Eine ungewöhnliche Triobesetzung

Musik

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Mezzosopran – Posaune – Klavier: Der Saal «Musica» in Unterägeri füllte sich bis auf den letzten Platz. Aber es war schwierig, für diese ungewöhnliche Kombination ein in sich geschlossenes Programm zu finden.

  • Begeisterten mit lyrisch-romantischem Porogramm: Andreas Betschart (Posaune), Olivia Betschart (Gesang) und Ekaterina Tarnopolskaja (Klavier). Bild: Mark Mayne (Unterägeri, 9. 11 .2025)
    Begeisterten mit lyrisch-romantischem Porogramm: Andreas Betschart (Posaune), Olivia Betschart (Gesang) und Ekaterina Tarnopolskaja (Klavier). Bild: Mark Mayne (Unterägeri, 9. 11 .2025)

Unterägeri – Olivia Milagro Betschart (Mezzosopran) und Andreas Betschart (Posaune) sind seit Jahren in Unterägeri als Musiker-Ehepaar aktiv und anerkannt. Pech hatten sie mit der Erkrankung der Pianistin Shih-Wei Huang; diese musste kurzfristig ersetzt werden. Die in Russland geborene, aber seit 2009 in Deutschland lebende Ekaterina Tarnopolskaja erwies sich als Meisterin ihres Fachs. Problemlos fand sie den Kontakt zu den beiden Einheimischen, mit welchen sie zum ersten Mal zusammenspielte.

Wie im vergangenen Jahr an gleicher Stelle wirkte wieder vieles wie ein Familienkonzert. Neben Schülerinnen und Schülern der Musikschule waren auch einige kleinere Kinder dabei. Dem Vernehmen nach erlebte der zweieinhalbjährige Betschart-Sohn damit den ersten «richtigen» Konzertbesuch. Im Saal blieb es erstaunlich ruhig; nicht vermeiden liess sich allerdings ein stärkerer oder schwächerer Applaus nach jedem einzelnen Satz.

Ja, das Hauptproblem: Die Ausführenden fanden in der zugänglichen Musikliteratur tatsächlich kein einziges Triostück in der Originalbesetzung Mezzosopran – Posaune – Klavier. So musste man sich praktisch durch das ganze Programm mit Duetten und Solovorträgen begnügen. Einzig als Zugabe erklang ein kurzes Trio, nämlich die Bearbeitung der weltbekannten Melodie «Und der Haifisch, der hat Zähne» aus der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht und Kurt Weill.

Ein Instrument mit besonderem Hintergrund

In drei kürzeren Stücken von Carl Maria von Weber, Camille Saint-Saëns und dem 1961 geborenen Schweizer Daniel Schnyder zeigte Andreas Betschart mit stilsicherem Können die Klangfülle und Ausdruckskraft des Posaunentons. Schon vor 400 Jahren hat die Posaune als erstes Blasinstrument jene Form gefunden, welche das Spiel in allen Tonarten und mit chromatischen Zwischentönen erlaubt. Damit entfielen für die Komponisten die sonst sehr engen Einschränkungen der übrigen Blasinstrumente vor Erfindung der Ventil- und Klappentechnik (um 1800).

Olivia Betschart begann mit einer Liedgruppe von Brahms, nach Opuszahlen aus verschiedenen Schaffensperioden vermischt, aber alle mit Bezug auf die spätherbstliche Jahreszeit. Wirkten die beiden ersten Gesänge nach Komposition und Vortrag etwas fragmentiert, folgten später abgerundete und in Grossform empfundene Wiedergaben mit dem Höhepunkt des erweiterten Strophenliedes «Von ewiger Liebe». Mehr als Intermezzo erschienen zwei kurze Gesänge des bei uns wenig bekannten spanischen Komponisten Enrique Granados (1867–1916), die in Originalsprache die Liebe thematisierten.

Anspruchsvoller Brahms

Der zeitlich umfangreichste Teil des Programms gehörte aber der durch das ganze Konzert ununterbrochen im Einsatz stehenden Pianistin. Neben Begleitaufgaben über verschiedene Stilepochen spielte sie von Johannes Brahms vier Einzelsätze aus der mittleren und späteren Schaffensperiode, die sie zu einer Art Gesamtform zusammenfügte. Der Komponist war gleichzeitig auch ein hervorragender Pianist; sein Genie wurde zuerst in diesem Bereich erkannt. Entsprechend erschienen schon einzelne der Liedbegleitungen spieltechnisch sehr anspruchsvoll. Gleiches galt auch für die beiden Intermezzi, welche gewissermassen die Ecksätze der gedachten Form andeuteten. Dazwischen lagen ein gemächlich angegangenes Intermezzo aus Opus 119, so wie ein Intermezzo aus Opus 118 mit Andante-Charakter.

Nach dem kräftigen Schluss-Applaus waren alle noch zum Apéro eingeladen, was die familiäre Atmosphäre zwischen den Ausführenden, vielen Bekannten von der Musikschule und weiteren Angehörigen zusätzlich unterstrich. (Text: Jürg Röthlisberger)