Die Schnitzelbänkler lassen sich nicht unterkriegen

Brauchtum & Geschichte

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Die Fasnacht in Rotkreuz und Hünenberg muss in diesem Jahr ohne die traditionellen Schnitzelbänke auskommen. Den Gruppen fehlt es an Nachwuchs. Ganz still und heimlich zu verschwinden, das liegt ihnen aber nicht.

  • Fasnachtsschnitzelbank im Alterszentrum in Rotkreuz: «Die Doktoren». (Bild: Werner Schelbert)
    Fasnachtsschnitzelbank im Alterszentrum in Rotkreuz: «Die Doktoren». (Bild: Werner Schelbert)
  • Die Gruppe Massstab beim letztjährigen Auftritt im «Apart» in Rotkreuz. (Bild: Mathias Blattmann)
    Die Gruppe Massstab beim letztjährigen Auftritt im «Apart» in Rotkreuz. (Bild: Mathias Blattmann)
  • Schnitzelbankabend in Rotkreuz 2019, im Bild die Gruppe Los Papagayos. (Bild: Roger Zbinden)
    Schnitzelbankabend in Rotkreuz 2019, im Bild die Gruppe Los Papagayos. (Bild: Roger Zbinden)

Rotkreuz – «Der Zeitgeist holt die Rotkreuzer Schnitzelbänkler ein»: Das ist auf der Website des neu gegründeten Vereins «Rotchrüüzer Fasnacht» zu lesen. Was sich bereits seit längerem abgezeichnet hat, ist nun Tatsache: Es wird in Hünenberg und Rotkreuz keine Auftritte von Schnitzelbänklern mehr geben – zumindest in traditioneller Art und Weise. Doch dazu später mehr.

Ein Grund für das Aus ist der Mangel an Nachwuchs. So war die Startsitzung für den Schnitzelbankabend 2024 denn auch gleich die letzte. Im gemein­sa­men Statement der Gruppen Los Papagayos, de Bärner, Massstab, Mischtchäfer und LirumLarum ist zu lesen: «Uns ist das Salz für die Suppe ausgegangen, und fade Buchstäbeli zu servieren, ist nicht unser Ding. Wir machten eine Auslegeordnung und beschlossen, die Schnitzelbankkarriere zu beenden ... schweren Herzens ... der Entscheid fiel uns nicht leicht ... den zeitlichen Aufwand wollen/können wir zurzeit nicht mehr betreiben.»

Die jüngere Generation habe nicht motiviert werden können, die Schnitzelbanktradition weiterzuführen. «Wir genossen die Zeit als Schnitzelbänkler», heisst es weiter. «Herzlichen Dank für die Unterstützung und den Applaus, welche wir in all den Jahren bekommen haben», schliessen die Schnitzelbänkler. Sie öffnen aber gleichzeitig ein neues Türchen: «Lassen wir uns überraschen, vielleicht tauchen plötzlich Schnitzelbänke in einer anderen Form auf.»

Der Fasnachtsumzug als Chance

Und so tut sich vor allem in Rotkreuz etwas, nicht nur, was die Schnitzelbänke angeht, sondern die Fasnacht generell. Es ist Platz für etwas Neues, oder in diesem Fall für ein Revival: Mit dem neuen Verein lebt auch die Fasnacht im Dorf neu auf. So wurde unter anderem veranlasst, dass die bunten Bänder über die Luzerner- und Buonaserstrasse aufgehängt und die vielen grossen Fasnachtspuppen im Dorf Rotkreuz wieder montiert wurden. Zudem hat der Verein die «Luchs»-Zeitung mit Fasnachtsinfos aus der Versenkung geholt und in alle Haushalte senden lassen. Auch ist der Verein nun für den Umzug am Fasnachtssonntag in Rotkreuz zuständig.

Die Fasnacht ist im Dorf präsent, das freut auch alle Fasnächtlerinnen und Fasnächtler, wie Hanni Schriber-Neiger, Mitglied Schnitzelbankgruppe Mischtchäfer, berichtet: «Natürlich haben die Schnitzelbankfreunde auch eine Umzugsnummer für den Fasnachtssonntag geplant.» Sie sind mit dem Motto «Hopp an Velofahrkurs» dabei. Ganz alles verraten wird aber noch nicht: «Wir verteilen Anmeldezettel für den Velofahrkurs, den die Gemeinde Risch vielleicht bezahlt – diese dazugehörige Schnitzelbank gibt es erst am Sonntag am Umzug.»

Die Schnitzelbänkler können es nicht lassen

Weil es die Gruppen doch schon das ganze Jahr über in den Fingern juckte, wenn eine Schnitzelbank-würdige Geschichte vernommen wurde, ist trotz trüber Aussichten eine Menge zusammengekommen. Los Papagayos haben einiges vorbereitet, und ein paar aktuelle Schnitzelbänke wurden kurzerhand in der «Luchs»-Zeitung ver­öffentlicht:

Los Papagayos über einen Hünenberger Werkhofpatzer

«S’Team vom Werkhof pflanzt mit sehr viel Liebi schöni Blueme by de Rabatte-n-y. Nur bi de Farbe vom Zuger-Wappe sind sie echly farbeblind: Blau – wys – blau stimmt nid, das weiss jedes Chind!»

Und zum Knatsch um den Tourismusverein Rotkreuz

«De alt Tourismus-Vorstand isch e luschtigi Schar. Sie schaltid und waltid, es isch wirkli wahr, wie’s ihne passt und no viel meh, was debi usechund, hämmer ja gseh. Viel Lüt sind unz’friede, chönd fascht nid glaube, was de Tourismusverein sich tuet erlaube.

D’Standgebühre am Dorfmärt wärdid erhöht, egal öb das d’Bevölkerig stört. So richtig Chöle wend’s au – es isch gemein – vo dene wo chrampfid ade Chilbi, de Verein.

Im Vorstand isch e Ma, und sini Frau, im Verein d’Tante und d’Grossmuetter au. Wer andersch dänkt, als’s ihne passt, wird churzerhand usem Verein gschasst.

Doch s’letscht Johr gid’s e neue Vorstand, alles sell erschiene im ne an­dere Gwand. Bim Dorfmärt tüend jetz anderi Gsetz walte. D’Erscht-Augste-Red uf Englisch ghalte.

De chaufids es Kaffeemobil für füfzgtuusig Stei, es hed kei Liecht, de letschti Schrei. Ade Chilbi chasch veli Verein nümme gseh und de Wiehnachtsmärt git’s au nümme meh.

Was bietet dä Verein de Bevölkerig z’Rotchrüz? Wenn mier dra dänked – üs frührt’s.»

Los Papagayos zur internationalen Politik

«Of italienisch, das weiss jetz würkli jede, seit mer im Fuesspilz Funghi del piede. Al diavolo tutto seisch Gopfer­tori, dem Rechtsrutsch vo de Giorgia Meloni. De Schyssibürsteli seit mer Spazzoloni, und gstorbe-n-isch er – heisst: Berlusconi

Massstab im «Luchs»

«S’neue Führigsfahrzüüg vo de Füürwehr isch de Star, Das het e huufe Batzeli kostet, das isch jedem klar. S’Strosseverkehrsamt lod das Auto aber ned lo döreloo, D’Reife siged ned för 250 Stondekilometer zuegloo.»

Los Papagayos im «Luchs»

«Mensch@Chat-KI: Künstlichi Intelligenz isch das, en G’fohr für d’Menschheit oder was? KI@Mensch: Nach Analyse vo allne Fakte und Date chum ich zum Schluss, chan üch verrate: Die gröschti G’fohr – s’lit ufem Tisch – die natürlichi Dummheit für d’Menschheit isch!»

De Bärner im «Luchs»

«Um em Papscht Franziskus sire Gsundheit söus nid grad zum Beschte sii, Drum träffe ou scho die erschte Näme für sini Nachfoug ii.

Üsi Nachbare im Süde verlange, ‹äs chöm jetzt widr e Italiäner dra!› Angeri rüefe aber nacheme Maa us Afrika.

D’Verträter us Asiä mache klar ‹üs gits de ou!› Die ganz Verwagene frage ‹jä – wie wär’s de mitere Frou?›

Dr Blick schribt ‹mir Schwii­zer hei ou nu nie ä Verträter ufem heilige Stueu dörfe ha›. Drum macht, wüu’s es paarmou aus Bundesrat nid klappt, dr Daniel Jositsch klar, dass är für d’Wau i das Amt würd zur Verfüegig stah.»

Mischtchäfer im «Luchs»

«D Patrouille Suisse tued am Zugersee s’Flüüge trai­niere, dass sie sich am grosse Jodlerfäscht ned müend blamiere. Die sechs Flugpilote händ am Himmel rächt vil riskiert und zwee Tiger-Flüüger händ sich denn richtig touschiert.

En Flugzügnase isch voll abroche – also fascht en Supergau. Doch Pilote sind unverletzt und die andere Flüüger au. De ganz Kanton het es riesigs Glück bi dem Flüüger-Drama. Aber, d’Armee het vo de Stadt Zug gar kei Bewilligung gha!» (Text von Carmen Rogenmoser)