Kleinteilig manifestiert sich «Stefans» Welt

Kunst & Baukultur

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Die neue Publikation aus der Kunstwerkstatt an der Lorze stellt das eindrückliche Schaffen eines Künstlers vor, welcher sich der Öffentlichkeit nicht preisgibt.

  • «Nachtblende» ist eine von zahlreichen Abbildungen in «Stefans» Buch. Bild: A. Faessler (Zug, 19.2.2024)
    «Nachtblende» ist eine von zahlreichen Abbildungen in «Stefans» Buch. Bild: A. Faessler (Zug, 19.2.2024)

Cham – Es war ein aussergewöhnliches Geschenk, das der Verein Kunst & Beeinträchtigung Innerschweiz Kubeïs für seine Sammlung erhalten hat: Rund 100 Zeichnungen von Stefan, der von 2014 bis 2020 zweimal wöchentlich die Kunstwerkstatt an der Lorze in Cham besuchte. In dieser Zeit sind eindrückliche Zeichnungen auf Papier entstanden, meist mit Bleistift und Tusche.

Weil sie von ausserordentlicher Kreativität zeugen, wird die Publikation «Stefan – Zeichnungen aus der Stille» lanciert, die das beeindruckende Werk vorstellt. Das Konzept und die Redaktion oblagen Vizepräsident Hans Peter Gnos. In der Publikation findet sich neben der grossen Bildauswahl auch der einführende Text von Isabelle Zürcher, Kuratorin am open art museum St. Gallen. Ihre Informationen über Stefans Arbeitsweise stammen von Bezugspersonen bei Kubeïs.

Auch wenn der Mensch, der als «Stefan» hinter den Bildern steckt, für die Öffentlichkeit unbekannt bleibt – weil diese Lebensphase abgeschlossen sei – lohnt es sich, sein künstlerisches Schaffen zu beleuchten, das eine unglaubliche Vielfalt an Ideen zeigt. Die Themen bewegen sich zwischen Innen- und Aussenwelt, sie entsprangen seinen tiefgründigen Einsichten, Gedanken, Träumen und Wünschen. Manche hinterfragen auch unser Verhalten, wie auf dem Bild «Mehr schein als sein». Die inneren Stimmen und grellen Blitze im Kopf, die ihn oft in schlaflosen Nächten plagen, führen zu Motiven wie «Der dunkle Fluss der Nacht». Immer wieder überrascht Stefan mit poesievollen Motiven, neben witzigen Einfällen wie die «667 Versuche Zuneigung darzustellen».

Gestaltung abseits der Kunstströmung

Beeindruckend ist Stefans Bildgestaltung abseits der aktuellen Strömungen des Kunstbetriebs. Hunderte, eigentlich unzählbare kleinste Linien, Punkte, Striche füllen die Bildflächen und fügen sich zu fantastischen und manchmal auch comicartigen Kompositionen zusammen. Die Titel und ergänzenden Texte sind mit den Motiven kunstvoll verwoben. Wie die künstlerische Leiterin bei Kubeïs, Andrea Röthlin, erwähnt, habe Stefan für eine Zeichnung Tage gebraucht. Jedes Blatt zeigt eine gezeichnete ornamentale Umrandung, die oft das Bildthema aufnimmt, was laut Isabelle Zürcher mit Verweis auf Adolf Wälti oder Josef Hofer ein bekanntes Phänomen in der Art Brut oder Outsider Art sei.

Manche Kompositionsentscheide schienen für ihn selbst rätselhaft zu sein, und er versuchte, sie mit der momentanen Stimmung zu erklären. Beim kreativen Prozess stehe Stefan unter Spannung, erst beim Ausarbeiten komme Ruhe über ihn. Die Bedeutung der komplexen Motive eröffnet sich dem Betrachter erst, wenn er sich Zeit nimmt und vertiefend mit dem Motiv und den Texten befasst. Erst dann ahnt man ein wenig von der inneren Welt, welcher Stefan mit seinen Zeichnungen und Botschaften Ausdruck verliehen hat.

Vom Buch «Stefan – Zeichnungen aus der Stille» gibt es 300 Exemplare mit 94 Seiten und 43 ganzseitigen Abbildungen. Es ist erhältlich bei Balmer, Zug und bei Kubeïs, Cham. (Text von Monika Wegmann)

 

Hinweis

«Stefan – Zeichnungen aus der Stille», Auflage 300 Stück mit 94 Seiten und 43 ganzseitigen Abbildungen. Erhältlich bei Balmer, Zug und bei Kubeïs, Cham.