Wo geht’s zum Paradiesgarten?
Kunst & Baukultur
Der ewige Kreislauf der Natur: Im Kloster Kappel präsentiert die Chamer Künstlerin Andrea Christina Leisinger Bilder und Objekte.
Cham – Der Gedanke an den Paradiesgarten ist nicht weit, wenn man auf der südlichen Terrasse des Klosters Kappel am Albis steht. Es ist nicht alleine die wundervolle Aussicht, sondern auch das Ambiente des historischen Ortes mit dem schönen Klostergarten. Davon liess sich Chamer Künstlerin Andrea Christina Leisinger inspirieren. Die geheimnisvolle Symbolik des Gartens Eden ist die Quelle der schöpferischen Kräfte, welche die Künstlerin zu Zeichnungen, Aquarellen, Collagen und Objekten anregten.
Unter dem Motto «Dein Garten wollt’ ich sein» bespielt sie derzeit einige Räume des Klosters: Sie erzählt von den Gärten in den Jahreszeiten, mit ihren Früchten und Pflanzen, von traumhaften Blumen und Gewächsen und vom Paradies. «Ich bin auf den Ort eingegangen», betont die Künstlerin bei einem Rundgang, der am Eingang des Haupthauses beginnt. Dort stösst man zuerst auf ein Arrangement von filigranen Paradiesblumen mit fantastischen Blüten und Gräsern. Leisinger erklärt: «Sie sind collagiert und hergestellt aus Zeitungspapier.»
Bildergeschichten und Spiele
Im Empfangsraum belebt eine Serie mit pastelligen Sommerwiesen die weissen Wände, und im Nebenraum sorgt die Installation «Guckparadies» mit zwölf kleinen bemalten Schachteln für Heiterkeit: Dank der Beleuchtung kann man beim Hineinschauen Bilder von Adam und Eva nach dem Sündenfall entdecken, die aus verschiedenen Epochen stammen.
Wer sich noch an die biblische Geschichte erinnert, weiss, welche Bedeutung der Apfel hat. Andrea Christina Leisinger, die an der Zürcher Hochschule der Künste studierte und neben ihrer pädagogischen Tätigkeit zahlreiche Publikationen illustrierte, hat daraus eine mehrteilige Bildergeschichte sowie die «Apfelfrage» kreiert: War es ein Liebesapfel oder was für einer? Die Männer und Frauen auf anderen Bildern sind auf der Suche nach dem Paradies, und daran schliesst auch das Fragespiel mit 24 Wortkarten an, das die Besucher durch die aktive Betätigung zum Nachdenken anregt.
In der Cafeteria mit dem Ausgang in den Garten ist die Bildergruppe «Frutta e Verdura» aus einem laufenden Langzeitprojekt zu sehen. Die Studienblätter sind aquarelliert und zeigen Früchte und Heilpflanzen. Und im Kreuzgang rundet die Installation des Vogel- oder auch Lebensbaums, wo beim Nähertreten Vogelstimmen zu hören sind, die vielfältige Werkschau ab.
Das Thema Garten ist für sie zentral
Woher kam der Anstoss für das Thema? «Ich habe seit jeher einen starken Bezug zum Garten und male viele Pflanzen. Als vor zwei Jahren die Anfrage für eine Ausstellung vom Kloster Kappel kam, habe ich ein Konzept entwickelt. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Paradiesgarten war ein längerer Prozess. Ich habe lange dafür gearbeitet, sodass ich hier eine Auswahl neuerer und älterer Werke zeigen kann», so Leisinger. Was bedeutet für sie das Paradies? Sie lächelt und sagt: «Ich sehe das Thema nicht spirituell, denn ich bin sehr realistisch. Mein Paradies ist auf der Erde, im Hier und Jetzt. Jeder muss es sich selber schaffen. Das Thema Garten ist für mich zentral im Leben und beim Malen. Es ist auch der Kreislauf der Natur mit ihren Jahreszeiten und dem Wachsen und Verblühen. Vor allem aber müssen wir der Umwelt Sorge tragen.»
Die Räume werden zum «hortus conclusus»
An der musikalisch umrahmten Vernissage vom letzten Sonntag führte der Zuger Künstlerkollege Giorgio Avanti mit launigen Worten in das Werk von Andrea Christina Leisinger ein und sagte unter anderem: «So verwandeln sich die Räume des Klosters Kappel während der Ausstellung in einen eingefriedeten Garten, einen ‹hortus conclusus›, in dem manch Zauberkraut, Blütentraum und Paradiesapfel wächst und reift.» Sie sei eine Meisterin im Zeichnen, arbeite mit Pigmenten, gestalte Bildergruppen, ihre Technik sei das Mittel zum Schöpfen eines neuen Werkes. (Monika Wegmann)
HinweisDie Ausstellung der neuen Bilder und Objekte von Andrea Christina Leisinger im Kloster Kappel läuft bis 20. August.