Künstliche Intelligenz steht im Zentrum

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Kulturschaffende und KI: Von diesem Thema handelte eine lehrreiche und unterhaltsame Diskussionsshow im Zuger Burgbachkeller.

  • Moderator Dominik Widmer, hier mit Musikerin Simone Baumann, lässt sein Smartphone sprechen. Bild: Jan Pegoraro (Zug, 19. 2. 2024)
    Moderator Dominik Widmer, hier mit Musikerin Simone Baumann, lässt sein Smartphone sprechen. Bild: Jan Pegoraro (Zug, 19. 2. 2024)

Zug – Der Burgbachkeller war am Montagabend ausverkauft: Eine Spezialausgabe der Reihe «ZUGast» war angesagt, in der Moderator Dominik Widmer mit Expertinnen und Experten darüber diskutieren wollte, ob KI (künstliche Intelligenz) für die menschliche Kreativität Bedrohung oder Bereicherung darstelle. «KI ZUGast» war somit gleichzeitig der Start einer weiteren Burgbachkeller-Reihe unter dem Titel «Spot on – KI».

Wie kann die Gesellschaft der rasanten technologischen Entwicklung von KI oder AI (artificial intelligence) begegnen? Was bedeutet es für die menschliche Kreativität, wenn plötzlich mit ein paar wenigen Klicks aus dem kollektiven Fundus der Gesellschaft geschöpft werden kann?

Publikum blieb gefesselt bis zum Schluss

Das Theater im Burgbachkeller hat zwischen März und Juni verschiedene Kulturschaffende eingeladen, diese Fragen zu erforschen, und die Diskussionsrunde um Dominik Widmer stellte gleichsam den Auftakt dazu dar.

Er trat mit dem Handy am Ohr auf: «Erzähle mir einen Witz!», forderte er ein KI-Programm auf, und die Theatertechnik übertrug den künstlich generierten Kalauer – war er zum Lachen oder nicht? «Warum soll das witzig sein?», fragte der Moderator logischerweise, und die KI verfiel in englisch-deutsches Gebrabbel – die ersten Lacher im Publikum sprangen auf.

«Halte mir eine Ansprache zum heutigen Anlass», war der nächste Befehl, und aus wenigen Vorgaben kreierte die Technik eine stimmungsvoll-schwelgerische Rede, die Widmer mit «stark übertrieben, nicht?» kommentierte. Das Publikum war gefesselt – und blieb es bis zum Schluss.

Denn sogleich folgte ein weiteres Beispiel: Die Musikerin Simone Baumann, Absolventin der Zürcher Hochschule der Künste und Dozentin für Musik an der Pädagogischen Hochschule Zug, trug mit Keyboard und Computer einen Empfangssong vor, für den sie sich einen Monat lang mit KI auseinandergesetzt hatte, «von null auf».

Es braucht den Menschen doch noch

Der Song erklang, und Widmer fragte: «Wie viel davon ist KI, und wie viel von dir?» «85 Prozent ist KI, ich musste nur schneiden und Anfang und Ende abrunden», antwortete die Musikerin und beschrieb humorvoll die komplexe Begegnung mit der «Komplementär-Intelligenz»: «KI liefert mir unzählige Versionen, sie ist ein Ideenlieferant, aber es braucht immer noch den Menschen, die leibliche Wahrnehmung. Ich überlege mir immer, wie ich der KI einen Schritt voraus sein kann.»

In den folgenden zwei Stunden tönte es immer wieder ähnlich, wenn Widmer mit Jannine Meier (Cyber-Security-Analystin) und Leon Krug (KI-Spezialist und IT-Berater) über die Möglichkeiten und Herausforderungen von KI diskutierte. Die beiden jungen Leute absolvieren zurzeit den einzigen schweizerischen BA-Studiengang zu «Artificial Intelligence & Machine Learning» an der Hochschule Luzern in Rotkreuz. Sie fühlen sich damit «am Puls der Zeit» und sind begeistert von den beruflichen Zukunftsaussichten: «Es wird kaum einen Bereich geben, in dem KI nicht vorkommen wird.» In das Gespräch mit ihnen schaltete Widmer immer wieder verblüffende Beispiele von KI-generierten Ereignissen.

Etwas später traf der dritte Interviewpartner ein, Fabian Unteregger (Arzt, Comedian, Wissenschaftler und KI-Praktiker), der mit grossem Unterhaltungstalent dem Publikum die wichtigsten Grundlagen-Facts zu KI vermittelte: Wer SBB-Verbindungen nachschaue, Google Maps benutze, bei Amazon Bücher bestelle oder Netflix konsumiere, habe bereits mit KI zu tun.

Sie sei ein Kind des Silicon Valley, am Anfang stehe der Name Gordon Moore. Wer zum Mond fliegt, vertraue ihr sein Leben an. Und Sam Altman, der Erfinder des jedermann zugänglichen Programms ChatGPT, habe mehr bewegt als ein Roger Federer.

Die Maschine ist nicht intelligent

Unteregger betonte immer wieder, dass KI reine Mathematik sei. Sie denke und fühle nicht, sondern sammle nur Daten in für menschliche Hirne unfassbarem Ausmass. GPT sei ein «Generative (G), Pretrained (P) Transformer (T)» von Daten, was heisst: KI werde gefüttert und sei nur so gut wie das Training, das Menschen für sie vorprogrammieren.

Die Maschine ist nicht intelligent, sondern kombiniert nach dem Wahrscheinlichkeitsprinzip. «Der Mensch denkt, die Maschine rechnet», fasste er es zusammen. Ein vor Ort künstlich generierter, von Musikerin Baumann in Auftrag gegebener Schlusssong aus Diskussionsfetzen rundete beweisführend den Anlass ab. Das Publikum klatschte begeistert.

Diese Reportage wurde von A bis Z von einem Menschen geschrieben, aber die Journalistin hat sich überlegt, ob sie die Show hätte aufnehmen und ChatGPT den Auftrag erteilen können, die verlangten 4500 Zeichen des Textes zu füllen. Mit einem Klick, in wenigen Sekunden. Über die Folgen philosophiert nur der Mensch. (Text von Dorotea Bitterli)

 

Hinweis

Weitere Veranstaltungen in der Reihe «Spot on ... KI» widmen sich dem Thema aus verschiedenen Perspektiven. Das nächste Mal am 1. März mit Jojo Mayer (Perkussion). Ganzes Programm unter: www.burgbachkeller.ch.