Von Nigeria nach Baar – ein langer Weg

Literatur & Gesellschaft

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Am vergangenen Donnerstag hielt Anthony Chukwu in der Rathusschüür in Baar einen Vortrag über sein Leben. Mit dreieinhalb Jahren zog seine Familie von einer nigerianischen Grossstadt in ein kleines Dorf. Dort wurde geprüft, ob er schulreif war: Er musste seine Hand über den Kopf legen.

Baar – Da er das andere Ohr erreichte, war klar: schulreif. Nach ein paar Jahren wurde er in ein Elitegymnasium eingeteilt. Seine älteren Geschwister mussten das Schulgeld bezahlen.

Berufswunsch Kaplan

Der Kaplan dort war sein grosses Vorbild. Erstens hatte er ein Auto und zweitens trainierte er die Jugend im Fussball. Nach der Matura wurden 30 Personen zum Bischof gerufen. Dieser wählte zehn aus, darunter Anthony. Er studierte aber erst Philosophie. Für das anschliessende Theologiestudium schickte man ihn nach Österreich in ein Kloster. Die Priesterweihe fand vier Jahre später in seinem Heimatdorf in Nigeria statt. Fünftausend Menschen kamen. Nun war er zwar Priester, aber immer noch wissensdurstig und so durfte er in Basel ein Psychologie-Studium anhängen. Seine Doktorarbeit machte er über Religionen in Nigeria.

Er unterstützt 50 Personen in Nigeria

In Baar ist Anthony schon lange Pfarrer, und seine Familie schreibt immer: Bleib dort. «Denn ich bin der grosse Geldgeber, nicht nur für meine neun Geschwister, sondern für die gesamte Familie, das sind fünfzig Personen. Es ist ein Fass ohne Boden. Manche wollen Geld fürs Studium, manche möchten ein Geschäft aufbauen. Wenn ich dafür Geld schicke und später danach frage, heisst es oft: Hat nicht geklappt.» Anthony lacht. Sobald er in sein Heimatdorf kommt, wird die Schule für einen Tag geschlossen. Er gibt Geld für Essen und die Kinder feiern ihn wie einen König.

«Man lacht in Baar nicht so oft wie in Nigeria. Nicht selten werde ich gefragt, weshalb ich lache. Und manchmal weiss ich keine Antwort.»

Für den Donschtig-Träff: Ute Ruf