Ehrung für zwei Grosse ihres Fachs

Literatur & Gesellschaft

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Der weltliterarische Rang ihrer Bücher ist unbestritten. Und doch sind die Werke des brasilianischen Autors João Guimarães Rosa und des argentinischen Schriftstellers César Aira hierzulande noch zu entdecken.

  • Die vom Verein Zuger Übersetzer ausgezeichneten Berthold Zilly (Zweiter von rechts) und Christian Hansen (Zweiter von links), umrahmt von Vereinspräsident Hanspeter Uster (rechts) und Vorstandsmitglied Georg Gerber. (Bild Basil Koller)
    Die vom Verein Zuger Übersetzer ausgezeichneten Berthold Zilly (Zweiter von rechts) und Christian Hansen (Zweiter von links), umrahmt von Vereinspräsident Hanspeter Uster (rechts) und Vorstandsmitglied Georg Gerber. (Bild Basil Koller)

Zug – In einer vielstimmigen Feier würdigte der Verein Zuger Übersetzer vor kurzem im Festsaal des Theater Casino Zug Berthold Zilly und Christian Hansen, die mit ihren Übersetzungen den beiden Südamerikanischen Schriftstellern die Türen in den deutschsprachigen Raum öffnen.

Mit grosser Freude begrüsste Hanspeter Uster, Präsident der «Zuger Übersetzer», die Gäste, allen voran die beiden diesjährigen Preisträger. Berthold Zilly wurde das mit 50000 Franken dotierte 12. Zuger Übersetzer-Stipendium für die enorm anspruchsvolle Übersetzung von João Guimarães Rosas Prosadichtung «Grande Sertão: Veredas» verliehen. Christian Hansen erhielt den 11. Zuger Anerkennungspreis in Höhe von 10000 Franken für die Übersetzung von César Airas Erzählung «Das Testament des Zauberers Tenor» als Teil seiner weiterführenden Mitarbeit an der sogenannten «Bibliothek Aira» des Verlags Matthes & Seitz.

Analoge Kunst

Die eminente Bedeutung der Literaturübersetzung in der Gegenwart war auf ganz unterschiedliche Weise Thema der vielstimmigen Feier. Literaturübersetzung als «Kunst des Möglichen», so Brigit Eriksson-Hotz, Vorstandsmitglied des Vereins Zuger Übersetzer, ziele auf Verantwortung und den Respekt des Übersetzers vor dem Werk. Eine Herausforderung, der sich die Übersetzer immer wieder neu stellen müssten. Seit über zwanzig Jahren sei es das Ziel des Vereins, sie dabei zu unterstützen.

Der Zuger Stadtpräsident Karl Kobelt betonte die visionäre Kraft der Gründer des Vereins Zuger Übersetzer. Literaturübersetzung sei eine «analoge» Kunst und unter der fast flächendeckenden Vorherrschaft des Digitalen zu einem unverzichtbaren Gegenpol geworden. Es brauche in der global gewordenen Welt den echten Dialog und weniger die Leistung von Algorithmen, um sich näher zu kommen. Als Grenzgänger zwischen den Sprachen öffneten die Literaturübersetzerinnen dafür die Türen. «‹DeepL-Translator›, die bekannte Übersetzungsmaschine, wird nie den Zuger Übersetzerpreis gewinnen», so das entschiedene Fazit des Stadtpräsidenten.

Erfinder einer neuen Sprache

Weitere Höhepunkte waren dann die wortmächtige Laudatio des deutschen Schriftstellers Hans-Christoph Buch auf Berthold Zilly. Buch zeichnete in seiner lustvoll mäandrierenden Laudatio ein ebenso persönliches wie kenntnisreiches Porträt des Literaturwissenschaftlers und Übersetzers und charakterisierte den Gewinner des Zuger Übersetzer-Stipendiums unter anderem als sehr genauen Leser, dessen Detailversessenheit in der Verlagsbranche ohne Gleichen sei. Der Respekt Buchs für die Einsamkeit dieses «Langstreckenläufers» – auch und gerade was Berthold Zillys jüngste Übersetzung betrifft –, ist beträchtlich. Um Guimarães Rosas Meisterwerk «Grande Sertão: Veredas» zu übertragen, «musste er», so Buch, «eine neue Sprache erfinden, die Anklänge an das vor Ort gesprochene Idiom mit oft gesuchten Anspielungen verknüpft, eine Kunstsprache, die es innerhalb wie ausserhalb der Literatur so nicht gibt, vergleichbar mit «Finnegans Wake» oder Lautgedichten von Ernst Jandl, die keine Wirklichkeit abbilden, sondern diese neu erschaffen».

Georg Gerber, ebenfalls Vorstandsmitglied des Vereins, würdigte die Arbeiten des Anerkennungspreisträgers Christian Hansen als Übersetzungen im emphatischen Sinn, die eine literarisch produktive Rezeption auslösten wie etwa Hansens Meisterübersetzung von Roberto Bolaños Roman 2666.

Berthold Zillys und Christian Hansens Lesungen von Auszügen der prämierten Übersetzungen von Guimarães Rosas «Grande Sertão: Veredas» und César Airas «Das Testament des Zauberers Tenor» ermöglichten dem Publikum einen ganz eigenen Einblick in übersetzerisches Schaffen. Es wurde hör-und fühlbar, wie sehr Übersetzer gestaltende Interpreten eines Textes sind.

Die beiden Musiker Roberto Bossard (Gitarre) und Raffaele Bossard (Kontrabass) zauberten immer wieder brasilianische Rhythmen zwischen die Wortbeiträge und liessen so einen Hauch Lateinamerika durch den Festsaal wehen.

Für den Verein Zuger Übersetzer: Paula Marty