Der Mai steht im Zeichen des «Königs aller Instrumente»
Theater & Tanz, Musik
Die Orgeltage stehen vor ihrer 32. Ausgabe. So international die Künstler an den Tastaturen, so international die Werkwahl aus allen Epochen.
Zug – «Die orgl ist doch in meinen augen und ohren der könig aller instrumenten», schrieb Wolfgang Amadeus Mozart im Herbst 1777 an seinen Vater. Diesem «König der Instrumente» wird bekanntlich auch im Kanton Zug reichlich Ehre erboten, wo es mehrere vorzügliche Instrumente von überregionaler Bedeutung gibt. Traditionelle Konzertreihen, die weitherum Einzigartigkeit geniessen, machen Stadt und Kanton mehrmals jährlich zum temporären Mekka für Liebhaber gehobener Orgelkonzerte. Seien es die beliebten, seit gut zwei Jahrzehnten stattfindenden Abendmusiken oder die bereits ebenso lange existierende Zuger Orgelwanderung und selbstverständlich die internationalen Zuger Orgeltage. Deren 32. Ausgabe steht kurz bevor, und internationale Grössen teilen sich die Orgelmanuale in den Zuger Kirchen mit Virtuosen aus der Region. Wie gewohnt sind auch dieses Jahr sämtliche Konzerte kostenlos. Für die Deckung der Ausgaben gibt es zum Schluss jeweils eine Kollekte.
Der Organisator spielt mit
Festival-«Schirmherr» Olivier Eisenmann hat auch heuer keine Mühe gescheut, namhafte Organisten aus dem In- und Ausland zu engagieren. Somit ist auch das Programm stilistisch breit gefächert mit Musik aus praktisch allen Epochen. Auch Eisenmann selbst wird wieder aktiv in die Tasten greifen. Der in Zürich geborene Musiker blickt auf eine reiche Konzerttätigkeit in ganz Europa zurück und wirkt an internationalen Festivals in Europa und Übersee mit. Eisenmann hält Vorträge an mehreren Hochschulinstituten und leitet Meisterklassen. Seine Wohngemeinde Weggis hat ihm die «Weggiser Rose» verliehen als Anerkennung für seine kulturelle Tätigkeit.
Musik aus mehreren Jahrhunderten
Zur Werkvielfalt an den internationalen Zuger Orgeltagen 2014 tragen der eingangs zitierte Mozart bei und selbstverständlich wie immer Johann Sebastian Bach. Neben diesen beiden sind zahlreiche weniger bekannte Namen im Programm zu lesen, von denen ein grosser Teil im 20. Jahrhundert gelebt und gewirkt hat. Einige zeitgenössische, an diesem Festival aufgeführte Komponisten weilen noch immer unter uns und sind schaffenskräftig aktiv.
Am ersten Konzert am kommenden Sonntag in Rotkreuz tritt die Orgel mit einer Trompete ein Duett an. Die beiden Franzosen Marie-Cécile Lahor an der Tastatur und Thierry Micalet an der Trompete spielen gemeinsam ein Programm aus dem 18. Jahrhundert mit einer Ausnahme: Der 1940 verstorbene Komponist Jehan Alain wurde gerade mal 29 Jahre alt. Von ihm erklingt ein Scherzo aus seiner «Suite für Orgel».
Am zweiten Konzert legt der russische Organist Rubin Abdullin neben barocken Werken einen Schwerpunkt auf neuzeitliche Werke von Komponisten seines Heimatlandes. Ebenfalls vermehrt aus neuerer Zeit und der Spätromantik – ist die Werkwahl am darauf folgenden Konzert mit Organisator Olivier Eisenmann in Walchwil. Zu seinem Orgelspiel wirkt die international tätige Verena Steffen aus Weggis an der Flöte.
Mit baskischen Tönen ins Finale
Musik aus drei Jahrhunderten gibt es am Doppelorgelkonzert von Jonas Herzog, dem Hauptorganisten zu St. Martin in Baar, und Gedymin Grubba zu hören. Der gebürtige Danziger Grubba ist seit 1996 als Organist tätig und gab seither über 1000 Konzerte rund um den Globus. Der vielfache Gewinner renommierter Orgelwettbewerbe ist Hauptorganist an mehreren Kirchen im Bistum Danzig und leitet Meisterklassen in Europa, Nordamerika und Australien.
Vom Interpreten selbst moderiert ist das Konzert in Oberwil: Der Tiroler Helmuth Luksch, Titularorganist in Klagenfurt und Dozent an der Universität für darstellende Kunst in Wien, spielt dabei drei Werke von Johann Sebastian Bach und zwei aus der eigenen Feder.
Ein weiterer barockaler Akzent mit viel Bach und zwei Vertretern der romantischen Epoche erfolgt am Konzert des Bielefelders Holger Gehring. Ins Finale gehen die internationalen Zuger Orgeltage 2014 schliesslich Mitte Juni mit einem sehr iberisch geprägten Schlusskonzert an der Goll-Orgel in der reformierten Kirche Zug. Der in San Sebastián geborene Organist Esteban Elizondo Iriarte interpretiert sieben Orgelwerke von sieben spanischen Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts, von denen die meisten wie der Organist selbst aus dem Baskenland stammen. (Andreas Faessler)