Die steinernen Figuren von Thann

Dies & Das

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Der Archäologische Verein Zug reist über die Auffahrtsbrücke an den Oberrhein. Die Gruppe besucht dabei viele historische Gebäude und Kirchen. Und auch ein spezieller Altar gehört zum Programm.

Zug – Wenig Verkehr und prachtvolles Wetter sorgten für gute Stimmung, und schon nach rund 2 Stunden erreichten wir unser erstes Ziel, das kleine Städtchen Thann im Elsass, im Mittelalter einer der wichtigsten Orte der Region. Mitten im Dorf erhebt sich das gewaltige Theobaldus-Münster, ein wunderbarer gotischer Bau mit dem grossartigen um 1400 erschaffenen Westportal, 15 Meter hoch und verziert mit über 500 steinernen Figuren.

Das nächste Ziel war Bühl, wo ein herrlicher Altar von Martin Schongauer (1450–1491) ausgestellt ist, der in prächtigen Farben die traurige Kreuzigung Christi darstellt. Auffällig sind die teilweise ausgesprochen hässlichen Gesichter und verdrehten Körper von manchen Figuren. Es sind die «Bösen» und deshalb wohl so abstossend dargestellt. Glücklicherweise konnte der Altar vor der Verbrennung während der Französischen Revolution gerettet werden.

Eine Überraschung beim Kirchenbesuch

Durch die habsburgischen Stammlande führte uns die Reise weiter nach Ottmarsheim zur Abteikirche St. Peter und Paul, die 1049 von Papst Leo IX. geweiht wurde. Der schlichte achteckige Bau erinnert an die Kaiserpfalz in Aachen. In der Kühle des Kirchenraums erklang auf einmal liturgische Musik und ein Mann, gekleidet wie im Mittelalter, trat aus einer Nische hervor. Dieser Mann entpuppte sich als unser Reiseleiter Christian Foppa.

Die Fahrt zu einer alten Therme am anderen Ufer

Danach ging es über den Rhein nach Badenweiler, wo wir die Zimmer bezogen und vor dem Nachtessen noch Zeit für ein entspannendes Bad in der hauseigenen Therme hatten.

Am nächsten Morgen wanderten wir bei herrlichem Sonnenschein durch den kühlen Kur- und Schlosspark zu den Ruinen des Römerbades von Badenweiler. Lange holten Bewohner Steine als Baumaterial, bevor der Markgraf von Baden ab 1784 die Ruine freilegen und schützen liess.

Wie die Oberschicht im dritten Jahrhundert lebte

Nach der Mittagspause erreichten wir die Villa Urbana in Heitersheim. Eine Villa Rustica war ein grosser Gutshof mit Stallungen, Werkstätten und Wohnhaus für den Verwalter, daneben lag oft eine Villa Urbana, das luxuriöse «Ferienhaus» des Besitzers. Die Rekonstruktion zeigt anschaulich die Lebensart der damaligen Oberschicht. Ab der Mitte des 3. Jahrhunderts verschlechterte sich aber das Klima, was sich anhand von Pflanzenresten und Umbauten (Überdachungen) nachweisen lässt, und die Römer zogen sich nach Süden zurück. In die sich leerende Region sickerten germanische Stämme ein, die vom römischen Historiker Ammianus Marcellinus im 4. Jahrhundert als «Alamanni», das bedeutet «alle Männer» oder «alle Menschen» bezeichnet wurden. Das kleine Alamannen-Museum in Vörstetten bietet einen guten Einblick in das Leben der neuen Bewohner. Das Konzept ist: Betrachten, Anfassen und Mitmachen.

Auch für einen Besuch von Colmar bleibt noch Zeit

Der letzte Tag führte uns dann nach Colmar in die Dominikanerkirche mit der «Madonna im Rosenhag» von Martin Schongauer und wunderbaren Glasfenstern aus dem 14. Jahrhundert. Nach einem Blick in das Museum Unterlinden mit dem Isenheimer Altar und einem Rundgang durch das wunderbare Colmar hiess es einsteigen zur Rückfahrt nach Zug.

Wir danken allen für die hervorragende Organisation und unserem Reiseleiter Christian Foppa für die ausgezeichneten Dokumentationen und freuen uns auf die nächste Reise im Jahr 2019.

Für den Archäologischen Verein Zug: Pauline Hruza