Zug – Wie erstaunlich lebendig die Zuger Hip-Hop-Kultur ist und wie aktiv sie gepflegt wird, zeigt sich einmal mehr, seit sie um eine beachtenswerte Platte reicher ist. «Mein Lebenswerk» nennt Rapper Frisk seine brandneue Scheibe «Perspektive». Gut zehn Jahre ist der Steinhauser Manuel Hosang - im Dezember wird er 30 - bereits in der Rap-Szene aktiv, ist Mitglied der Band Zuger Shuger und hat mit «Perspektive» sein erstes grosses Soloprojekt durchgezogen.

Die eigene Biografie als Quelle

Frisks musikalische Orientierung hat sich bei ihm im Alter von 15 Jahren abgezeichnet. Davor eher dem Rock zugeneigt, entdeckte er durch die von ihm geschätzten Beastie Boys allmählich seine Affinität zum Hip-Hop. «Ziemlich schnell habe ich mich dann aber auf den Schweizer Rap konzentriert. Der hat mich gefesselt», erinnert sich der grossgewachsene Steinhauser, der beruflich in der Detailhandelsbranche tätig ist. Schnell war ein Plattenspieler angeschafft fürs erste «Pröbeln» und Mixen. Doch dies reichte Frisk bald nicht mehr aus - er wollte seinen eigenen, ganz persönlichen Sound generieren. Eine Software musste her.

«Ich will von der Musik berührt werden», sagt Frisk, «ich will sie fühlen können. Sie ist jeweils vor dem Text da. Dieser entsteht danach zusammen mit dem Sound. Es wird zu einem einzigen Gedankenfluss.» Und dabei verzichtet Frisk auf die Vulgärsprache, die dem Rap klischeemässig anhaftet. «Was nützen mir Kraftausdrücke? Ich selbst höre lieber Musikern zu, die etwas mit Sinn zu erzählen haben.» Für seine grundehrlichen Texte holt sich Frisk die Ideen aus der eigenen Biografie, lässt sich dabei von prägenden Erlebnissen leiten. «Irgendwann weiss man eben, wie das Leben so tickt.» Mancher Songtitel auf der druckfrischen LP spricht dabei für sich.

Ein Höhepunkt auf Frisks Scheibe und insbesondere für den Künstler selbst ist Track Nummer 5, «Schneeballeffekt». Hier hat kein Geringerer als der international bekannte kalifornische Kultrapper Evidence einen Beitrag geleistet. Der Kontakt ist dank Vermittlung durch Frisks Freunde und Familie entstanden. Evidence fand die Idee gut, liess sich den Song-Prototyp schicken und steuerte bereitwillig inhaltlich zum Text passende Passagen in US-Englisch bei. Entstanden ist ein klasse Rapsong, der durch die Englisch-Schweizerdeutsch-Phrasen besondere Spannung aufbaut. «Evidence ist für mich eine Vorbildfigur», betont Frisk. «Ich schätze einfach seinen Stil.»

Voluminöser Sound

Mit Recht ist Frisk stolz auf seine erste Scheibe, die mit 19 Titeln eine gute Stunde satten Rap liefert. Viel Zeit und Emotion hat er investiert, rund zwei Jahre hat er daran gearbeitet und dabei auch auf Unterstützung aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis zählen können. «Perspektive» kommt generell mit voluminösem Sound daher. Das geht weit über einen Hip-Hop-Beat mit Sprechgesang hinaus. Frisk bindet zuweilen sinfonische Samples mit ein, melodiöse Einschübe, harmonisch aufeinander abgestimmt und geschickt mit Sekundärvocals hinterlegt, oft mehrere Tonspuren besetzend. Die generell ausladenden, klangstark angelegten Arrangements zeugen nicht zuletzt von Musikalität. «Dabei habe ich nicht mal Blockflöte gespielt», sagt der Steinhauser lachend. Bei ihm funktioniere alles übers Gehör. Und da legt er einen Ehrgeiz an den Tag, der ihn Perfektion anstreben lässt. Die Zusammenarbeit mit anderen Musikern aus der Szene haben zudem manche Songs geprägt und jeweils eine spezielle Note eingebracht.

Die grosse positive Resonanz, die Frisk zu seiner LP seit deren Veröffentlichung vor zwei Wochen erfahren hat, entlockt ihm drei überzeugte Worte: «Ich mache weiter!» (Andreas Faessler)

Hinweis

«Perspektive» ist seit 15. November offiziell erhältlich. Physisch als Platte bei Frisk selbst (http://frisk.yaheard.ch), ansonsten digital bei iTunes und Exlibris zu beziehen.

Plattentaufe in der Galvanik morgen Freitagabend, 29. November, Türöffnung 21 Uhr. Support Acts: Skilluminati, Fix Finest.