Selten gehörte Trouvaillen des deutschen Barock

Musik

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Mit Musikliteratur weitgehend vergessener Meister stimmt der St.-Johannes-Chor auf Weihnachten ein – und gleichsam auf das Reformationsjahr.

  • Unter der Leitung von Johannes Meister führen Barockorchester und Chor St. Johannes Raritäten von teils vergessenen Meistern auf. Im Sinne deslutherischenReformationsgedankenssinddieKantateninDeutschabgefasst. (Bild Werner Schelbert)
    Unter der Leitung von Johannes Meister führen Barockorchester und Chor St. Johannes Raritäten von teils vergessenen Meistern auf. Im Sinne deslutherischenReformationsgedankenssinddieKantateninDeutschabgefasst. (Bild Werner Schelbert)

Zug – Im Gegensatz zum Zürcher Reformator Ulrich Zwingli, der die Musik weitgehend aus dem liturgischen Kontext der Reformation verbannte, erlebte die geistliche Musik in den lutheranisch geprägten Gebieten Deutschlands einen Aufschwung, der dem verdienstvollen Wirken des Leipziger Thomaskantors Johann Sebastian Bach (1685–1750) zu verdanken ist. In seinem Umfeld entfalteten manche reformierte Kirchenmusiker ihr Talent und schufen Kompositionen, die gerade in unserer Zeit wieder entdeckt werden.

Als Umsetzung der Forderungen des Reformators Martin Luther, dessen Werk im nächsten Jahr auch in Zug gedacht werden wird, sind die Gesänge dieser Zeit in Deutsch geschrieben, womit sie sich klar von der katholischen Kirchenmusiktradition unterscheiden.

Kaum mehr bekannte Namen

Barockmusik unbekannter Meister dieser Zeit interpretieren diesen Sonntag das Zuger Barockorchester St. Johannes und der St.-Johannes-Chor unter der Leitung von Johannes Meister. Beispielsweise von Wolfgang Carl Briegel (1626–1712). Der fränkische Komponist wurde in Nürnberg als Sänger ausgebildet und stieg mit der Zeit zum Hofkantor der fürstlichen Familie Sachsen-Coburg-Gotha und schliesslich zum Kapellmeister der Darmstädter Hofkapelle auf, die er zu neuer Blüte brachte. Seine Kantate «Mache dich auf, werde Licht» weist den Übergang von der Sehnsucht des Advents zur Weihnachtsfreude. Oder Gottfried August Homilius (1714–1785). Der im sächsischen Rosenthal als Sohn eines Pastors Geborene war in Leipzig Schüler von Johann Sebastian Bach und fand sein Wirkungsfeld in verschiedenen Kirchen in Dresden, wo er auch als Organist tätig war. Zu seinem umfangreichen OEuvre gehört die Kantate «Frohlocke, Zion, dein Erlöser».

Die Adventskantate «Machet die Tore weit» ist eine Komposition des auch in der weltlichen Musik tätigen, aus der thüringischen Stadt Sondershausen stammenden Christian Ludwig Boxberg (1670–1729). Ebenfalls zu entdecken gibt es Johann Christoph Frauenholtz (1684–1754) aus Coburg, dessen Kantate «Freude über alle Freude» das Leitmotiv des Konzertprogrammes bildet.

Der auch durch seine anderen Werke bekannte Magdeburger Komponist Georg Philipp Telemann (1681–1767) leitet mit seiner Kantate «Uns ist ein Kind geboren» die Weihnachtsfreude der Christenheit ein. Telemann schuf dieses Werk für das Weihnachtsfest 1720, als er in Frankfurt am Main als Musikdirektor tätig war. Die Dichtung stammt von Gottfried Simonis.

Vier Solisten

An diesem Konzert mit nicht alltäglichem Programm mit seltenen Perlen des Barock wirken als Solistinnen und Solisten mit: Stefania Gniffke (Sopran), Anne-­Lise Latouche-Hallé (Alt) sowie Reto Zumbühl (Tenor) und Christian Peter Meier (Bass).

In den Gottesdiensten vom Sonntag, 11. Dezember, und vom Weihnachtstag, 25. Dezember, jeweils um 9.45 Uhr in der Kirche St. Johannes in Zug werden die Werke in zwei Teilen nochmals aufgeführt. An dieser Stelle lässt die Chorleitung anmerken, dass Interessierte, die im Chor mitwirken möchten, sich gerne bei der Präsidentin des St.-Johannes-Chores, Monika Matzig, melden können. (red)

Hinweis
Kirche St. Johannes in Zug, Sonntag, 11. Dezember, 17 Uhr.