Aus Fotos kreiert er seine Kunst

Kunst & Baukultur

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Der einheimische Künstler Ramon Bachmann zeigt im Foyer des Verwaltungsgebäudes an der Aabachstrasse 5 neue kontrastreiche Werke. Der Ausstellungsraum soll auch von anderen genutzt werden.

  • Noch bis 11. August stellt Ramon Bachmann seine Bilder in der Verwaltung aus. (Bild Werner Schelbert)
    Noch bis 11. August stellt Ramon Bachmann seine Bilder in der Verwaltung aus. (Bild Werner Schelbert)

Zug – Was sofort auffällt, wenn man das Foyer des modernen Verwaltungsgebäudes des Kantons betritt, sind die intensiv leuchtenden Farben der beiden Bilder von Ramon Bachmann. «Old Stair­case» ist in lila und schwarz getupftem Alkydharz auf Leinwand gebannt – ein ehemals elegantes Stadthaus, das heute verlassen ist. «Mir ist das Sujet aufgefallen, weil es den Zerfall widerspiegelt», kommentiert der Künstler Ramon Bachmann sein neues Werk, das jetzt zur Ausstellung «Kontraste zwischen Vorder- und Untergrund» gehört.

Das grüne Baumhaus von 2013 stellt für ihn den Rückzug des Menschen in die Natur dar. «Für diese Ausstellung ist mir nur wenig Vorbereitungszeit geblieben. Aus diesem Grund sind nun auch frühere Arbeiten zu sehen», sagt der 38-jährige Künstler, dessen Oberarme blumige Tattoos zeigen.

Vielfalt der Motive überrascht

Auffallend ist ausserdem das blaue, in Mischtechnik geschaffene Bild, das laut Bachmann die amerikanische Tattoo-Künstlerin Maud Wagner zeigt: «Dieses Motiv hatte sich jemand gewünscht.» Das Werk ist eine Leihgabe der Stadt Zug. Immer wieder werden solche Wünsche an den Künstler herangetragen, so ist auch das Bild «Biljana Ambrosia», das sich im Privatbesitz befindet, entstanden. Die Vielfalt der mit Pinsel gemalten Motive überrascht. Da beeindruckt eine in knalligem Rot gehaltene Medusa aus der griechischen Mythologie, gegenüber sind der Rapper Ice Cube und in Rosarot das Bild «Bedroom», das eine Szene aus dem Film «Die schwarzen Brüder» darstellt, zu sehen.

Der Zuger hat sich im Laufe der Zeit mit gängigen, aber auch mit experimentellen Techniken befasst. Sofort gerät er in Begeisterung, wenn er über die Entstehung seiner Arbeiten berichtet. «Die Basis bildet immer ein Foto, das ich im Internet, in Archiven, Filmen oder in Zeitungen entdecke.» Ihm gehe es um Stimmungen, wie sie der Zerfall wieder­gebe, oder ab und zu um eine Botschaft. Er wähle stets einen Ausschnitt, auf den er sich fokussiere und den er mittels seiner Technik sowie Grafikprogrammen verfremde. Während Ramon Bachmann seine Kappe – «mein Markenzeichen» – antippt, sagt er: «Die Konturen der Motive zeichne ich auf die grundierte alte oder neue Leinwand vor, denn der Arbeitsprozess ist beim Alkydharz speziell, er muss bei den Etappen sehr präzis erfolgen, und alles muss schnell gehen.»

Speziellen Stil entwickelt

Es ist gut möglich, dass er die Malerei in den Genen mitbekommen hat, denn, wie Ramon Bachmann mit blitzenden Augen erzählt, auch der Grossvater habe gemalt, und derzeit sei ebenfalls sein Vater in diesem Metier aktiv. Der junge Bachmann hat nach dem Vorkurs an der Schule für Gestaltung Luzern zuerst Fotograf gelernt und einige Jahre in diesem und später in anderen Berufen gearbeitet. «Seit einigen Jahren befasse ich mich mit illustrativer Malerei auf Fassaden, Wänden, Möbeln und Objekten», erklärt Bachmann. Mit dem Kunstprojekt des kantonalen Baudepartements «Kunst für unterwegs» mit der Wandbeschriftung im Stadtzentrum, welche das Bahnviadukt rundherum auffrischt, begann die typogra­fische Vertiefung seiner Werke. In der Zwischenzeit sind diverse Projekte entstanden. 2012 habe er den Schritt in die gestalterische Selbstständigkeit gewagt. «Ich biete heute Gebrauchskunst an, die sich mit der ­Individualisierung von zu restaurierenden Möbeln, Wänden und Objekten befasst», sagt Ramon Bachmann und gibt zu bedenken: «Ich habe noch Nebenjobs und muss einfach leben. Aber ich bin immer aktiv: Im August nehme ich an der Ausstellung ‹Wild› in der Shedhalle teil, für 2018 ist eine weitere geplant.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Neben der Ausstellung im Verwaltungsgebäude 1 (siehe Box) sind weitere Werke von Ramon Bachmann in der Steuerverwaltung, Bahnhofstrasse 26, bei Circle of Trust, Vorstadt 16, und im Atelier 63, Hofstrasse 15, Zug, zu sehen.
Infos: www.gebrauchskunst.ch


Junge Künstler erhalten Plattform

Der Kanton Zug organisiert seit dem Jahr 2000 jährlich zwei Kunstausstellungen im Foyer des Verwaltungsgebäudes, das sich an der Aabachstrasse 5 befindet. Jeweils im Frühling und Herbst können Galeristen diese Räumlichkeiten während sechs Wochen als Ausstellungsraum nutzen.

Neu werden jetzt in der Sommerzeit junge Zuger Kunstschaffende, die noch nicht durch eine Galerie vertreten sind, die Möglichkeit erhalten, ihr Schaffen öffentlich zu präsentieren: Der erste Künstler ist der Zuger Ramon Bachmann. (mw)

Hinweis
Die aktuelle Ausstellung läuft noch bis zum 11. August. Die Öffnungszeiten entsprechen der Bürozeit, jeweils von Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr.