zungenpfeifen werde durch Anblasen eine Metallzunge zum Schwingen gebracht. «Dieser Ton wird dann durch den aufgesetzten Becher verstärkt und moduliert. So wie etwa bei der Klarinette oder dem Saxofon», erklärt Studer. Für die unterschiedlichen Klänge seien die Register zuständig, erfahren die Teilnehmer bei der Orgelerklärung. Entscheidend sei die Art, wie der Ton erzeugt werde.

Die Orgel brummelt und grummelt, braust und säuselt. Register haben unterschiedliche Namen. Als Studer das Register «Oboe» zieht, kann man sich das gleichnamige Instrument in einem Orchester vorstellen. ­Warum sind den Registernamen Zahlen wie 16, 8, 4, 2 zugefügt? «Diese Zahlen geben die Länge der tiefsten Pfeife des Registers in Fuss an», klärt Studer auf. Mit einem 8-Fuss-Register könne man in derselben Tonhöhe spielen wie mit einem Klavier, so der Organist. Um die Klanggewalt zu demonstrieren, zieht er gleich weitere Register. Das «Gambe» und «Voix céleste» beispiels­weise. Diese lassen gemeinsam himmlische Klänge vernehmen. Sanfte Töne haben es dem Organisten aber auch angetan – die Streicher- und Harmonikastimmen, die mit Schwell-Jalousien fast bis zur Unhörbarkeit gedämpft werden können.

«Der Orgelklang sollte idealerweise an jedem Punkt im Raum ausgeglichen sein», sagt Studer. Der Orgelbauer habe daher die Aufgabe, das Instrument akustisch, optisch und funktional aufzubauen. Was in der reformierten Kirche in Zug offenbar ausgezeichnet gelungen ist. (Daniela Sattler)