Märchen mit ökologischer Botschaft

Theater & Tanz

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Die Bazooka-Bandi zeigte im Burgbachkeller in Zug anspruchsvoll-unterhaltendes Theater für ein junges Publikum.

  • Bei der Bazooka-Bandi kommen nicht nur Kinder auf ihre Kosten, sondern auch ihre erwachsenen Begleiter. (Bild zvg)
    Bei der Bazooka-Bandi kommen nicht nur Kinder auf ihre Kosten, sondern auch ihre erwachsenen Begleiter. (Bild zvg)

Zug – Sonntagmorgen im Burgbachkeller in Zug: Auf zwei Labortischen stehen, hängen und liegen Döschen, Sprühflaschen und Schläuche mit farbigen Flüssigkeiten, Messbecher, Handschuhe und ein Schwamm herum. Aus einem der beiden grossen Wasserspender schaut ein mit hellblauer Fluoreszenzfarbe bemalter Menschenkopf ins Publikum, als wäre er ein in Säure konservierter Körperteil, jedoch rollt er die Augen, bewegt die Lippen und hat eine deutlich vernehmbare Stimme.

Die unheimliche Hexenküche ist das Betätigungsfeld eines Zauberlehrlings. Kaputnik heisst er (Schauspiel Martina Binz), und er hantiert lautstark mit einem violetten «Sauglauber» herum – auf der Suche nach den Komponenten für einen neuen Planeten. Denn der alte ist zugemüllt, ebenso wie das All darum herum. Aber Kaputnik ist das egal, er ist ein «Denker und Erforscher», glaubt unentwegt an die Allmacht der Technologie und seine eigene Schlauheit und will eine neue Erde züchten – nur für sich allein. Dafür wird er sich skrupellos nehmen, was er braucht. Das ganze All zittert vor seinen Machenschaften.

Galaktische Verfolgungsjagd

Es gilt, Kaputnik zu stoppen. Sein Gegenspieler ist ein braunes, zottiges Biest aus dem Universum namens Pluto (Schauspiel Julia Schmidt). Zunächst sperrt ihn Kaputnik ein und überlistet ihn, um eine Träne von ihm zu gewinnen, die zentrale Zutat zur Fabrikation eines Planeten. Dann macht er sich auf ins All, um vom Marskönig die Baubewilligung für die neue «Terra Kaputnik» zu erlangen.

Pluto befreit sich. Zusammen mit Friteuse, einem Roboter-Kindermädchen in metallener Rüstung und auf der Brust festgeschnalltem Tornister (Schauspiel Jürg Plüss) bricht er auf zur galaktischen Verfolgungsjagd. Viele merkwürdige Wesen und Abenteuer begegnen den beiden: ein Planet Uromi ohne Bäume, kleine «Nutzniesschen», ein Meteoriten-Hagel. Ihr Ziel ist Allbaba, die allwissende Müllkippe, die ihnen verraten soll, wie Kaputnik unschädlich gemacht werden kann.

So geht es weiter in dem Kindermärchen nach klassischem Muster und mit allen narrativen Ingredienzen: Bösewicht, Held, Helfer, Zwischenfälle, finaler Kampf, Ende gut, alles gut (Dramaturgie Madleina Cavelti). Die Botschaft ist klar: Ressourcen-Verteilung und ökologisches Handeln werden mit viel Fantasie, Slapstick, Humor und grossem Requisitenaufwand ver­handelt (Bühne, Kostüme und Figuren: Saskya Germann). Zielpublikum sind die Kinder von heute, aber nicht nur.

Mit «Kaputnik» hat das künstlerische Team der Bazooka-Bandi unter der Regie von Patric Gehrig ein unkonventionelles «Do-it-yourself-Stück» kreiert. Es handelt sich um das zweite Stück der professionellen Theatertruppe nach «Raffzahn Jack» 2020. «Ganz ohne erhobenen Zeigefinger und Moralinspritze sollen aktuelle Themen und Debatten aus autarker Kinderperspektive frei und fantasievoll verhandelt werden», heisst es auf ihrer Website. «So kann das junge Publikum spielerisch seinen Blick schärfen, auf die Welt und die Gesellschaft und wie sie darauf einwirken können.»

«Kaputnik und das Biest aus dem All» entstand als Koproduktion mit dem Kleintheater Luzern und in Kooperation mit dem Burgbachkeller. Auf dem theatralen Abenteuerspielplatz agierte am Sonntagmorgen neben den Schauspielerinnen und Schauspielern auch das Duo Blind Butcher (Christian Aregger, Roland Bucher), das hinter seinen Instrumenten nicht nur den Soundtrack zum Stück lieferte, sondern selbst kurzzeitig in verschiedene Rollen schlüpfte. (Text von Dorotea Bitterli)