Mit sich selber gemeinsam einsam

Musik

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Die Sammlung der Zuger Musikwerke ist um ein Werk reicher. In der Galvanik wurde «Spooky Town» getauft, die erste Platte der Band «R we alone?».

  • Mit Champagner getauft: das erste Werk der Zuger Band «R we alone?» (Bild Carina Blaser)
    Mit Champagner getauft: das erste Werk der Zuger Band «R we alone?» (Bild Carina Blaser)

Zug – Hinter dem fast poetischen Bandnamen «R we alone?» steckt nicht nur eine philosophische Frage, sondern ein Projekt, das verstanden werden will. Immer wieder muss sich der junge Zuger Musiker Rafael Casaulta mit der Frage, ob er dieses Mal allein auf der Bühne sein werde, konfrontieren.

Eher Projekt als Name

Grundsätzlich soll «R we alone?» als Projekt und nicht unbedingt als Bandname verstanden werden. Jeder, der etwas dazu beitragen kann und die gleiche musikalische Vorstellung hat, sei willkommen, erklärt Casaulta. «Rafael lässt sich nicht binden, und das ist ein tolles, kreatives Konzept», erklärt Gilles Schmid, welcher an diesem Mittwochabend am Bass dafür sorgt, dass der Künstler nun doch nicht einsam vor dem Publikum steht. Schmid betont, dass dadurch verschiedene Musiker und Stile zusammenfliessen können, was eine spannende Mischung ergibt. Nicht allein also, sondern in fünfköpfiger Besetzung tauften «R we alone?» ihre erste Platte.

Unter dem Namen «Spooky Town» wurde die neue CD am Mittwochabend mit Champagnerdusche ins Leben entlassen. «‹Spooky Town› verkörpert das, was wir aussagen wollen. Etwas Offensichtliches will einfach nicht gesehen werden», erklärt Rafael Casaulta, «eigentlich ist nämlich allen klar, dass in Spooky Town ein Geist rumspuken muss.» Die Songs und ihre Thematik seien deshalb, so erklärt der Künstler, nicht unbedingt gesellschaftskritisch, dennoch sollen sie etwas aufzeigen. Die rauchigen, poetischen Songs über das Leben und seine Fragen halten den alten Bluesrock auch im Jahre 2016 aktuell.

«R we alone?» will Probleme ansprechen. Ein Bildrauschen im Hintergrund der Bühne wird, sobald die Musiker ihre rauen Töne anschlagen, in einen Bilderstrom verwandelt. Die Visuals, bestehend aus alten Filmen der 20er-Jahre, machen die Thematik für das Publikum verständlich und wurden dank Martin Riesen von Rec.Design in eine wunderbar abgestimmte Komposition umgesetzt. Beispielsweise thematisiert der Science-Fiction-Film «Metropolis», ein Stummfilm des deutschen Expressionismus von 1927, eine Stadt, die eine Zweiklassengesellschaft darstellt. «Diese Thematik besteht doch heute. Themen, die bereits in den 20ern aufgegriffen wurden, können also heutzutage diskutiert werden», meint der kreative Zuger Casaulta. Im August vor einem Jahr, unterwegs als einsamer Musiker, bezeichnete er sich bei seinen ersten Auftritten als «R we alone?». Kurz darauf gesellte sich der Lapsteel-Gitarrist Jan Steiner dazu.

«Einfach mal beginnen»

«Irgendwann haben wir dann einfach gesagt, dass wir im Februar eine CD machen», erklärt Casaulta und ergänzt, «der beste Rat, den ich bekommen habe, war, einfach mal zu beginnen und vorwärts zu arbeiten». Dieser Rat wird bis heute befolgt. In einem Haus in Flims trafen sich die Musiker, um bei gemeinsamen Jamsessions voneinander zu lernen, sich inspirieren zu lassen und eine rauchig-verruchte Platte zu produzieren. Gilles Schmid am Bass, Jan Steiner an der Lapsteel-Gitarre, Lukas Züblin mit der Geige, Linus Gmünder am Schlagzeug unterstützen die rauchige Stimme von Rafael Casaulta und folgen ihm in die poetisch-melancholische Stimmung eines denkenden Musikers, welcher unsere Welt hinterfragt. Das Publikum wird abgeholt, vielleicht bleiben die Fragen über das Leben ungeklärt, sind aber dank des alten Bluesrock, welcher Philosophieren für jedermann ermöglicht, etwas leichter erträglich. (Carina Blaser)