Ein Umzug mit politischer Brisanz

Brauchtum & Geschichte

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Der Faschall-Umzug in Allenwinden überzeugte mit aussagestarken und originellen Sujets, farbenprächtigen Kostümen und laut schränzenden Guggenmusiken.

  • Alte Armeeflugzeuge kurven durch Allenwinden. (Bilder: Mathias Blattmann)
    Alte Armeeflugzeuge kurven durch Allenwinden. (Bilder: Mathias Blattmann)
  • Chaos im Schilderwald: Wo geht es nun genau nach Ägeri, wo nach Menzingen? (Bilder: Mathias Blattmann)
    Chaos im Schilderwald: Wo geht es nun genau nach Ägeri, wo nach Menzingen? (Bilder: Mathias Blattmann)

Allenwinden – Angeführt vom gewaltigen Faschallgrind, bewegte sich am Samstag ein aus 16 Nummern bestehender Umzug durch Allenwinden. Gemäss dem Motto «Klein aber fein» glänzte der Korso mit einer brisanten, aussagestarken Themenvielfalt.

Das A-Team Allenwinden kurvte «im Takt der Propeller» mit alten Armeeflugzeugen durch die Strassen. Die Kinder der Schule und der Spielgruppe Allenwinden kamen als strahlende Nachkommen der Pharaonen daher. Sie erhielten ebenso frenetischen Applaus wie die unablässig schränzenden Guggenmusiken.

Und dann wurde es politisch. Mit dem Schriftzug «Linienverkehr(t) und Rückschritt statt Fortschritt» prangerte das Team Fux die Streckenführung der ZVB an, und die Jungmannschaft Unterschwarzenbach nahm den Schilderwald der Zuger Baudirektion auf die Schippe: «Wägwiser Puff – of Zug goht’s ufe, of Ägeri goht’s abe, stoht’s in grosse Buchstabe gschriebe.»

Die Niederdörfler Allenwinden warnten: «Lueged ned ume, der Wolf gaht ume», und sie empfahlen, die Urner Regel zu befolgen – «sehen, schiessen, schweigen». Die Näbelheuer Allenwinden widmeten sich dem geschlossenen Gotthardtunnel. Auf ihrem Wagen prangte der Schriftzug: «S’Rad isch broche, d’Wäge entgleist, wieder obe drüber für alles, wo i Süde reist.»

Lösungen für den Schneemangel

Die Big Nobodys aus Unterägeri meinten zum CS-Debakel: «d’CS macht bankrott und es huere gschiss, drum isch d’UBS dä Held vo de Schwiiz.» Die Steihuufler Menzingen befanden in Anlehnung an den Schneemangel in tiefer gelegen Skigebieten: «Muesch e Schilift oder e Kanone ha, chasch zu de Chefe vom Sattel-Hochstuckli gah.» Und die Säuliämter Baumwollpflücker aus Hausen am Albis lösten die Energiewende mit «heissem Wasser us Solar, fürs Fröschli a de Bar».

In einer Kutsche vorfahrend, genoss die Faschallministerin Silke I. den Applaus des zahlreich erschienenen Publikums, während die Faschall-Ehrenminister tonnenweise Orangen verschenkten. Es ist zu vermuten, dass nach dem Umzug bis tief in die Nacht weitergefeiert wurde. Wohl zu Recht, ist doch die Fasnacht – die 5. Jahreszeit – für viele von uns die schönste aller Jahreszeiten. (Text von Martin Mühlebach)