Sie zieht Kastagnetten dem Kimono vor
Theater & Tanz
Yuka Hayashi brennt für den Flamenco. Nun will die Japanerin auch in ihrer neuen Wahlheimat Zug das Feuer entfachen.
Baar – Es sei nicht ihr einfachstes Jahr gewesen, gesteht Yuka Hayashi. Sich in einem anderen Land komplett neu zu orientieren, hatte der 50-Jährigen zugesetzt. «Die eine oder andere Träne habe ich schon vergossen», gibt sie offen zu und wirkt für einen kurzen Augenblick nachdenklich. Dann schaut sie wieder in den Spiegel, wirft sich in Pose, und im Tanzraum an der Baarer Leihgasse liegt plötzlich eine dramatische Spannung in der Luft: Anmutig dreht sich Hayashi um ihre eigene Achse, die Füsse fegen wie ein rhythmisches Feuerwerk über das Parkett, ihre grazilen Handbewegungen erzählen leise eine Geschichte. Dann verstummen die Gitarrenklänge aus der Stereoanlage. Die Japanerin fällt in ihre entspannte Haltung zurück und lächelt. Nach dem abermaligen Durchlauf scheint auch die Perfektionistin zufrieden. «Flamenco ist für mich eine nie versiegende Quelle der Kraft», so Yuka Hayashi und lächelt. Eine Quelle, die sie schon ihr ganzes Leben begleitet habe.
Doch dann folgte sie ihrem Mann, der für Google von Tokio nach Zürich versetzt wurde, in die Schweiz. Und die Familie liess sich der Tochter wegen, welche die International School besucht, in Baar nieder. Und plötzlich musste sie ihrer lang erarbeiteten Karriere ein abruptes Ende setzen, verzichtete auf das eigene Tanzstudio und die Auftritte vor mehreren tausend Zuschauern.
Bei Spaniens Meistern
Yuka Hayashi trauerte dem länger nach. Der Zeit in ihrer Heimat, wo die südspanische Folklore über einige angesehene Vertreter und zahlreiche Fans verfügt. In Tokio konnte sich die Szene über mehrere Generationen etablieren. Wohl gerade weil das Temperament des Flamencos in markantem Gegensatz zur fernöstlichen Zurückhaltung erscheint. «Ich bin also nicht die Einzige, die statt zum Kimono gerne zu Kastagnetten greift», witzelt Yuka Hayashi. Und fügt hinzu: «Als menschliche Wesen sind wir sowieso fähig, jegliche Emotionen zu empfinden selbst wenn diese unserer jeweiligen Kultur eher fremd sind.»
Diesbezügliche Schlüsselerlebnisse waren für Yuka Hayashi dabei mehrere Aufenthalte in Spanien. Um 1987 erfüllte sich die damals 23-Jährige erstmals den lang gehegten Traum, von ihren Idolen wie Ciro, Concha Vargas oder Manolo Marin persönlich zu lernen in Madrid, Sevilla und Jerez. «Nicht nur, dass ich die dem Flamenco eigene, anspruchsvolle Technik perfektionieren konnte – vor allem ermöglichten mir diese Reisen die Entdeckung dieses Lebensgefühls.» Die allgegenwärtige Musik, das spontane Improvisieren in einer gemütlichen Runde, alles fernab der Bühne.
Premiere im Pulverturm
Diese Lebensfreude möchte Yuka Hayashi nun auch in ihrer neuen Wahlheimat verbreiten. In der Zwischenzeit hat sich die aufgestellte Tänzerin mit den Rahmenbedingungen in Zug vertraut gemacht und stellte fest: «Flamenco muss hier erst noch entdeckt werden.» So bot sich ihr die gesuchte künstlerische Herausforderung und gleichzeitig eine Chance, sich in das neue Umfeld einzubringen. Ein erstes Tanzjahr mit ihren Schülerinnen kann sie bereits erfolgreich abschliessen. In der Sommerpause wird aber nicht geruht: «Ich stecke derzeit alle meine Energie in die Vorbereitung meines ersten Auftrittes in der Schweiz», freut sich Yuka Hayashi. Für ihr Bühnendebüt, das bereits am kommenden Freitagabend stattfindet, hat sie sich den Zuger Pulverturm ausgesucht (siehe Hinweis). In die Zukunft blickt sie positiv: «Das erste Jahr ist das schwierigste.» (Martina Andermatt)
HinweisFlamenco im Pulverturm: Am kommenden Freitag, 20. Juni, tanzt Yuka Hayashi um 20 Uhr im Zuger Pulverturm zu Livemusik und -gesang. Der Eintritt kostet 25 Franken. Die Reservation wird empfohlen: yuka@ven-paca.com oder auf www.ven-paca.com. Ab 18.30 Uhr kann man sich ausserdem mit Tapas auf den spanischen Abend einstimmen.