Mäzeninnen im Gespräch

Literatur & Gesellschaft

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Persönlichkeiten aus Kultur und Bildung diskutierten die Rolle der Frau als Förderinnen. Die Erkenntnisse waren vielfältig.

  • Sie diskutierten mit (v. l.): Hansrudolf Frey, Mirjam Staub, Christoph Balmer, Elisa Bortoluzzi, Matthias Haldemann und Brigit Eriksson. (Bild PD)
    Sie diskutierten mit (v. l.): Hansrudolf Frey, Mirjam Staub, Christoph Balmer, Elisa Bortoluzzi, Matthias Haldemann und Brigit Eriksson. (Bild PD)

Zug – Im Kunsthaus Zug haben am 9. Dezember 2014 rund 100 Kunstinteressierte, Kulturförderer, Stiftungsvertreter, mäzenatisch und philanthropisch Tätige sowie Medienvertreter und Pädagogen aus der ganzen Schweiz zu Fragen des weiblichen Mäzenatentums diskutiert. Unter der Leitung von Christoph Balmer sprachen Kunsthaus-Direktor Matthias Haldemann, die Zürcher Stifterin und Unternehmerin Mirjam Staub-Bisang, die Rektorin der Pädagogischen Hochschule Zug, Brigit Eriksson-Hotz, sowie die Autoren der neuen Publikation «Mäzeninnen: Denken, Handeln, Bewegen» (Verlag Haupt), Elisa Bortoluzzi Dubach und Hansrudolf Frey, über die Rolle des Mäzenatentums für Bildungs- und Kultureinrichtungen heute.

Tradition

Die Wahl des Standortes für die Veranstaltung war kein Zufall: Zug, als Wirtschaftsstandort eine weit über die Landesgrenze bekannte Stadt, hat auch eine jahrhundertelange Tradition, in der Mäzeninnen (und Mäzene) sich immer wieder auf eindrücklicher Weise für den Standort engagiert haben. Im Zentrum der Diskussion stand dabei die wachsende Rolle der Frauen als Mäzeninnen und Förderinnen. Heute werden etwa 43 Prozent der neuen Stiftungen in der Schweiz von Frauen errichtet. Damit verbinden sich Fragen wie beispielsweise nach den Unterschieden zwischen der Philanthropie von Männern und jener von Frauen, nach den verschiedenen Kriterien und den Merkmalen eines typisch weiblichen Mäzenatentums und nach den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Zürcher Unternehmerin Mirjam Staub-Bisang, die jungen Frauen über ihre Stiftung ein Studium am Insead von Fontainbleau ermöglicht, erinnerte an die Entstehung ihrer Stiftung. «Ich wurde 40 und wollte etwas Bleibendes schaffen. Im gleichen Jahr hatte mich das World Economic Forum zum ‹Young Global Leader› ernannt, und ich wollte nun neben dem beruflichen Erfolg eine nachhaltige gesellschaftliche Veränderung bewirken. Ich wollte der Gesellschaft etwas zurückgeben. Das war der richtige Zeitpunkt: Ich hatte die Energie, die Beziehungen und die Möglichkeiten dazu.» Die Rektorin der Pädagogischen Hochschule Zug, Brigit Eriksson-Hotz, zeigte die Vielfalt von Programmen der PH Zug auf, die dank Förderung Dritter ermöglicht werden. Sie äusserte sich grundsätzlich positiv über die Zusammenarbeit zwischen privaten Förderern und Institutionen. Wichtig seien der Respekt der verschiedenen Rollen und der Erhalt der wissenschaftlichen Freiheit der Hochschule. Matthias Haldemann, Direktor des Kunsthauses Zug, erinnerte an die vielen positiven Erfahrungen des Kunsthauses gerade im Umgang mit Frauen als Förderinnen. Elisa Bortoluzzi Dubach, Co-Autorin des Buches, hielt fest: «Wir haben ein Buch geschrieben, das Lesebuch und Nachschlagewerk in einem sein sollte. Das Buch soll allen, die die Welt des Mäzenatentums kennen lernen wollen, wichtige Impulse und konkrete Hinweise geben.»

Die Veranstaltung zeigte auf eindrückliche Weise, welch unverzichtbare Funktion die private Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsförderung auch im Kanton Zug hat. Die Diskutierenden waren sich denn auch weitgehend einig, dass die Rolle von Mäzeninnen und Mäzenen in unserer Gesellschaft gerade in einer Zeit der knapper werdenden Mittel der öffentlichen Hand – von unschätzbarem Wert ist für alle, deren Projekte in kulturellen, ausbildungsmässigen, ökologischen oder sportlichen Umfeldern einen gesamtgesellschaftlichen Mehrwert generieren sollen.

FÜR DIE VERANSTALTER: CHRISTOPH BALMER