Lebendige Kreativität statt Abbruch

Kunst & Baukultur, Dies & Das

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Das leerstehende Gebäude der ehemaligen HandwerkStadt-Filiale auf dem Firmenareal von V-Zug wird für mehrere Monate zwischengenutzt. Das Projekt Nordpol umfasst kreative und karitative Angebote. Eröffnet wird am 7. März.

  • Michael Hobbins, Präsident des FabLab Zug (rechts), zeigt Lukas André und Julia Häcki von der Metall Zug AG Werkstücke, die mit modernen 3DDruckern hergestellt wurden. (Bild Stefan Kaiser)
    Michael Hobbins, Präsident des FabLab Zug (rechts), zeigt Lukas André und Julia Häcki von der Metall Zug AG Werkstücke, die mit modernen 3DDruckern hergestellt wurden. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Anstelle der HandwerkStadt-­Filiale an der Industriestrasse 61 in Zug wird dereinst der Mo­bility Hub des Technologieclusters Zug entstehen, ein Parkhaus der besonderen Art mit diversen nachhaltigen Mobilitätsangeboten. «Wir wollten das zwischenzeitlich leerstehende Gebäude nicht gleich abreissen», erklärt Lukas André, Projektmanager und Marketingleiter der Metall Zug AG, der gemeinsam mit Projektleiterin Julia Häcki für die Zwischennutzung Nordpol verantwortlich ist. «Nordpol» deshalb, weil das Gelände im Norden Zugs gelegen ist.

«Zwischennutzungen werden das Quartier Zug-Nord beleben», betont Häcki. Das Projekt ist zeitlich begrenzt. Es beginnt mit der Eröffnung am 7. März und dauert bis zirka Ende September oder Dezember 2019.

Ohne von diesen Plänen zu wissen, traten die vier Zuger Michael Hobbins, Luz Maria Molinari, Moritz Hassler und Rouven Küng an Lukas André heran mit der Idee einer FabLab-Werkstatt. Es handelt sich dabei um digitale Werkstätten (Fabrication Laboratories), die in der Regel als Verein organisiert sind und in denen die Mitglieder Ideen entwickeln, programmieren und das Produkt mittels 3D-Druckern oder CNC-Maschinen herstellen können. «Im Vordergrund steht die Kreativität», erklärt Vereinspräsident Michael Hobbins, «Die Werkstatt steht allen Interessierten offen.» FabLabs gibt es bereits seit über 15 Jahren auf der ganzen Welt. Zirka 1300 Werkstätten sind es insgesamt, davon werden 18 in der Schweiz betrieben. «Wir fanden diese Projektidee spannend», stellt Julia Häcki klar. «Sie passt ins Konzept des innovativen, nachhaltigen Ökosystems, das mit dem Technologiecluster Zug umgesetzt werden wird.» Die Idee dahinter sei es, das Areal zu öffnen und es zu einem urbanen Quartier mit verschiedenen Nutzungen wachsen zu lassen.

Moderne Präzisionsmaschinen

Das FabLab Zug wird nun also im hinteren, abgeschlossenen Bereich des Gebäudes einquartiert. Es gibt einen «Virtual-Reality-Raum», in dem mit Spezialbrillen und Joysticks gearbeitet wird. «Eine moderne Art des Töpferns», stellt Hobbins fest. Daneben gibt es einen Lasercutter, drei verschiedene 3D-Drucker, eine Basis-Werkstatt, eine Lötstation, einen Schneideplotter sowie mehrere Computer-Arbeitsplätze. Die Anschaffung dieser teuren Geräte haben viele Geldgeber, darunter der Kanton Zug, diverse Stiftungen und Privatpersonen möglich gemacht. «Die Leute können auch ihre eigenen Rechner mitbringen oder bereits zu Hause etwas programmieren und bei uns herstellen.» Jeder nach seinen Fähigkeiten. «Man kann Schilder mit Schriftzügen, mit Logos bedruckte T-Shirts und tausend andere Dinge herstellen.» Eigene Fachkenntnisse darf man gerne anderen beibringen. «Auch die Entwicklung von Prototypen durch eine Firma oder ein Startup-Unternehmen wäre möglich», berichtet Hobbins. Serienmässig produziert werden kann im FabLab jedoch nicht. Wer den Jahresbeitrag von 150 Franken bezahlt, ist dabei. Ab dem 1. März kann man Vereinsmitglied werden. Für die Benützung der Geräte gibt es eine Sicherheitsinstruktion und eine Stundenpauschale. Spezielle Events werden das Werkstattangebot laufend ergänzen. Wenn das FabLab Zug gut anläuft, wird es eventuell im neuen Technologiecluster einen permanenten Raum bekommen. Inzwischen sind weitere Projekte für die Zwischennutzung Nordpol hinzugekommen. «Bedingung war, dass sie zu unserer Vision passen», erklärt Julia Häcki. So wird der Verein Helfen mit Kopf, Herz und Hand Hilfsgüter für Rumänien sammeln.

Wanderkunstprojekt und Konzerte

Daniel Simmen, Ausstellungsgestalter, Szenograf und bildender Künstler, befasst sich mit einer Installation zum globalen Bevölkerungswachstum. Sein Wanderkunstprojekt «222222 – and counting» stellt mit chinesischen Essstäbchen die Anzahl Menschen dar, um welche die Weltbevölkerung täglich zunimmt. Der Künstler wird Schulklassen und Besucher mitgestalten lassen.

«Wir freuen uns besonders, dass ein Konzert der Reihe Sommerklänge diesmal bei uns stattfindet», berichtet Lukas André. Diese Veranstaltungen finden immer an speziellen Orten statt. Einzelne Vereine werden Räume im Gebäude für Sitzungen oder Proben nutzen und hin und wieder kleinere Events vor Ort veranstalten. Einige Filmabende sind bereits geplant.»

«Am Eröffnungstag gibt es Führungen mit Projektbeteiligten, die erzählen, was sie vorhaben», kündigt André an. Um 19 Uhr ist ein Dudelsackkonzert geplant. «Die Gruppe wird danach auch hier proben.» (Cornelia Bisch)