Die eigenen Inseln erschaffen

Kunst & Baukultur

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Die Künstlerin Verena Voser zeigt in der Zuger Galerie Carla Renggli neue Werke: Es sind Erkundungen aus der Abgeschiedenheit und «Quasi-Früchte» der Pandemie.

  • In ihren Werke lotet die Künstlerin Spannungsfelder aus. (Bild Mathias Blattmann)
    In ihren Werke lotet die Künstlerin Spannungsfelder aus. (Bild Mathias Blattmann)

Zug – Auf dem hellen Hintergrund des Bildes schweben unzählige kleine Inseln. Das Insel-Motiv gehört zu einer der neuen Werkgruppen von Verena Voser, die unter dem Titel Erkundungen derzeit in der Galerie Renggli in der Zuger Altstadt ausgestellt sind. Am vergangenen Samstag war Vernissage.

Die Künstlerin lotet gerne Spannungsfelder aus. So hat sie sich in der durch die Pandemie erlassenen Einschränkungen ihre eigenen Archipele geschaffen. «Die Leute beklagten die völlige Isolation als negativ und sehnten sich nach einer Insel. Sie haben es nicht vertragen, hier gefangen zu sein. Das ist ein Widerspruch, denn sie waren ja wie auf einer Insel», sagt Voser. Sie selber habe das nicht im Geringsten belastet. Die eigenen Empfindungen und das Verhalten der Umwelt bei eingeschränkter Kommunikation führten bei der Zugerin zu spannenden Impulsen. Daraus entstand das Insel-Motiv, das sie unter dem Titel «Les archipels» in mehreckigen Variationen ausgeführt hat. Da gibt es «Familiengruppen» mit den gleichen mit Feder und Tusche gezeichneten Mustern. «Ich legte den Fokus auf die Vierecke selbst. Sie veränderten ihre Formen und wurden zu individuellen Inseln, Inseln der Sehnsucht, der inneren Freiräume, der Entspannung und des heilen Lebens», erklärt die Künstlerin.

Auf einem dieser Exponate hat sie Auszüge aus persönlichen Emails von befreundeten Personen, die auf die schwierige Situation reagierten, ins Innere der Inseln handschriftlich übertragen – rund um ein Zentrum herum. Die Formen dieser fünfeckigen Inseln erinnern an Kuverts. Sie habe sich damals die Frage gestellt: «Was macht das mit mir, wenn ich mich nicht über den Konsum ablenken kann?» Und beantwortet sie heute so: «Es ist wichtig, dass man sich durch äussere Begrenztheiten nicht eingeschränkt fühlen muss. Wenn etwas stillsteht, besteht die Möglichkeit für etwas anderes, oder etwas kommt in Bewegung. Als Künstlerin kann ich mir den Freiraum nehmen. Das zeige ich, und dafür mache ich mich stark.»

Kunst wird zum Bilderbuch

Das Thema Erkundungen hat sie in Varianten durchgespielt und ihre Gedanken bildlich in ihren Werken umgesetzt. Aus diesen Überlegungen sind auch die übrigen Werkgruppen entstanden, wobei sie technisch früher schon ein Baumwolltuch als Bildträger verwendet, ergänzt mit Japanpapier und Porzellan oder Bienenwachs. Auch hier erweist sie sich als kunstvolle Zeichnerin, die über einen Reichtum an filigranen Mustern verfügt, die sie in stundenlanger Arbeit mit Tusche aufträgt. Verena Voser setzt verschiedene Techniken ein, diesmal steht die Tusche im Zentrum der Zeichnungen. Bei «Les sillonages» mit den verschlungenen Wegen sind die weissen Vierecke aus erstarrtem Porzellan, unbeweglich, abgegrenzt und konzentriert. «Der Einsatz der verschiedenen Materialien erfordert viele Arbeitsschritte und braucht Zeit.»

Als originelles Kommunikationsmittel hat sie Karten mit dem Insel-Motiv auf Stoff mit Silber- und Goldtusche gestaltet. Wie Personen hat jede Kartenserie einen eigenen Charakter. Doch besonders stolz ist Verena Voser auf die Kunstbücher «Les iles» mit je sechs farbigen kleinformatigen Bildern, die sie selber eingebunden hat. «Man sieht nur immer ein Sujet. Man muss sich fokussieren und aushalten können, dass man nicht alles sieht.»

«Erkundungen», von Verena Voser, bis 25. Februar in der Galerie Renggli, Ober-Altstadt 8, Zug. Offen Mi–Fr 14–18 Uhr, Sa 10–16 Uhr. So, 19. Februar, Begegnung mit der Künstlerin, 14–17 Uhr. (Text von Monika Wegmann)