Apokalyptisches im Jahre 2057

Theater & Tanz, Musik

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Das neuste Musical des Unterägerer Vereins «Fairytale-Productions» thematisiert eine dystopische zukünftige Welt.

  • Der Musicalverein Fairytale-Productions zeigt «Apocalyptica» in der Ägerihalle. Im Bild: Marius Thürlemann als Pete Hurricane. (Bild Stefan Kaiser)
    Der Musicalverein Fairytale-Productions zeigt «Apocalyptica» in der Ägerihalle. Im Bild: Marius Thürlemann als Pete Hurricane. (Bild Stefan Kaiser)

Unterägeri – Zwei Dutzend junge Menschen zwischen 15 und 36 sitzen an der Bühnenrampe der Ägerihalle und lauschen konzentriert den Anweisungen ihres Regisseurs Marcel Eichler. Sie stehen kurz vor der Hauptprobe für ihr neues Musical «Apocalyptica», in dem sie spielen, singen und tanzen werden.

Ihre junge Choreografin Caila Schilling wird mit ihnen auf der Bühne agieren. Eichler, Theaterpädagoge mit jahrzehntelanger Erfahrung, gründete 2012 den Verein «Fairytale-Productions», ist als Lehrperson für Schauspiel tätig und leitet dessen Produktionen. Gemäss Programmheft muss «Apocalyp­tica» die 35. Bühnenproduktion des Vereins sein.

Eine Umarmung als Kern

Im Musical, das am 17. Januar in der Ägerihalle Premiere feiern wird, gibt es so etwas wie einen energetischen Kern: die Umarmung zwischen dem jungen Protagonisten Diego Asorbat (Yannick Worbs) und seinem Vater Jorgez (Chris Vermeulen).

Diese Vater-Sohn-Begegnung ist echt, sie wird nie infrage gestellt und steht symbolisch für einen menschlichen Zustand, nach dem während 140 Minuten gesucht wird wie nach dem heiligen Gral: für analoges, unzerstörbares Vertrauen, unkorrumpierbare, greifbare Liebe. Menschliche Arme und menschliche Nähe.

Die Gegenwelt in der selbst verfassten Apocalyptica-Story besteht einerseits aus einer zerstörten Erde, wie wir sie heute zu ahnen beginnen als Folge von Naturverschleiss, losgelassener KI, Cyberkriegen und schliesslich der Atombombe; andrerseits aus einer virtuellen Ersatzwelt genannt DIGIT, welche zwar das Überleben künstlich sichert, aber von der Meta-Faith-Corporation gelenkt ist, die unter ihrem Konzernchef Bug Houston (Samuel Thürlemann) die Weltherrschaft anstrebt.

Die Menschheit hat also die Atombombe überlebt, aber in einer abgeschlossenen Trugwelt, in der es erneut um Macht geht. «Apocalyptica» stellt somit verzweifelte Fragen: Gewinnen die skrupellos Herrschenden, oder wird der Sohn seinen Vater wiederfinden? Und welche Rolle spielt dabei die weibliche Rebellengruppe, angeführt von der rothaarigen Hazel (Marina Iten)?

Zwiespalt zwischen Wohltat und Zwang

Die gute Vater-Sohn-Beziehung als Gegenpol patriarchalen Machtstrebens – das trifft man nicht so oft an: Sie ist die Basis eines bemerkens- und sehenswerten Bühnenstückes. Im traumartigen Spiel treten viele weitere Figuren menschlicher Einbildung und Wirklichkeit auf: Avatars in fantastischen Kostümen; die rot gewandete Armee des Bug Houston; die junge Kate, die zu Diegos Freundin und Helferin wird (Maya Lotan); ein Sheriff, der die Seiten wechselt und am Ende den glücklichen Ausgang herbeiführt (Marius Thürlemann). Und nicht zuletzt ein Roboter namens Madra in goldener Rüstung (Flavia Roder), der mit seiner Puppenautomatik den jungen Diego überwachen und beschützen soll – eine zweideutige Einrichtung zwischen Wohltat und Zwang.

Die Rüstung dieses Roboters ist das Glanzstück von Ramona Vörös, Bodypainting- und Airbrush-Profi, die für Maske und Kostüme zuständig ist. Hier hatte sie völlig freie Hand. Sie beschreibt begeistert, wie sie mit speziellen Kunststoffen die Teile der Rüstung, die starren Locken und Gelenkscheiben zusammenbaute und wie Stoffe und Haut mit Airbrushing vergoldet werden.

Zum Kreativteam im Hintergrund gehören auch Marisa Urfer als Arrangeurin und Gesangscoach, Michaela Röllin als Songtexterin, Paul Portmann als Bühnenbildner und Samuel Thürlemann als Mitarbeiter bei Grafik, Textbuch, Songtexten und Casting. Im Zentrum aber stehen die jungen Talente auf der Bühne, um deren Zukunft es real geht. Und sie hoffen auf ein «New Game», das positiv ausgeht. (Text von Dorotea Bitterli)

 

Hinweis

«Apocalyptica» von «Fairytales-Productions» wird aufgeführt in der Ägerihalle, Unterägeri, vom 17. bis zum 20. Januar 2024, jeweils um 19.30 Uhr. Infos und Tickets: www.fairytale-theater.ch und www.ticketino.com