Tröstlich, klug und ehrlich

Literatur & Gesellschaft

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Die neuste Ausgabe der persönlichen Buchtipps von Mitarbeiterinnen der Zuger Bibliotheken bietet viele Denkanstösse. Sei es dazu, wie man mit Kindern über das Thema Demenz spricht, wie die Sesshaftigkeit das menschliche Dasein verändert hat oder warum das Alleinsein richtig gut sein kann. Viel Spass beim Schmökern!

  • Gaby Mattmann empfiehlt's mit Nachdruck. (Bild PD)
    Gaby Mattmann empfiehlt's mit Nachdruck. (Bild PD)

Zug – Dieser Artikel ist in der Ausgabe März 2022 des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den anderen Büchertipps.

Gaby Mattmann, Bibliothek Zug


Ist man eigentlich normal, wenn man alleine lebt (und das auch noch gut findet)? Kann man glücklich ohne romantische Liebesbeziehung sein? Was bedeutet das für einen und für das persönliche Umfeld? Diesen und anderen Fragen geht der deutsche Autor Daniel Schreiber in seinem Essay «Allein» nach. Dabei unterscheidet er zwischen «allein» und «einsam». Seine persönlichen Erfahrungen, gerade auch in Zeiten von Corona als alleinlebender Mann auf sich selber zurückgeworfen zu sein, verwebt er mit Erkenntnissen aus Soziologie, Kulturwissenschaft, Philosophie und Psychologie. Damit bleibt der Text nicht bei der eindimensionalen, zeitlich auf die Pandemie begrenzten Nabelschau, sondern er gibt seinen Gedanken einen weiten Resonanzraum. Dennoch, das gebe ich gerne zu, sind die Passagen, in denen Daniel Schreiber von sich erzählt, besonders spannend und ergreifend.

Nun könnte das Ganze sehr schnell ins Rührselige kippen. Das vermeidet der Autor virtuos. Im schmalen Band geht es denn auch nicht nur ums Alleinsein, sondern um Freundschaften und was diese gerade für alleinlebende Menschen bedeuten. Freund:innen sind so etwas wie Wahlfamilien für ihn. Das Buch erscheint bereits in sechster Auflage und trifft offenbar einen Nerv. Denn in gut einem Drittel der Haushalte in der Schweiz lebt laut Bundesamt für Statistik nur eine Person.

Der Essay von Daniel Schreiber ist berührend, tröstlich, nährend, klug und in einer poetischen, eleganten Sprache geschrieben. Nachdrücklich empfohlen.

«Allein» von Daniel Schreiber, Essay, Hanser Berlin, 2021