Antike Technik aktiv Erleben

Brauchtum & Geschichte

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Viele Errungenschaften der Römer sind so nachhaltig, dass sie bis weit in den heutigen Alltag hineinreichen. Das Museum für Urgeschichte(n) präsentiert eine schweizweit erstmalige Sonderausstellung.

  • Warten auf das experimentierfreudige Publikum: Nachbauten römischer Wasserräder, Hebevorrichtungen oder einer Galeere sind Teil des Erlebnisraumes «High Tech Römer». (Bilder Stefan Kaiser)
    Warten auf das experimentierfreudige Publikum: Nachbauten römischer Wasserräder, Hebevorrichtungen oder einer Galeere sind Teil des Erlebnisraumes «High Tech Römer». (Bilder Stefan Kaiser)
  • Angela Stindt (links), Konservatorin und Restauratorin sowie Medienverantwortliche Dorothea Hintermann rücken noch die letzten Dinge zurecht vor Ausstellungseröffnung.
    Angela Stindt (links), Konservatorin und Restauratorin sowie Medienverantwortliche Dorothea Hintermann rücken noch die letzten Dinge zurecht vor Ausstellungseröffnung.

Zug – Die Römer – ein Thema, das immer «zieht», bei allen Generationen. Warum fasziniert uns jenes Volk, das zwischen dem zweiten Jahrhundert vor Christi Geburt bis ins fünfte danach die antike Welt beherrscht hat? Vermutlich, weil man eben sehr viel über das Römische Reich weiss, und vieles aus den Bereichen Kultur und Technik, das uns heute im Alltag begleitet, auf das erfindungsreiche, hoch entwickelte Volk zurückgeht.

Die neue Mitmach-Ausstellung «High Tech Römer» im Zuger Museum für Urgeschichte(n) an der Hofstrasse greift genau solche Errungenschaften auf und präsentiert sie in besonderer Form: Es ist ein erprobtes und bisher erfolgreiches Ausstellungskonzept, das von vier namhaften Museen in Holland, Belgien und Deutschland gemeinsam erarbeitet worden und nach Stationen in Holland und Deutschland nun zum ersten Mal in der Schweiz zu sehen ist.

Mit ihren wegweisenden Erfindungen in den Bereichen Architektur, Städtebau Wasserführung, Heiztechnik, Mathematik, Kommunikation, Maschinenbau, Militärwesen, Handwerk oder Wohnkomfort waren die Römer ihrer Zeit und somit anderen Völkern weit voraus. Vieles davon erkennen wir in Funktionalem unseres modernen Alltages wieder.

Die Antike wird zur Erlebniswelt

Neben reich bespielten Vitrinen mit grösseren und kleineren Exponaten aus all den genannten Bereichen sind die Konstruktionen in der eigens herangezogenen Shedhalle die Hauptattraktion. Mit ihnen lassen sich Errungenschaften der Römer realitätsnah erfahren – und das Publikum kann dabei selber Hand anlegen.

Bausteine lassen sich mit Hebevorrichtungen lüpfen, mit nachgebauten Kleinkatapulten übt man sich im Zielen, Marmorstatuen werden virtuell bemalt, eine Legionärstruppe zieht per Touchscreen ins Feld, in einer Galeere rudert man exakt nach Trommelschlag des grummligen Herrn auf dem Bildschirm – oder warum nicht eigenhändig ein Aquädukt oder einen Triumphbogen errichten? Die Schlankeren unter den Besuchern können in einen römischen Abwasserkanal kriechen und herausfinden, wie Abort-Hinterlassenschaften abgeführt wurden.

All dies und weiteres Interaktives führt Gross und Klein spielerisch und unterhaltsam an die ungemein spannende und vielseitige Materie heran. «Dieses Konzept entspricht somit ganz unserem Museumsfokus, der vor allem auf einem Familienpublikum liegt», sagt Dorothea Hintermann, Medienverantwortliche des Museums.

Vermittlung als weiterer Schwerpunkt

Auch das Schulwesen werde im Rahmen der Vermittlungsarbeit jeweils gezielt mit einbezogen, was hier besonders zur Anwendung kommen wird: «Die Antike und vor allem die Römer sind im Lehrplan sehr gut vertreten», sagt Hintermann dazu. «Der Themenbereich bietet eine grosse Bandbreite an Bildungsmöglichkeiten, und diese Ausstellung kann hier sehr gut mit einbezogen werden», fügt Sarah Wicki vom Ausstellungsteam an. «Wir haben bereits jetzt – noch vor Eröffnung der Ausstellung – zahlreiche angemeldete Schulklassen.»

Es ist wohl nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, dass rund ums benachbarte Theiler-Haus grossräumige Bauarbeiten stattfinden und deshalb die ans Museum angrenzende Shedhalle für die Zeit der Ausstellung nicht besetzt war. «Das kam uns natürlich sehr entgegen, denn das Museum für Urgeschichte(n) in seiner normalen Dimension wäre viel zu klein gewesen für diese Ausstellung», sagt Museumsleiter Ulrich Eberli.

«Durch diese erweiterten Platzmöglichkeiten werden die Themen lebendig, und die sehr wichtige Epoche erhält viel Raum», sagt Eberli weiter und betont seinerseits ebenfalls: «Da die Ausstellung so viele Mitmachgelegenheiten beinhaltet, ist sie für unser Museum besonders attraktiv.» Zudem lasse sie sich mit Schaustücken aus dem eigenen Fundus mit regionalem Bezug anreichern. Einzelne augenfällige Replika wie eine aussergewöhnliche Katapultvorrichtung auf Rädern oder eine Legionärsrüstung sind Leihgaben von Schweizer Herstellern, die eigens für «High Tech Römer» angeschafft worden sind.

Die unbestritten sehr interessante Ausstellung verspricht neben Spiel und Unterhaltung einen beachtlichen Lehrreichtum, von dem alle Besucherinnen und Besucher profitieren können. Im Anschluss an die Vernissage am Sonntag, 21. Januar, 11 Uhr startet gleich der Ausstellungsbetrieb. An diesem Nachmittag mischen sich vier Legionäre unters Publikum und werden so zur Attraktion für sich. (Text von Andreas Faessler)


Hinweis

Die am Sonntag startende Sonderausstellung «High Tech Römer» im Zuger Museum für Urgeschichte(n) an der Hofstrasse 15 läuft bis am 23. Juni. Schulen und Gruppen können die Ausstellung mit speziellen Führungen und Workshops auch ausserhalb der Öffnungszeiten besuchen. Das grosszügige Rahmenprogramm umfasst themenbezogene Spezialanlässe. Details dazu auf der Museumshomepage (www.urgeschichte-zug.ch).