Mit spitzer Feder ins Schwarze getroffen

Brauchtum & Geschichte

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Nicht immer haben sich die Walchwilerinnen und Walchwiler im letzten Jahr mit Ruhm bekleckert. Die aktuelle Fasnachtspostille breitet deren Missgeschicke genüsslich und liebevoll aus.

Walchwil – Dass sich in der Gemeinde Walchwil die Suche nach Pächterinnen und Pächtern fürs Badibeizli oder das Riviera Café eher schwierig gestaltet, nimmt das Fasnachtsblatt «Cheschtäna-Igel» heuer zum Anlass, tatkräftig bei der Suche mitzuhelfen. Im Badibeizli-Inserat beschreiben die Macherinnen und Macher, was eine Pächterin oder ein Pächter mitbringen sollte und was diese erwarten könnte.

Im Beizli etwa wird auf gehobene Gastronomie Wert gelegt: «Bitte keinen 0815-Food wie Hot-Dog, Toast, Schnitzelbrot oder Burger. Kinder- und Familienangebot ist nicht zwingend, da diese eher andere Badis aufsuchen.»

Oder: «Da die meisten Besucher in eher unvorteilhaft knapper Bekleidung erscheinen, stehen Diskretion und erhöhte Schmerztoleranz an oberster Stelle.» Zudem werden auch die ausgedehnt eingelegten Sonnenschein-Pausen früherer Pächter auf die Schippe genommen: «Das Badibeizli soll bei Hudelwetter offen sein, dafür geniessen Sie an sonnigen Nachmittagen Siesta. Das Beizli ist in der Sommersaison ab 14 bis mindestens 17 Uhr geschlossen zu halten.»

Die Sache mit den Schlüsseln

Bei der Pächtersuche fürs Riviera Café heisst es zur bislang offenbar konzeptlosen Führung: «Wenn Sie eines haben, ist’s kein Nachteil, aber kein Muss. Das bestehende Crêpes- und Piadine-Programm kann auf Wunsch weitergeführt werden. Die beschriftete Menutafel für gute Sichtbarkeit am Strassenrand kann unverändert übernommen werden.»

Auch Walchwilerinnen und Walchwilern passiert das hin und wieder: Der Schlüsselbund ist unauffindbar. So auch für die Chefin einer Waldspielgruppe: «Daisy führt, das ist ein Ding, die Waldspielgruppe Schmetterling./Mit Kristin es ist richtig ‹zwäg›, oben da beim ‹Mettlenwäg›./Nun hat sie dort man weiss profund, verloren ihren Schlüsselbund./Es sinkt schnell das Wohlbefinden, nirgends kann sie diesen finden./Sie scharrt im Laube, ohne ruhn, ähnlich einem grossen Huhn./Sucht mal unten, sucht mal oben, Daisy sieht man richtig toben.»

Die Verzweifelte setzt alle Hebel in Bewegung – Polizei, Fundbüro, Gemeinde – um den Schlüsselbund zu finden. Gefunden wurde er dann schliesslich, wie der «Cheschtänä-Igel» weiss: «Er war, dass ich nicht lach, im Rucksack drin, im Aussenfach.» Und schickt gleich noch einen guten Tipp hinterher: «Fehlt mal ein Kind aus deiner Gruppe, ist dies in Zukunft völlig schnuppe./Denn es kommt dir in den Sinn, ich schau zuerst im Rucksack drin.»

Oder der «Hürlimann in Rust»: Dieser fährt mit seiner Familie in den Europapark. Und fährt dort mit verschiedenen Bahnen. «Im Looping er dann Kopfüber liegt, ihm etwas um die Ohren fliegt./Am Abend merkt er nicht gelogen, die Autoschlüssel sind weg geflogen.» Sein Bruder fährt mit dem Ersatzschlüssel in den Freizeitpark, was im Fasnachtsblatt launig kommentiert wird: «Drei Stunden hin, drei Stunden her, fährt dieser durch den Abendverkehr./Das alles nur, es ist kein Stuss, wegen einem offenen Reissverschluss.»

Gute Tipps für kommende Wahlen

Der «Cheschtänä-Igel» hat für alle Lebenslagen immer guten Rat parat. So auch für einen demokratischen Prozess: Wahlen. «Auf nationaler Ebene will er es probieren und tut für den Nationalrat kandidieren./Um auf die Mitte aufmerksam zu machen, sieht man Peter von den Plakaten lachen.»

Auch der Geschnäuzte erhält Rat

Und wie es mittlerweile schlechte Sitte ist: «Eines Tages, so haben wir vernommen, hat Peter Rust einen Schnauz bekommen./Dieser wurde ihm, das ist nicht gewitzelt, auf dem Plakat ins Gesicht gekritzelt.» Ein Mitarbeiter entfernt den Schnauz, und die Redaktion gibt dem Geschnauzten folgenden Rat: «Für die nächsten Wahlen unser Rat, lass spriessen einen Schnauz und Bart./Auf dem Plakat wärst du ein bärtiger Mann, der von keinem verunstaltet werden kann.»

Und zum Schluss ganz kurz: «Mit Speck fängt man die Mäuse,/Wähler eher nicht,/das ist das Ende vom Bericht.» (Text von Harry Ziegler)