Der Holzkopf und der Nagelfluhbrunnen

Kunst & Baukultur

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Kunst aus Naturmaterialien wie Holz und Stein herstellen. Der Verein «Das neue Zuger Privileg» wollte mehr darüber erfahren.

  • Steinbrunnen auf dem Hof von Hans Meyer. (Bild PD)
    Steinbrunnen auf dem Hof von Hans Meyer. (Bild PD)

Zug – Da war als Erstes der Steinbrunnenbauer Hans Meyer, der nach seinem Tagewerk als Bauer und Brandschutzfachmann auf seinem Hof in Edlibach dem Stein zu Leibe rückt. Nicht irgendeinem Stein, nein, ein grosser Findling muss es sein, ein Unikat. Sein Rohmaterial findet er auf der Höhronen im Kanton Zug, im Glarner Hinterland, in der Linthebene oder dem Urner Reusstal. Darunter sind Verrucano, Granit, Sandstein oder Nagelfluh in unterschiedlichen Varianten, bis weit über 300 Millionen Jahre alt. Unter Meyers geübten Händen und mit viel schwerem Gerät werden sie aus ihrem zweckfreien Dasein befreit und in geduldiger, stundenlanger Arbeit zur Vogeltränke oder zum plätschernden Brunnen verwandelt. Das Wasser entlockt ihnen dann eine ungeahnte Farbigkeit und bringt die Struktur der Gesteine mit ihren Einschlüssen erst richtig schön zur Geltung. Zahlreiche Brunnen hat Hans Meyer im Laufe der Jahre geschaffen, etliche davon verkauft, doch ein grosser Teil umringt wie eine Familie aus Stein den Hof, geduldig auf Kundschaft wartend. Was sind schon ein paar weitere Jahre neben den Millionen, die sie schon hinter sich haben? Ein Apéro mit einem «Moränenhügler» genannten Apfelschaumwein und mit Gubelchäs war ein passender Abschluss für diesen gelungenen Abend.

Sägen, hobeln, feilen, schmirgeln

Einen Einblick in sein Schaffen mit Holz und in sein Atelier gewährte Daniel Züsli, der nach seiner Ausbildung zum Schreiner und zum Holzbildhauer und anschliessenden Wanderjahren durch Länder Europas und Afrikas den Weg zurück nach Cham gefunden hat. Aus mächtigen Holzstämmen lässt der noch junge Künstler erst mit der Kettensäge, dann mit Hobeln, Feilen und Schmirgelpapier seine Figuren entstehen, die zum Schmunzeln anregen. Holzköpfe sind seine derzeitige Spezialität, so geschnitzt, dass man bequem darauf Platz nehmen, sie «besitzen» kann. Züsli beherrscht das ganze Repertoire des Schnitzer- und Holzbildhauerhandwerks, ob im traditionellen Sinn, im grafisch-geometrischen Bereich oder als Handwerker im Feinen wie im Grossen. Manchmal greift Züsli auch zu Plastilin, formt einen Kopf und drückt ihn ganz fest, nicht an sich, aber mit Farbe bepinselt als Schablone auf eine Unterlage. Voila, eine neue Drucktechnik! Drei bis vier Abzüge lassen sich so machen, bis das Gesicht wirklich ganz platt ist und seine Konturen unkenntlich. Experimentierfreude mit einem Augenzwinkern ist Züslis Antrieb. Sein Humor findet sich auch in kleinen Details seiner Ateliereinrichtung wieder, da ein verspielt geschnitzter Maschinengriff, dort ein Holzspecht, der die Klingel ersetzt. Er will Spass haben in seinem Schaffen und mit seinen Kunstwerken Freude bereiten. Beim «Zuger Privileg» ist ihm dies bestens gelungen. Darauf haben wir gerne mit einem süffigen Chamer Rebentropfen der Familie Nussbaumer angestossen, von dem wir vier der gerade einmal 350 Flaschen eines Jahrgangs ergattern konnten. Welch Privileg!

Für «Das neue Zuger Privileg»: Cornelia Mayinger, Präsidentin