Kurioses trifft auf Populärkultur

Brauchtum & Geschichte

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Viel drehte sich am Fasnachtsumzug in Morgarten um den Verkehr: «Im Slalom dure Hauptsee» lautete das Motto.

  • Die ZVB-Busse mussten für einige Witze herhalten. (Bild Mathias Blattmann)
    Die ZVB-Busse mussten für einige Witze herhalten. (Bild Mathias Blattmann)

Morgarten – «Bin ich z’spat oder de Bus z’früeh?» So steht es auf einem der letzten Gefährte, die am Samstagnachmittag vor den rund 1000 Zuschauerinnen und Zuschauern beim Morgartendenkmal vorbeirollen. Den ZVB-Bus mitsamt Klassenzimmer widmeten seine Macher dem Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember: Plötzlich hatten die Schülerinnen und Schüler damals keine passende Busverbindung nach Morgarten und Alosen mehr. Die Konsequenz: «D’Schuel muess Ziite apasse, wäge de ZVB dene Pajasse».

Rund 15 Wagen und Guggenmusiken präsentieren sich an der 74. Hauptseer Fasnacht in Morgarten am Ägerisee. Diese sei benannt, so erklärte es ein Vorstandsmitglied der Fasnachtsgesellschaft vor dem Umzug, nach dem ehemaligen Namen von Morgarten: «Hauptsee», weil der Ort am Haupt, also am Kopf des Sees läge.

Richtung Ägeri oder Zug?

Als Inspiration zum diesjährigen Motto «Im Slalom dure Hauptsee» dienten die vielen angefangenen und geplanten Baustellen an der Hauptstrasse – aber nicht nur. So verweisen einige Verkehrstafeln, gezogen von einem orangefarbenen Strassenarbeiter, auf das kürzlich falsch montierte Schild «Aegeri» im Schmittli.

Kurz darauf flitzt ein Postauto vorbei. «Chönd sie mir säge, wo ich dure muess?», fragt sein Fahrer, ein Pöstler, hilflos in die Menge. Natürlich erinnert er an den Paketboten, der kürzlich, um von Unterägeri nach Morgarten zu kommen, blindlings seinem GPS vertraute. Rechts um den See. Das Resultat: Er kam, immerhin, bis zur Schiffsstation Nas – dort eilte ihm die Feuerwehr zur Hilfe.

Auf dem nächsten Wagen verteilt Präsident Dädi Andreas Rogenmoser mit seinem im wunderbar violetten Frack gekleideten Vorstand Orangen. Die Formel für das Publikum lautet: «Liäbä Legor». Der Rücken des knallgelben Baufahrzeugs ist rappelvoll mit kreativ modifizierten Verkehrsschildern: Farbige Konfetti als Ampel oder ein zylindertragendes Vorstandsmitglied als Strassenarbeiter. An der Karosserie steht: «Das Leben ist wie eine Baustelle, alles dreht sich ums Baggern, Zuschütten und Rohreverlegen.»

Neben kuriosen Geschichten aus dem Ägerital finden sich unter den Wagen auch Hommagen an die Populärkultur: Gefeiert wurden 50 Jahre «Wicki und die starken Männer», eine Zeichentrickserie, die auf einem schwedischen Kinderbuch basiert. Das Rauch speiende Holzschiff schmückten seine Erbauer mit lokalen Namenswappen (und einem BH am Masten).

Ein zweites Jubiläum feiert ein anderer Wagen: Die 40. Ausgabe des Comics «Asterix und Obelix», in Form einer kleinen Holzhütte, vor der Miraculix gemütlich seinen Zaubertrank zubereitet. Neu aber in vegetarischer Version: «Bi de Gallier gids ez nurno Gmües, Korn und Fisch, d’Wildsüü ghörid nümä uf de Tisch.» Zurück zum Motto der 74. Hauptseer Fasnacht: Dieses wird die Einwohnerinnen und Einwohner von Morgarten wohl auch nach dem Umzug noch eine Weile begleiten. Denn ein Vorstandsmitglied reimte: «Und de Slalom wird leider no wiitergah, hends doch grad wider letschti Buumaschine in Hauptsee taa.» (Text von Fabian Gubser)