Die Sujets sind eine Wucht

Brauchtum & Geschichte

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Am Fasnachtsmontag herrscht in Alosen Ausnahmezustand. Die Wagenbauer werkeln dort in der höchsten Liga.

  • Spektakulär: Ein Flugzeug samt bemanntem Kontrollturm tuckert durchs Dorf. (Bilder: Stefan Kaiser)
    Spektakulär: Ein Flugzeug samt bemanntem Kontrollturm tuckert durchs Dorf. (Bilder: Stefan Kaiser)
  • Spektakulär: Ein Flugzeug samt bemanntem Kontrollturm tuckert durchs Dorf. (Bilder: Stefan Kaiser)
    Spektakulär: Ein Flugzeug samt bemanntem Kontrollturm tuckert durchs Dorf. (Bilder: Stefan Kaiser)
  • Spektakulär: Ein Flugzeug samt bemanntem Kontrollturm tuckert durchs Dorf. (Bilder: Stefan Kaiser)
    Spektakulär: Ein Flugzeug samt bemanntem Kontrollturm tuckert durchs Dorf. (Bilder: Stefan Kaiser)

Alosen – Alosen ist ein kleines, unscheinbares Dorf. Bei der Durchfahrt von Oberägeri in Richtung Raten fallen einem nur die Tempo-40-Tafel und die engen Kurven auf.

Diese Einschätzung stammt aber nicht von einem Talmann oder einer Talfrau. Vielmehr beginnt die Pressemitteilung der Fasnachtsgesellschaft Alosen mit diesen Worten – verschickt noch vor den närrischen Tagen.

Professionell eben, fast schon wie es von einer Grossfirma zu erwarten ist, gross ist im Dorf an der Fasnacht 2024 auch die «Röhrä». Die Organisatoren der Alösler Fasnacht machen aus diesem Umstand gleich ein Motto «Ä grossi Röhrä».

Gross sind in Alosen aber nicht nur das Mundwerk und andere Mittel zur Lärmerzeugung. Vielmehr haben einige der Sujetwagen einen Überbau, der wohl kaum in einem bestehenden oder einem künftigen Tunnel im Kanton Zug Platz fände.

Speziell an einem dieser Wagen mit Übergrösse ist die Bildsprache: Von vorne lacht einem eine Gestalt an, auf der Rückseite ist dann eine Tunnelein- oder Tunnelausfahrt zu sehen. Daneben gibt es viel Kies und eine Lorze.

Meister ihres Fachs

Gross kommt auch der am 15. April 1912 gesunkene Luxusliner «Titanic» daher. Der Name ist da ja schon Programm. Aber die «Titanic»-Wagenbauer haben nichts mit dem Atlantik am Hut. Vielmehr sorgen sie sich um die Quagga-Muscheln, welche Schweizer Seen «verheeren». Auf der Wagenseite steht dort «Vo denä Muschlä heds lengersi meh und verdräkit üse See». Die Macher dieses Gefährts haben eine regionale Geschichte weiter gedreht und wollen die zahlreich entlang der Alösler Fasnachtsmeile Stehenden zum Nachdenken animieren.

Der Alösler Fasnachtsumzug ist vielleicht derjenige, an dem politische Themen keine Ausnahme sind, wie anderswo im Kanton Zug. Es steht auf keinem Wagen die Zeit, welche die Wagenbauer aufgewendet haben, um ein originelles Sujet an diesem Anlass zeigen zu können.

Zu den vorerwähnten Wagen kamen noch weitere mit klaren Botschaften hinzu. Sehr innovativ zeigte sich die Gruppe, welche sich mit dem Busfahrplan in Oberägeri auseinandersetzte. Da sich dieser auf den letzten Fahrplanwechsel veränderte, war in Oberägeri der Stundenplan anzupassen. Das scheint nicht bei allen Alöslern gut angekommen zu sein.

Passend war beim gleichen Wagenensemble ein Bus. Dieser hatte wechselweise zwei- und dreistellige Zahlen auf dem Display. 115 und eine 610. Die erste Zahl weist auf die 115. Alösler Fasnacht hin. Die zweite hat den Bus 610 – er fährt von Oberägeri auf den Raten – im Sinn. Dieser fährt seit dem letzten Dezember doppelt so oft an Alosen vorbei wie ehedem.

Damit nicht genug, sagten sich die dem öffentlichen Verkehr huldigenden Fasnächtlerinnen und Fasnächtler und liessen einen mit viel Liebe gestalteten Kleinwagen mit der Aufschrift «Ortsbus» mitfahren. Auf der Seite war zudem zu lesen: Zugerland Verkehrsbehinderung. Vermutlich wäre einmal abzuklären, ob Alosen eine Uber-Destination ist.

Dorfklatsch wird zum Bühnenspektakel

Die Alösler Fasnacht besteht natürlich nicht nur aus dem Umzug am Fasnachtsmontag. Ein Vergnügen ist das vom Legorenrat in Reimform vorgetragene Bühnenspiel. Da gibt es einerseits Dorfklatsch zu hören, aber es interessiert auch alles, was ausserhalb vom Alosen geschieht.

Die Vortragenden bringen zudem den Kirchenkalender mit einem Augenzwinkern durcheinander. Der Fasnachtsmontag sei der «heiligste Tag» im Alosen. Und dieser wird auf etwas mehr als 900 Metern über Meer auch gebührend gefeiert. Alösler Ausnahmezustand eben. (Text von Marco Morosoli)