Die «Schnapsideen» im Berglipark

Dies & Das

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Da stehen fünf steinerne Gesellen im Guggiwäldi herum und scheinen ihre Umgebung zu beobachten. Sie einzuordnen, will nicht so richtig gelingen. Der Schweizer Bildhauer Peter Meister hat sie 1988 erschaffen.

  • «Girribizzi» heissen die originellen Steinskulpturen von Peter Meister beim Spielplatz im Guggiwäldli. (Bild Matthias Jurt)
    «Girribizzi» heissen die originellen Steinskulpturen von Peter Meister beim Spielplatz im Guggiwäldli. (Bild Matthias Jurt)

Zug – Neben und zwischen den Freizeitgeräten auf dem Spielplatz im Guggiwäldli stehen fünf eigenartige steinerne Objekte mit wesenhaften Zügen, welche an die Verehrung von Gottheiten längst verschwundener Kulturen erinnern. Eine keltische Kultstätte? Entspricht ihre Anordnung einem Kraftfeld, um mit einer anderen Welt in Kontakt zu treten?

Natürlich ist es nichts dergleichen, aber der Gedanke wäre spannend und nicht allzu abwegig, wüsste man nicht, dass es sich bei den seltsamen Gesellen um humoristische «Schnapsideen» von Peter Meister (1934–1999) handelt. Die vom Berner Künstler 1988 geschaffenen Skulpturen aus sardischem Granit sind eine der gestalterischen Komponenten im Berglipark. «Schnapsideen» deshalb, weil ihre Bezeichnung «Girribizzi» sinngemäss aus dem Italienischen auf diese Weise übersetzt werden kann. Ein «Giribizzo» (korrekte Schreibweise «Ghiribizzo») bedeutet frei übersetzt in etwa so viel wie ein launenhafter Einfall, eine Marotte, eine Anwandlung oder eben eine Schnapsidee. Musikaffin mag «Ghiribizzi» insofern ein Begriff sein, als aus der Feder von Niccolò Paganini 43 kleine Gitarrenstücke – musikalische Einfälle – namens «Ghiribizzi» stammen.

Abstrahierte Gesichter

So bevölkern diese «Einfälle» Peter Meisters also das Guggiwäldli, mehr oder weniger planlos, aber die Fantasie beflügelnd: Denn schaut man sie an, glaubt man, in ihnen Menschliches erkennen zu können, und im selben Moment drängt sich der Eindruck von Fabelwesen auf – aber dann doch wieder keines von beidem. Schliesslich muss man sich eingestehen, dass sich die «Girribizzi» nicht wirklich einordnen lassen. Als Kompromiss mag man auf den Schluss kommen, dass es sich um figurenhafte Objekte handelt, die abstrahierte Gesichter darstellen, frontal oder seitlich in der Ansicht. Findet man in der einen Figur mit etwas Fantasie Ähnlichkeit mit der japanischen Katzenfigur «Hello Kitty», so glaubt man bei der anderen, zwei nicht näher definierte Wesen Gesicht an Gesicht in einem Flüster-Dialog zu stehen – oder sie haben sich einfach nur lieb. In einem anderen Fall scheinen die Gesichter von einander abgewandt. Ganz im Sinne ihrer Bezeichnung lassen die «Girribizzi» viel Raum für die eigene Interpretation, für «Einfälle». Die ungeglättete Oberfläche der Figuren vermittelt etwas Rustikales.

Nach einer Bildhauerlehre liess sich der gebürtige Emmentaler Peter Meister in Zürich, Paris und Berlin weiterbilden. Er war längere Zeit im Ausland tätig, wo er innert Kürze Ansehen erlangte und namhafte Aufträge ausführte. Sein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt war schliesslich Zürich, wo er im März 1999 verstarb. (Andreas Faessler)

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.