Der Appell an die Ehre bleibt oft ungehört

Brauchtum & Geschichte

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Plaketten sind für viele Fasnachtsgesellschaften und Zünfte ein unverhandelbarer Bestandteil der fünften Jahreszeit. In einer Gemeinde wird allerdings aus wirtschaftlichen Gründen bereits darauf verzichtet, in einer anderen darüber nachgedacht.

  • Eine Auswahl von Zuger Fasnachtsplaketten (im Uhrzeigersinn von oben links): Oberägeri, Steinhausen, Allenwinden, Inwil, der Fasnachtspin aus Walchwil und Baar. (Bilder PD)
    Eine Auswahl von Zuger Fasnachtsplaketten (im Uhrzeigersinn von oben links): Oberägeri, Steinhausen, Allenwinden, Inwil, der Fasnachtspin aus Walchwil und Baar. (Bilder PD)

Zug – Die Teuerste ist in Cham zu erstehen: 500 Franken kostet in diesem Jahr die sogenannte VIP-Platin-Fasnachtsplakette. Zehn Stück hätte es davon eigentlich geben sollen. Wegen der grossen Nachfrage sind es jetzt aber deren zwölf. «Normale» VIP, wovon es maximal 200 gibt, bezahlen für ihr Abzeichen immerhin noch 50 Franken. Das gemeine Fasnachtsvolk ist bereits mit 5 Franken mit von der Partie.

Im besten Fall winken den Umzugsorganisatoren Einnahmen von 30000 Franken. «Die Plaketten sind unsere einzige Einnahmequelle und daraus bezahlen wir alles, was für den Umzug an Auslagen auf uns zukommt», schreibt die Marketingverantwortliche, Eliane Stuber, auf Anfrage. Sie ist guter Dinge, dass alle Plaketten verkauft werden. Dazu muss man wissen: Weil nur alle zwei Jahre ein Umzug in Cham stattfindet, gibt es nur alle zwei Jahre eine Plakette. Obwohl selbst die Fasnacht Wandlungen unterworfen ist, hat sich die Plakette also gehalten. Manchmal ergänzt durch Pins, wie es sie in Walchwil und in Oberägeri gibt, oder durch Schlüsselanhänger, wie das in Steinhausen der Fall ist.

Das Verhältnis stimmte nicht mehr

In Menzingen hat man allerdings 2017 die letzten Plaketten verkauft. «Aufwand und Ertrag stehen in keinem Verhältnis mehr», steht in der aktuellen Ausgabe der «Mänziger Zytig». Auch die Zuger Letzibuzäli-Zunft erwägt, mit der seit 1983 anhaltenden Tradition zu brechen. Dies, weil der Verkauf ihrer Gold- und Silberplaketten seit Jahren rückläufig sei, schreibt der Zunftmeister Richi Rüegg auf Anfrage. Vor 15 Jahren sei der Ertrag noch bei rund 10000 Franken gelegen, dieses Jahr hoffe man auf 2000 Franken. Eine «leicht rückläufige Tendenz» macht man auch in der hiesigen Fasnachtshauptstadt Baar aus, wo man auf die längste Plakettentradition zurückblickt. Nach Angaben der Fasnachtsgesellschaft (FG) werden die Abzeichen seit 1947 ununterbrochen verkauft. Den Baarern ist die Angelegenheit derart heilig, dass nicht nur der FG-Plakettenchef, sondern auch Vertreter der Stiftung Annemarie und Eugen Hotz das Siegersujet aus den Vorschlägen auswählen. Diese werden ihnen von der ortsansässigen Künstlerin Brigitt Andermatt unterbreitet. In Baar gehen Plaketten dreier verschiedener Preiskategorien in den Verkauf, die teuerste ist die 100 Franken kostende Gönnerplakette. Dazu kommen noch zwei Varianten für den internen Gebrauch. Über alles gesehen, würden 7500 Plaketten hergestellt – das ist kantonaler Höchstwert.

Inwiler und Walchwiler legen Hand an

Viele der acht Fasnachts- respektive Umzugsorganisatoren, die sich an der Umfrage unserer Zeitung beteiligten, schreiben von grossen Schwankungen, was die Absatzzahlen der Plaketten anbelangt. Dies oft wegen des Wetters, aber auch, weil viele Anlassbesucher darauf verzichten würden, eine zu kaufen. Die Verantwortlichen haben keine Handhabe, gegen Drückeberger vorzugehen. Man appelliert an den Stolz: «Ehrensache» ist im Zusammenhang mit dem Plakettenverkauf ein stehender Begriff. Dass die Fasnachtsgesellschaften und Zünfte diese Sache mitunter sehr persönlich nehmen, liegt nicht nur bei finanziellen Ausfällen. Sondern auch daran, dass für manche Plaketten eigener Schweiss aufgewandt wurde. So sind nach eigenen Angaben alle 800 Stück der Inwiler Fröschenzunft von Hand bemalt. Auch die Walchwiler Hudiväter haben bei der Vollendung ihrer 1000 Exemplare selbst Hand angelegt.

Die Gestaltung der Abzeichen lässt in der Regel Rückschlüsse auf den Fasnachtsort und/oder die dahinterstehende Organisation zu – wenigstens für Eingeweihte. So führt etwa die aktuelle Plakette der Fasnachtsgesellschaft Faschall Allenwinden die Serie «Alte Wohnhäuser» fort, sie zeigt den Muserhof im Obergrüt. Die Steinhauser weichen davon ab, indem sie das Motto des jeweiligen Oberhauptes abbilden, schreibt Christina Lacher, Vorstandsmitglied der Fasnachtsgesellschaft. In Oberägeri zeigt sie jeweils das Fasnachtsoberhaupt, den Legor, und wird vom Familien-Wappen eines Korporationsnamens (dieses Jahr «Meier»), der aktuellen Jahreszahl und der jeweiligen Fasnachtsausgabe (die aktuelle ist nach eigenen Angaben die 184.!) umrahmt.

Im Übrigen lassen alle erwähnten Institutionen ihre Plaketten in der Schweiz herstellen, nur zwei aber im Kanton Zug: Die Fröschenzunft und die Fasnachtsgesellschaft Walchwil setzen auf eine Baarer Firma. (Raphael Biermayr)