Papier zieht noch immer gut
Literatur & Gesellschaft
Nach einem Leiterwechsel hat die Bibliothek Zug eine Umfrage durchgeführt. Das Ergebnis lässt sich sehen.
Zug – Wechsel an der Führungsspitze von Unternehmen und Institutionen gehen oft mit fundamentalen Umstellungen einher. Jasmin Leuze, die seit einem Jahr die Bibliothek Zug leitet, gehört nicht zu diesen Menschen, die glauben, dass nur der Kahlschlag Erfolge zeugt. Sie und ihr Team wagten aber in Bezug auf ihre Zukunftsplanung durchaus Neues. Alles über den Haufen zu werfen, sei nicht ihr Ding, betont Leuze, vielmehr «gilt es zu definieren, wohin wir wollen».
Ein Mittel, um bei der Kundschaft den Puls zu fühlen, ergibt sich durch eine Umfrage, nein, es gab gleich deren drei. Mittels eines Workshops, einer Umfrage bei der Schülerschaft und letztlich noch mittels einer umfangreichen Online-Antworten-Sammlung bei den Bibliothekskunden. Für den Mix der Teilnehmenden am Workshop sorgte die Bibliothek Zug selber. Der Fächer der Personen war breit. Vertreter aus Politik, Verbänden, Vereinen, Kommissionen, aber auch aus der Bevölkerung brachten sich ein und lieferten erste Anhaltspunkte über das Aussenbild der Bibliothek.
Die physisch Anwesenden gaben der Institution Bibliothek Zug gute Noten. Schwächen äusserten die Teilnehmenden auch einige. Aber daraus ergab sich eingedampft das Folgende: Die Bibliothek mache bereits heute vieles richtig. Wichtig seien der Innovationswille und das Immer-am-Ball-Bleiben.
10000 E-Mails an Nutzende verschickt
Angefragte ältere Primarschüler zeigten sich mit der Bibliothek Zug mehrheitlich zufrieden. Etwas aus dem Rahmen fiel: «Weil ich nicht so gerne Bücher lese.» Eine positiv eingestellte Schülerin schrieb hingegen: «Es ist wie das Paradies mit den vielen Büchern.»
Die letzte der professionell begleiteten Umfragen war diejenige, in welcher die Bibliothek Zug rund 10000 E-Mails an ihre Nutzenden verschickte. Der Rücklauf, 1594 Umfragebögen, ergaben dann eine durchaus verwertbare Tiefe.
Was der Leiterin der Bibliothek Zug und ihrem Team besonders gefallen haben dürfte: 89 Prozent geben an, dass sie in die Institution an der St.-Oswalds-Gasse kommen, um ein Buch auszuleihen, sich dort einfach aufzuhalten oder eine Veranstaltung zu besuchen. Im Umkehrschluss heisst dies: Das Buch lebt.
Aber die Umfrage der Nutzenden verschweigt auch nicht, dass 47 Prozent der Besuchenden (Doppelnennungen waren möglich) das Streamingangebot oder die Online-Ausleihe nutzen. Andere wiederum nutzen die Bibliothek als Platz des Lernens. Dieser befindet sich in der Studienbibliothek im Zeughaus.
Dieses Angebot nutzen denn auch in der Mehrheit Studierende. In der vorgenannten Umfrage geben 79 Prozent der bis 30-Jährigen an, diesen Bibliotheksservice zu nutzen. Dort ist mittlerweile Lernen und Forschen von früh bis spät möglich. Was es braucht: einen Bibliotheksausweis. Die Erfahrungen mit diesem Angebot seien gut, so Leuze. Und das ohne jegliche Aufsicht. Wer weitergehende Informationen brauche, der müsse in der eigentlichen Bibliothek andocken.
Dann packt Jasmin Leuze einen weiteren Trumpf aus dem Ärmel: «Die Bibliotheksnutzung ist bei uns in Zug gratis.» Das sei an vielen Orten nicht der Fall. Das ist wohl auch der Treiber, dass ein durchschnittlicher Nutzer einmal im Monat einen Abstecher in die Bibliothek macht.
Im Jahresbericht 2021 weist die Bibliothek einen Bestand von 186 112 Einheiten aus. Insgesamt sind 482 518 Medien ausgeliehen worden. Die Kinder- und Jugendbücher sind mit fast 100 000 Ausleihen der grösste Einzelposten. Dem Trend entsprechend, geht der Bestand an CD-ROMs und Musik-CDs zurück.
Der Zentralschweizer Bibliotheksverband legt zu
Dagegen baut Dibi-Zentral, ein Online-Ausleihe-Verbund in der Zentralschweiz, zweistellig zu. Diese digitale Plattform ermögliche, wie Leuze bemerkt, den Zugriff auf eine Musiknotendatenbank sowie einen reichhaltigen Fundus klassischer Musik. Was die Umfrage der Zuger Bibliothek auch noch gezeigt hat, umschreibt Leuze so: «Viele kennen unsere ganze Angebotspalette noch gar nicht.» So verfügt die Institution über die digitale Plattform «Genios». Dort sind Tageszeitungen aus der Schweiz, Deutschland wie auch Österreich nutzbar, und das gratis. Hier könne die Bibliothek durchaus noch zulegen.
Gedanken mache sich das Team auch in Sachen Öffnungszeiten. Leuze sagt dazu: «Die Museen haben am Sonntag auch offen.» Eine weitere Idee: eine Bibliotheksapp, «ein mittelfristiges Ziel», ergänzt Leuze. Es sei auch angeregt worden, eine Zugangskarte für alle Bibliotheken im ganzen Kanton zu schaffen, auch dies sei ein Projekt mit dem Status «mittelfristig».
Interessant ist auch diese Umfrageerkenntnis: Die meisten der Nutzenden der Bibliothek Zug kommen mit dem «Langsamverkehr». Das ist erstaunlich, denn zum Parkhaus Casino ist es nicht weit.
Eine wichtige Zahl für das Bibliotheksteam: 100 Prozent aller Befragten sind sich sicher, dass die Bibliothek eine Zukunft hat. Der Treffpunkt für alle Schichten und Klassen kommt an: «Alles, was ich dank der Bibliothek entdecken, erfahren und lernen kann, das empfinde ich als Geschenk. (Text von Marco Morosoli)