«Sie sind alle vergänglich»

Kunst & Baukultur

,

Diese Woche zeigt das Aargauer Kunsthaus eine äusserst blumige Ausstellung. Daran beteiligt sind auch zwei Floristen aus Hünenberg. Sie interpretieren ein Kunstwerk neu.

Hünenberg – In der Blumengalerie Mattmann im Hünenberger Dorfkern herrscht geschäftiges Treiben: Blumen werden geschnitten, Kunden beraten und Sträusse zusammengestellt. Es riecht angenehm nach Blumenwiese und bringt den Frühling mindestens in Gedanken, denn draussen ist es noch kalt und trüb. Seit 32 Jahren betreibt Otto Mattmann (57) an der Chamerstrasse das Blumengeschäft. In dieser Woche hat er zudem zusammen mit seiner Mitarbeiterin Ursi Leisibach-Bucher (39) im Aargauer Kunsthaus eine blumige Installation ausgestellt. Dort findet die Ausstellung «Blumen für die Kunst» bereits zum vierten Mal statt. Die Idee: ein Kunstwerk aus Blumen kreieren, welches mit dem Gemälde korrespondiert, das im selben Raum hängt. Eine florale Komposition zu klassischen oder zeitgenössischen Kunstwerken also.

Das Projekt hat für die Blumengalerie im Januar seinen Lauf genommen. Denn das Kunstmuseum hat den Meisterfloristen Mattmann angefragt. Es sei ein Wunsch von ihm gewesen, mit Ursi Leisibach zusammenzuarbeiten, erzählt er weiter. «Wir haben ähnliche Vorstellungen», bestätigt die 39-Jährige, die seit 14 Jahren bei ihm arbeitet. Mitte Januar gingen die beiden nach Aarau. Dort wurden ihnen die vom Kunsthaus für dieses Jahr bestimmten Werke vorgestellt, aus denen sie drei auswählen durften. Von diesen ist ihnen danach eines zugeteilt worden: «Das Brautpaar» des Schweizer Künstlers Paul Camenisch aus dem Jahre 1928. Ursi Leisibach gibt schmunzelnd zu: «Es war eigentlich nicht unser Favorit.» Trotzdem machten sich die beiden Floristen mit grossem Eifer an die Arbeit: «Uns war von Anfang an klar, dass wir mit vielen Farben arbeiten möchten», erklärt Otto Mattmann und sagt weiter: «Wir haben uns intensiv mit dem Gemälde, seiner Farbigkeit und seinem Inhalt auseinandergesetzt.»

Materialien und Blumen sind gezielt ausgewählt

Zuerst sei die florale Umsetzung in ihrer Vorstellung gereift. «Da wir oft zusammenarbeiten, ist es einfach, die Sprache des anderen zu verstehen», so der Hünenberger. Das Gemälde von Camenisch habe einen starken Grünstich, welchen die beiden in ihrer Komposition aufnehmen wollten. Ihre Materialien und Blumen wählten sie darauf gezielt aus. Insgesamt 350 grüne Flaschen verwenden Mattmann und Leisibach als Vasen für die ungefähr 1200 Blüten. Am Montag haben sie das Werk innerhalb von drei Stunden umgesetzt. «Wir sind sehr zufrieden, und es entspricht unserer Vorstellung», sind sie sich einig.

Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass Camenischs «Brautpaar» im Museum bespielt wird. «Vor drei Jahren wurde es ebenfalls ausgewählt. Unsere Interpretation zeigt aber keine Ähnlichkeiten zur damaligen», sagt der 57-Jährige. Es sei zudem sehr spannend für ihn gewesen, wie unterschiedlich und eigenständig die Floristinnen und Floristen die anderen 13 Kunstwerke interpretiert haben. Otto Mattmann spricht noch einen weiteren Aspekt an: Bis zum Ausstellungsende verändern sich die floralen Kunstwerke. «Sie sind alle vergänglich und verleben sich.» (Andrea Muff)

Hinweis
Die Ausstellung «Blumen für die Kunst» ist bis am Sonntag, 12. März, im Aargauer Kunsthaus zu sehen.