Kesselhaus wird Kunsttempel
Kunst & Baukultur
Der Verein Kunstkubus organisiert eine Biennale. Neben den Werken sind auch die Ausstellungsräume einen Besuch wert.
Cham – Die Idee schwirrt schon lange in den Köpfen von Ignaz Staub und Heiri Scherer herum. Die beiden Chamer gehören zum Kunstkubus-Team, dem Verein, der das ehemalige WC-Häuschen an der Zugerstrasse in Cham in ein Ausstellungslokal umgewandelt hat. So reizvoll es ist, Kunst auf kleinstem Raum zu zeigen: Ein Museum im Miniaturformat hat auch seine Nachteile. Dann nämlich, wenn die ganze Bandbreite des Chamer Kunstschaffens präsentiert werden soll. Und genau das möchten Scherer und Staub mit der ersten Chamer Biennale erreichen. Doch weil nur wenige Künstler Werke in Briefmarkengrösse malen, reicht der Kunstkubus für diese Werkschau nicht aus. Andere, grössere Ausstellungsräume müssen her. Diese haben die beiden mittlerweile gefunden. Vor wenigen Tagen haben Scherer und Staub das Kesselhaus, den markanten, prägenden Bau auf dem Papieri-Areal, besichtigt. «Wir haben den Raum für gut befunden», sagt Ignaz Staub. Mittlerweile sei die Bestätigung der Cham Paper Group eingetroffen, dass der früher industriell genutzte Raum für rund einen Monat zum Kunstpalast werden könne, sagt Heiri Scherer. Von 11. April bis 9. Mai werden im Erdgeschoss in einem rund 25 mal 25 Meter grossen Saal Bilder, Zeichnungen und Skulpturen zu sehen sein. «Einige Werke werden wir auf Tischen zeigen, andere an den Wänden aufhängen.»
40 Künstler werden erwartet
Das Kesselhaus wird aber nicht der einzige Ausstellungsraum an der ersten Chamer Biennale sein. Damit die rund 40 erwarteten Künstler alle genügend Platz erhalten, werden auch das Erdgeschoss im Verwaltungsgebäude Mandelhof und das Ziegeleimuseum bei Hagendorn zu temporären Kunsthallen. Insbesondere über die Zusage des Ziegeleimuseums freut sich Scherer. «Der Raum dort ist fantastisch», sagt der Gestalter und Ausstellungsmacher.
40 Künstler: Gibt die Chamer Szene überhaupt so viel her? Ja, sagt Scherer: «Wir rechnen mit 20 bis 25 Kunstschaffenden mit Chamer Hintergrund.» 20 weitere Künstler werden zudem von der Kunstwerkstatt Kubeïs erwartet. Diese Werkstatt auf dem Papieri-Areal ermöglicht es Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, ihre künstlerische Ader auszuleben.
«Wir verlangen Qualität»
Bis am 14. Februar läuft die Anmeldefrist (siehe Box). Eine Jury wird die Künstler auswählen. «Wir wollen zwar eine möglichst grosse Breite», sagt Scherer. «Aber wir verlangen auch Qualität.» Will heissen: Die Künstler brauchen zwar keine Profis zu sein, ein gewisses Talent und gewisse Ambitionen müssen erkennbar sein.
An der Chamer Biennale sind aber nicht nur die Werke der Künstler zu sehen. Im Kunstkubus, dem Herzstück des Anlasses, werden alle Aussteller in einem Videoporträt vorgestellt. Die Künstler sollen die einfache und gleichzeitig schwierige Frage beantworten, was für sie Kunst ist. Auf Stellplakaten, die auf einem zentralen Platz in Cham aufgestellt werden, kann sich zudem jeder Künstler einer breiten Öffentlichkeit präsentieren. «Wir möchten das Chamer Kunstschaffen bekannt machen. Kunst hängt schliesslich nicht nur in den grossen Museen», erklärt Heiri Scherer die Motivation. «Und wir erhoffen uns eine Belebung der Kunstszene.» (Silvan Meier)
HinweisInformationen auf www.kunstkubuscham.chChamer Biennale
TEILNAHME. Für die Chamer Biennale können sich Künstler bewerben, die in Cham wohnen oder in der Gemeinde ein Atelier haben. Das Anmeldeformular kann auf der Homepage www.kunstkubuscham.ch heruntergeladen werden. Bereits seien erste Anmeldungen eingetroffen, sagt Heiri Scherer. «Wir sind auf gutem Weg», ist er überzeugt.
Die Biennale dauert von 11. April bis 9. Mai. Wann genau die verschiedenen Ausstellungsräume geöffnet sein werden, ist noch offen. «An zwei Halbtagen werden wir mit einem Shuttlebus Touren organisieren», sagt Heiri Scherer.