«Er hat der Stadt Poesie verliehen»

Literatur & Gesellschaft

,

Die Literarische Gesellschaft Zug würdigt das Schaffen von Max Huwyler.

  • Ehre für den Zuger Schriftsteller Max Huwyler zu dessen 90. Geburtstag im Burgbachkeller. (Bild: Stefan Kaiser)
    Ehre für den Zuger Schriftsteller Max Huwyler zu dessen 90. Geburtstag im Burgbachkeller. (Bild: Stefan Kaiser)

Zug – Mit einer besonderen Mischung von Lesung und Geburtstagsfeier würdigt am Mittwochabend im voll besetzten Burgbachkeller die Literarische Gesellschaft Zug nach der GV das Schaffen des Mundartdichters und Doyen der Zuger Literatur Max Huwyler. Langjährige Weggefährten wirken an der Hommage mit, beispielsweise Remy Frick, bekannt als Schauspieler der Spiillüüt und ehemaliger Techniker des Burgbachkellers, rezitiert und prononciert Huwilers Gedichte, musikalisch umrahmt von Hans Hasslers lüpfigen und schrägen Improvisationen mit dem Akkordeon, die auf Begeisterung stossen. Und das Publikum reagiert mit Lachern auf die sprachlichen Spitzfindigkeiten, Wortspielereien und skurrilen Geschichten des Autors.

Darin geht es um die Mühe mit dem Gendern, Hans Meierhanses Überbauung oder das Steuerparadies Zug. Viele der Mundartsprüche sind aus dem Leben gegriffen, mit feiner Politik- oder Sozialkritik – und vor allem mit Humor gewürzt, so wie «Bellevue. wir stehen auf dem Pulverfass und geniessen die Aussicht.»

Ein «Meister der kurzen Form»

Franz und Ursula Hohler eröffnen den Reigen der Gratulanten mit eigenen Gedichten als Geschenk. Niklaus Lenherr bezeichnet seinen Freund Max Huwyler als Pionier des Schultheaters, Schulbuchverfasser, begnadeten Hörspielautor und Lyriker, und als Vorbild mit einer positiven Ausstrahlung auf Jüngere. Zudem überrascht er den Jubilar mit etlichen Gratulationen bekannter Schweizer Autoren, darunter Heidy Gasser, die ihn als präzisen Beobachter bezeichnet, der den Schalk liebt, und Thomas Hürlimann schreibt, dass Max Hürlimann die Sprache der Stadt bewahrt habe und ein Meister der kurzen Form sei. Max Huwyler zeigt sich emotional berührt, auch er hat einen neuen Text mitgebracht, bei dem es um seinen Geburtstag im wahrsten Sinne des Wortes geht, wobei er die Ereignisse rund um 1931 beleuchtet. Theres Roth-Hunkeler, neue Präsidentin der Literarischen Gesellschaft, schenkt einen Blumenstrauss mit den Worten: «Max Huwyler hat der Stadt Poesie verliehen.»

Freude an den alten Zeiten

An diesem Vormittag sagt Max Huwyler: «Es geht mir gut. 90, das ist unheimlich, das Ende naht, ich habe keine Angst.» Zum Schreiben komme er nicht mehr so viel. Dafür liebt er es, zusammen mit seiner Frau Monika, einer Urzugerin, in den Erinnerungen zu verweilen. Inmitten der Malereien von Freunden kommen alte Geschichten hervor, und immer mehr Bilder steigen auf. «Ich bin in der Oberstadt aufgewachsen und war ein Burgbach-Schüler. Die Lehre als Kleinmechaniker bei Landis & Gyr hörte ich aber noch in der Probezeit auf. Mein Vater fragte, ob ich Lehrer werden wolle.» Max Huwyler wollte, wurde Primar- und Sekundarlehrer. Er sagt: «An der Uni ist mir eine Welt aufgegangen.»

Auch die Seminarzeit in Rickenbach ist ihm dank langjährigen Freundschaften noch präsent. Gerne erzählt er von der ersten Lehrerstelle in Dittingen, und dass er dazwischen in Basel die Kunstgewerbeschule besucht hat, um Bildhauerei zu erlernen. Besonders gern denkt er an die Jahre in Opfikon, hier verfasst er mit Kollegen das Schullehrmittel «Welt der Wörter». «So bin ich ins Schreiben gekommen», sagt er heute. In dieser Zeit entstehen Texte über Zürich, fürs Schultheater und Kabarett, bei dem er mitwirkt, und den von ihm gegründeten Kulturverein: «Ich habe viel bewegt, einige Kontakte bestehen noch heute.»

Literarische Perlen mit Tiefsinn und Humor

Das Leben führt Max Huwyler an verschiedene Orte, später nach Hünenberg und seit einigen Jahren wieder zurück in die Heimat. Auch hier engagiert er sich neben dem Berufs- und Familienalltag im Kulturleben, im Burgbachkeller und wirkt in der Literarischen Gesellschaft lange im Vorstand mit, unter anderem als Präsident. Daneben entsteht ein vielseitiges Werk: Kinderbücher, Hörspiele, Geschichten und vor allem Gedichte. Letztere verraten in kurzen prägnanten Sätzen seinen kritischen Geist, gepaart mit Tiefsinn – für ihn ein Muss – und Humor. Auslöser seien Beobachtungen im Umfeld oder in der Welt.

Über die Jahre hat er an seinem Sprachstil gefeilt. «Nein, ein Vorbild habe ich nicht, ich bin niemandem gefolgt.» Er sei kein schneller Schreiber, sondern gehe ein paarmal über den Text, bis er stimme. «Diese Zeit hat mich nie gereut, und ich habe einen grossen Papierkorb», sagt der mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Max Huwyler schelmisch. Oft sei er mit dem GA durch die Schweiz gereist: «Meist kam ich mit ein paar Zeilen heim.» Heute sitzt er noch ab und zu am Computer, «denn das Schreiben geht am PC schneller». Früher sei Schreiben Arbeit gewesen, jetzt entständen nur noch wenige Texte: «Aber Papier habe ich immer.» (Monika Wegmann)