Die nordischen Perlen strahlen

Musik

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Im LGT-Young-Soloists-Kammerorchester pflegen junge Leute den Ensemblegeist, um sich später davon abzuheben und Solisten zu werden. Gestern haben die Youngsters in Zug begeistert.

  • Die LGT Young Soloists begeistern im Theater Casino Zug. (Bild Werner Schelbert)
    Die LGT Young Soloists begeistern im Theater Casino Zug. (Bild Werner Schelbert)

Zug – Man nehme die besten jungen Streichertalente aus aller Welt, fördere sie individuell, forme aus ihnen ein Ensemble und stelle ein attraktives Konzertprogramm zusammen. Das Rezept für die LGT Young Soloists ist einfach – und überaus erfolgreich, wie die vergangenen Jahre zeigen. Gestern demonstrierten die 13 jungen Leute eindrücklich, wie viel Arbeit hinter einem solchen Auftritt steckt, der nicht durch Einfachheit überzeugte, sondern durch Können auf höchstem Niveau. Da wurde wenig dem Zufall überlassen, die Darbietung hat die Erwartungen bei weitem übertroffen. Nichts da von «Jugendkonzert», auf der Bühne versammelte sich ganz offensichtlich die Crème de la crème der Nachwuchstalente. 

Auf dem Programm standen dieses Jahr nordische Komponisten. Dies passte zum dicken Nebel am sonntäglichen Vormittag. Dieser drückte nicht nur auf die Stimmung, sondern auch auf die Besucherzahlen – das Theater Casino Zug war nicht ausverkauft, in anderen Jahren vermochten die Young Soloists mehr Menschen zu mobilisieren. Diejenigen, die kamen, durften dafür aber in den Genuss von Konzertmeister Alexander Gilmans Zusammenstellung der nordischen Perlen kommen.

Von Beginn weg präsent

In den gut 70 Minuten Konzert gab es so manches Juwel zu entdecken. Der schwedische Komponist, Musiker und Dirigent Kurt Atterberg (1887–1974) bildete den Auftakt. Seine Orchestersuite Nr. 3 op. 19. Nr. 1 aus dem Jahr 1917 liess bereits erahnen, was da noch kommen würde: ein hinreissendes musikalisches Spektakel. Die Solisten Leo Esselson, Violine, und Anna Kryzak an der Viola schienen in keinster Weise nervös zu sein, sondern waren praktisch vom ersten Ton an präsent. Eine Tatsache, die generell während des ganzen Konzertes verblüffte: die unglaubliche Ausstrahlung und Konzen­tration der jungen Musiker. 

Dag Wirén (1905–1986) folgte im Anschluss, ebenfalls ein Schwede. Während die Werke von Kurt Atterberg doch wieder häufiger aufgeführt werden, ist es Wirén nur mit der am Sonntag aufgeführten Serenade für Streichorchester in C-Dur (op.11) gelungen, musikalische Spuren zu hinterlassen. Der marschartige vierte Satz aus dem Jahr 1937 dürfte dennoch vielen Zuhörern vertraut vorgekommen sein, Extrakte davon werden beispielsweise auch in der Filmmusik verwendet. Die Young Soloists zeigten in diesem Satz auch erneut, wie viel Potenzial vorhanden war und wie gut dieses von jedem einzelnen Musiker genutzt wurde.

Im Gegensatz zu anderen Jahren ging es das diesjährige Ensemble etwas steifer an, mimische Interaktionen – wie sie bei den letztjährigen Talenten Usus waren – gab es kaum. Man ging die Musik ganz offensichtlich etwas ernster an, was aber letztlich wohl auch mit der Stückwahl zu tun hatte.

Ein ganz grosses Talent wohnt in Zug

Es folgte ohne Pause Edvard Bræin (1924–1976), der erste Norweger am gestrigen Vormittag und auch er in hiesigen Landen eher unbekannt. Gerald Karni an der Viola schien aber mit der Komposition des Künstlers eins zu sein. Der 1996 in Israel geborene Künstler stand mit seinen gerade mal 21 Jahren schon auf vielen grossen Bühnen der Welt und meisterte sein Solo souverän, präzise und sauber. Es folgte der Solist David Nebel mit seiner Violine in der «Suite im alten Stil in a-Moll op. 10» für Violine und Streicher von Christian Sinding, einem weiteren Norweger also. Musiker Nebel stellte sich – wie andere Solisten am gestrigen Vormittag auch – kurz vor. Er wohnt gemäss eigener Aussage in Zug, ist aber wohl nur temporär hier stationiert.

Denn was nach dem gestrigen Konzert in Theater Casino allen klar wurde: Die LGT Young Soloists haben schon längst international für Aufmerksamkeit gesorgt und stehen nicht nur an der Schwelle zur Adoleszenz, sondern auch zu grossen musikalischen Karrieren. (Haymo Empl)