Von den Rittern übernommen

Dies & Das

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Die beiden Einhörner im Hünenberger Gemeindewappen stammen von den einstigen Herren. Mit dem scheuen Fabeltier wurde stets viel verbunden.

Hünenberg – Als nobel und scheu gilt und galt vor allem im Mittelalter das Einhorn. Auf dem Hünenberger Gemeindewappen sind gleich zwei dieser weissen prächtigen Fabeltiere vor blauem Hintergrund ­abgebildet. Sie stehen mit dem Rücken zueinander und schauen – mit gesenktem Blick und Horn – voneinander weg. Manche Ausführungen sowie das offizielle Wappen, das heute auch von der Gemeinde selbst benutzt wird, zeigen die Einhörner auf einem grünen Dreiberg. In älteren Ausführungen fehlt dieser teilweise.

Ob sich die Hünenbergerinnen und Hünenberger auch heute noch mit den Attributen nobel und scheu identifizieren, sei dahingestellt. Anzunehmen ist jedoch, dass es die adeligen Herren taten, die im 14. und 15. Jahrhundert im heutigen Gebiet der Gemeinde Hünenberg herrschten und lebten. Das Hünenberger Wappen stammt nämlich von diesen Herren. Es taucht bereits um das Jahr 1300 in einigen Siegeln von Hünenberger Rittern auf. Das Wappen wurde nach dem Ende ihrer Herrschaft – als das Rittergeschlecht laut dem Wappenbuch des Kantons Zug «verarmt und zerstreut» war – übernommen. Dies erfolgte in den Jahren 1414 bis 1416. Damals kauften einige Hünenberger ­Bauern die Gegenden «Burgstall» und «Twing» und schafften so die «freie Gemeinde Hünenberg».

Das Hünenberger Wappen trifft man nicht nur in der Gemeinde selbst an. Auch andernorts an prominenter Stelle sind die Einhörner sichtbar. So etwa in der Chamer Kirche St. Jakob. Dort ziert das Wappen sowohl den Haupt- als auch den Nebenaltar. Ausserdem ist das Wappen auch am Orgelprospekt aus dem Jahr 1812 angebracht. Der Grund für die Kennzeichnung liegt allerdings nicht etwa darin, dass die Hünenberger einst Besitzansprüche in Cham oder an die Chamer Kirche gestellt hätten. Ausgedrückt wird damit die Zusammengehörigkeit der beiden Pfarreien Cham und Hünenberg.

«Elegantes friedliches Tier»

Das Hünenberger Wappentier hat eine lange Geschichte. Und dies, obwohl es nie Einhörner gegeben hat. Das ist heute allen klar. Zu jener Zeit jedoch, als das Fabeltier seinen Weg auf das Wappen fand, war das anders. Denn In früherer Zeit haben die Menschen tatsächlich an das Einhorn geglaubt. Es kommt in Büchern bereits seit rund 2500 Jahren vor. Beschrieben wurde das Sagentier zumeist als elegantes, friedliches Tier. Das Horn dient dem Tier als Waffe. Man glaubte ausserdem, dass darin Zauberkräfte stecken. Im Mittelalter ­waren solche Hörner deshalb sehr gesucht, was das Einhorn zu einer beliebten Jagdbeute machte. Ein solches Tier zu erlegen, war jedoch gemäss diversen Überlieferungen kaum möglich. Das scheue Wesen versteckte sich stets gut im Wald und liess sich nur von Jungfrauen fangen und zähmen.

Ein fast identisches Wappen

«Weil das Einhorn auch als Zeichen von Stärke, Kraft, Macht, Friedfertigkeit und Güte galt, wurde es von vielen Rittern des Mittelalters in ihr Wappen aufgenommen», erklärt Klaus Meyer. Er ist ein pensionierter Lehrer und Hünenbergs Dorfhistoriker. Hünenberg ist denn auch nicht die einzige Gemeinde, in deren Wappen sich das Fabeltier findet. Einhörner zieren die Wappen zahlreicher Schweizer Gemeinden, unter anderem von Ballwil LU, Reussegg AG, Buhwil TG, ­Cuarnens VD, Ebnat SG oder Dübendorf ZH. Äusserst ähnlich dem Hünenberger Wappen ist jenes der Gemeinde Mettmenstetten ZH. Es zeigt ebenfalls zwei Einhornrümpfe, die mit dem Rücken zueinanderstehen. Allerdings sind die Tiere schwarz auf weissem Hintergrund. Der Grund für die Ähnlichkeit der Wappen liegt vermutlich darin, dass die Ritter von Hünenberg von 1346 bis 1398 in Obermettmenstetten die Vogtei innehatten.

Die Gemeinde Hünenberg scheint heute stolz auf ihr Wappentier. Zumindest führen und tanzen im jüngsten Imagefilm der Gemeinde zwei Frauen, verkleidet als Einhörner, den Betrachter durch das Gemeindegebiet. (Samantha Taylor)

Hinweis
In der Serie «Zuger Wappen» stellen wir in loser Folge die Wappen der elf Zuger Gemeinden vor und lassen sie durch einen Zuger Künstler neu interpretieren.